Die knapp 1,6 Kilogramm schwere Figur ist das Modell der Madonna auf dem Marienbrunnen auf dem Ladenburger Marktplatz. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Für die Auktionatoren Jörn Molzen und Barbara Schaumann war die Schmuckauktion im Auktionshaus Seidel am Freitagabend ein großer Erfolg. Unter den Hammer kamen 700 Stücke, darunter auch das Modell der Madonna auf dem Ladenburger Marienbrunnen. Ein privater Käufer ersteigerte es für 2000 Euro und will es dem Lobdengau-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen.
Das Interesse an der Versteigerung war wegen der Silber-Madonna besonders groß. Das 1,6 Kilogramm schwere Kunstwerk aus purem Silber fiel Molzen, als es ihm angeboten wurde, gleich als besondere Rarität auf. Es stammt aus dem Nachlass des Bildhauers Hans Volker Dursy, der den Ladenburger Marienbrunnen auf dem Marktplatz gestaltet hatte. Molzen hoffte sehr, dass die Maria in Ladenburg bleiben kann.
Die Geschichte von der Silber-Madonna löste auch Diskussionen im Stiftungsrat des Lobdengau-Museums aus. Der Stiftungsratsvorsitzende Rainer Beedgen vertrat die Meinung, dass das Modell aus dem Jahr 1976 einen Platz im Museum bekommen sollte. Leiter Andreas Hensen war ebenfalls begeistert, als er sich die Silber-Madonna ansah. "Konzeptionell passt dieses Modell hervorragend in die Abteilung christliche Kunst des Museums", sagte Hensen der RNZ im Vorfeld der Versteigerung. Er hoffte, dass es der Museumsstiftung gelingt, das Silber-Modell zu ersteigern.
Daraus wurde zwar nichts, aber die Madonna kommt wohl trotzdem ins Lobdengau-Museum – jetzt eben als Dauerleihgabe.
Angeboten wurde das Modell für 650 Euro, aber Molzen war schnell klar, dass der künftige Besitzer tiefer in die Tasche greifen muss. Einige Tage vor der Auktion kontaktierte ein Bieter den Inhaber der Ladenburger Schmuckauktion und gab ein persönliches Gebot in Höhe von 2000 Euro ab. Es seien auch zahlreiche Gebote per E-Mail eingegangen, sagte Molzen. Als Auktionatorin Pia Seidel die Nummer 9419 aufrief, war ihre erste Preisansage 2000 Euro. Die zwei Telefon-Mitbieter wollten das Gebot nicht überbieten. So war der Deal nach nur zwei Minuten abgeschlossen.
Für den Stiftungsrat des Lobdengau-Museums saß Rainer Beedgen am Telefon. Er hätte gerne mit seiner Frau Carola Schuhmann, die Vorsitzende des Heimatbundes ist, auf den erfolgreichen Ankauf angestoßen. Daraus wurde nichts, denn der Stiftungsrat hatte zuvor festgelegt, dass man nicht mehr als 1300 Euro für die Silber-Maria ausgeben wolle.
Die Verdoppelung des Katalogpreises wurde auch damit gerechtfertigt, dass der Heimatbund den Marienbrunnen bereits im Jahre 1976 aus Mitteln der Hauber’schen Stiftung bezahlt hatte. Zu Dursys Kunstwerk auf dem Marktplatz hat der Geschichtsverein daher eine besondere Beziehung.
Als Beedgen um 21.45 Uhr den Anruf einer Dame aus dem Aktionshaus erhielt, war er noch guten Mutes, dass der Ankauf gelingen könnte. Doch schnell war klar: Das aufgerufene Erstgebot in Höhe von 2000 Euro ist zu viel. Der Traum war geplatzt. Das nahm der Bieter der Museumsstiftung jedoch sportlich. "Wir haben es versucht, und es hat nicht geklappt. Solche Geschichten wurden schon in größeren Museen auf der ganzen Welt geschrieben", sagte Beedgen. Privatkäufer hätten bei solchen Versteigerungen einfach die besseren Karten. "Das war doch eine schöne Episode. Die Marienfigur des Marktplatzbrunnens stand in den letzten Tagen im Rampenlicht, und das war gut so", sagte Beedgen.
Auch Molzen ist mit dem Abschluss der Geschichte zufrieden. "Jetzt ist die Sache rund", meinte der Inhaber der Schmuckauktion. Er ist zufrieden, dass das Marien-Modell als Dauerleihgabe ins Museum kommt. Der Käufer wolle sich nicht öffentlich zeigen. Er sei aber ein Ladenburger, der sich in der Stadt wohlfühlt und dem Lobdengau-Museum danken wollte. Er sei von der Aufarbeitung der Stadtgeschichte beeindruckt, gab Molzen an.
Die Nachricht von der Dauerleihgabe freute Museumsleiter Hensen sehr. Er dankte aber auch der Museumsstiftung, die alles versucht hatte, um die Silber-Madonna anzukaufen. "Heute ist ein guter Tag für das Museum", befand Hensen abschließend.