"Ich hätte nicht gedacht, dass die Fähnchen solche Emotionen wecken", sagte Bürgermeister Schmutz.
Von Axel Sturm
Ladenburg. Die Premiere ist gelungen: Erstmals eröffnete Bürgermeister Stefan Schmutz mit dem Fassbieranstich das Ladenburger Altstadtfest. Und es hätte besser kaum laufen können. Als die Traditionshymne, "Das Badner Lied", gespielt von der Stadtkapelle unter Leitung Helmut Baumer ausklang, schritt Schmutz am Samstagvormittag zur Tat. Früher hat er mit Freunden gerne in Ladenburg gefeiert, nun durfte er das 44. Altstadtfest eröffnen. "Das ist eine Ehre für mich", sagte Schmutz, dessen Rede bei den Gästen vor der Festbühne auf dem Marktplatz gut ankam. Er machte Mut, dass das Wetter trotz aller Vorhersagen doch gut werden würde. Und tatsächlich musten die Besucher nur kurz am späten Nachmittag ihre Regenschirme auspacken, ansonsten herrschte auch am Sonntag bestes Altstadtfestwetter.
Den Fassanstich wollte Schmutz bei seiner Premiere persönlich erledigen, kommendes Jahr will er sich Unterstützung holen. "Ich weiß, Sie warten darauf, dass es schief gehen wird", sagte Schmutz und von den Zuschauern schallte ein demotivierendes "Ja" auf die Bühne. Locker erzählte der junge Familienvater, dass er auf Youtube zahlreiche Videos zum Thema Fassanstich angesehen habe. Und Freitagnacht habe er sich vorm Einschlafen immer wieder zugeredet, dass alles gut gehen werde. Nun stand das Festbierfässchen, zum ersten Mal Lobdengaubier der Ladenburger Lobdengaubrauerei, bereit. Der Hammer lag daneben, nur die Bierschürze war auf einmal nicht mehr aufzufinden. Stadtrat Peter Hilger half. Er spurtete in seine Wohnung am Marktplatz und brachte Schmutz eine hirschlederne Schürze.
Konzentriert schlug der Bürgermeister dann auf den Zapfhahn. "Das sieht gut aus", meinte Braumeister Kai Müller, der danach den Daumen hochhob.Und alle, die eine Bierdusche für die Gäste in der ersten Reihe erwarteten, wurden enttäuscht: Gerade einmal drei Schläge hatte Schmutz gebraucht, so wenige, wie noch kein Ehrengast zuvor. "Das kann nicht sein", schüttelte der Paternioner Bürgermeister Alfons Arnold den Kopf. Vor einigen Jahren hatte das Gemeindeoberhaupt der Partnerstadt selbst die Ehre, einen Fassanstich vorzunehmen. Und bei ihm ging alles schief: Der halbe Marktplatz war mit Bierschaum überzogen, er selbst so eingeschäumt, dass er danach seine Trachtenkleidung wechseln musste.
Arnold feierte in diesem Jahr sein 30. Altstadtfestjubiläum. "Es ist immer wieder schön, rauszufahren nach Ladenburg", sagte der Kärntner, der wieder ein Gastronomieteam mitbrachte, das Kärntner Spezialitäten wie Speck und Bergkäse dabei hatte. Für den Standbetreiber Hannes Serro war es eine Premiere. Weil die Stammbesetzung krankheitsbedingt ausfiel, sagte er zu, als er von Arnold gefragt wurde, mit nach Ladenburg zu kommen. Und Familie Serro erwies sich als Glücksgriff. Die Qualität der Produkte war erstklassig und Serro betonte stolz, dass auf seinem Bauernhof in der Marktgemeinde alles selbst produziert werde. Die musikalische Umrahmung übernahm der ladenburgerfahrene Hans Piery am Akkordeon.
Der meiste Applaus bei der Eröffnung brandete auf, als Schmutz beschrieb, wie die Altstadtfestfähnchen in den Gassen aufgehängt wurden. "Ich hätte nicht gedacht, dass die Fähnchen solche Emotionen wecken", sagte der Bürgermeister. Aus Spargründen wurden die Fähnchen im Vorjahr gestrichen, es gab Proteste und die Verwaltung musste sich viel Kritik anhören. "Jetzt hängen die Wimpel wieder", rief Schmutz in die Menge. Das sei einer "vorbildlichen Kooperation" zwischen dem Bauhof und der Handwerksfirma Heid Heizungs- und Sanitärtechnik zu verdanken.
Schmutz freute sich auch über die Unterstützung zahlreicher weiterer Sponsoren, die er im Anschluss zum traditionellen Rundgang einlud. In diesem Jahr genossen sie das Willkommensgetränk beim Tennisclub in der Gerberstiege, nahmen das Mittagessen bei der Ladenburger Sportvereinigung in der Antoniusscheuer ein und erhielten am Paternionstand einen Verdauungsschnaps aus der Partnerstadt.