Eine Familie mit Täufling, Pateneltern und Pfarrerin Sabrina Aras (Ladenburg) nach dem Taufakt im Neckar. Foto: Kraus-Vierling
Von Stephan Kraus-Vierling
Ladenburg. Am Unteren Neckar aufzuwachsen, ist allein schon schön; doch für 26 kleine oder schon größere "Gotteskinder" bekam der heimische Fluss jetzt eine ganz besondere Bedeutung. Sie wurden am Sonntag an der Ladenburger Festwiese im Neckar getauft.
Die Pfarrerinnen und Pfarrer der fünf evangelischen Kirchengemeinden von Ladenburg, Ilvesheim, Heddesheim, Edingen und Neckarhausen stiegen mit den Eltern, Pateneltern und den Täuflingen ein paar Schritte in den Fluss, um mit dessen - ja heute wieder viel saubereren - Wasser die symbolische Aufnahme in die Glaubensgemeinschaft zu vollziehen.
Gottesdienst auf der Festwiese
Vor dem von Verwandten, Freunden und Bekannten mitverfolgten Taufakt gab es einen Gottesdienst auf der großen Festwiese neben dem Fischerfest-Zelt. "Wir alle dürfen heute nass werden, Gott sei dank nicht von oben", dankte Ladenburgs Pfarrer David Reichert bei der Begrüßung für den strahlenden Sonnenschein. Wobei es Petrus wieder mal fast zu gut meinte: So hatte mitten im Gottesdienst der Edinger Pfarrer Matthias Schipke - wohl wegen der Hitze - einen Schwächeanfall. Binnen Minuten trafen Johanniter und Notarzt ein. Schipke konnte selbst zum Rettungswagen laufen, und nach medizinischem Check und Versorgung kam von seiner Ilvesheimer Kollegin Eva Weiser die erleichternde Nachricht, dass es ihm besser gehe und er die Edinger Glaubenskinder persönlich taufen könne.
Unter Begleitung des Evangelischen Posaunenchors Ladenburg (Leitung Stephan Kirsch) und Gitarren-unterstützt von Diakon Thomas Pilz wurden Lieder mit Lebens(quell)-Bezug gesungen. "Woran soll uns das Wasser erinnern?", fragte Heddesheims Pfarrer Dierk Rafflewski in einer Reflexion zur Symbolkraft. Dazu gab’s ein Quiz, von Rafflewski und Kollegin Franziska Stoellger mit den Jungschar-Kindern vorbereitet.
Vier biblische Figuren waren vom Publikum zu erraten, vorgestellt in Kostümen, mit Kulissen sowie Stichwort-Sätzen zu den schicksalhaften "Wasser-Erlebnissen": Noah und die Sintflut, Moses und das geteilte Meer, Noah und der Walfisch sowie Petrus’ Rettung auf dem See Genezareth wurden "bibelfest" gleich erkannt. "Wollt Ihr Eure Patenkinder in der Liebe Jesu begleiten?", fragte Neckarhausens Pfarrerin Antje Pollack die Eltern und Pateneltern - und nach "Ja, mit Gottes Hilfe!" ging es zum Neckar.
Die Geistlichen hatten ihre Schuhe gegen Flipflops getauscht, um nun mit jeder Familie einzeln knöchel- bis wadentief ins erfrischende Nass zu steigen - zur Sakraments-Spendung im kleinen, persönlichen Kreis. Ein Vater vertraute dem Fluss eine Flaschenpost mit guten Lebens-Wünschen an. Die Mutti von Baby Emil aus Edingen fand die Taufform "super, weil wir den Neckar so mögen - und Papa ist ein Angler." Nicht minder freuten sich die Eltern des halbjährigen Lennard über dieses Angebot, werde so doch "ein Bezug zu unserer Heimat hergestellt". Auch der kleine Täufling erkannte wohl, dass dies etwas Besonderes war: Den Gottesdienst über hatte er tief geschlafen, doch unmittelbar, bevor’s zum Wasser ging, wachte Lennard auf.