Ladenburg

Mehr als 2000 Zwiebeln für die Artenvielfalt

Eine neue BUND-Gemeinschaftsaktion sucht wieder "Wege zur Artenvielfalt".

15.11.2020 UPDATE: 16.11.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Peter Petersen, Andreas und Gaby Lux (v.l.) steckten an der Deichwiese und im Bereich des Lobdengau-Museums viele Zwiebeln und Knollen in die Erde. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Die Aktion "Wege zur Artenvielfalt" um die örtliche BUND-Gruppe, die Grünen und die Ladenburger Landwirte hat viel vor in der Römerstadt. Am Wochenende haben die Aktiven über 2000 Blumenzwiebeln eingepflanzt.

"Der fortgeschrittene Rückgang der Arten und die Folgen sind erschreckend: Ein Drittel aller Insektenarten sind vor dem Aussterben – wir müssen daher schnellstens handeln", begründeten die Organisatorinnen, Andrea Schieder und Marita Möller, das jüngste Projekt "Blühstreifen pflanzen". Schieder und Möller wollen so die Ladenburger dafür sensibilisieren, sich für die Erhaltung der Artenvielfalt einzusetzen.

Die Allianz, die sich in Ladenburg für den Artenschutz formiert hat, findet Schieder gut. "Wir sind froh, dass auch die Landwirte mit im Boot sind – es ist immer zielführender, miteinander zu handeln als Schuldzuweisungen in den Raum zu stellen", sagt sie. Beruflich beschäftigt sie sich mit der Entwicklung von Saaten. Schieder hat es damals nicht gefallen, als beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" die Bauern an den Pranger gestellt wurden, weil sie verantwortlich für das Bienensterben sein sollen. Schieder empfahl, Ladenburg als Beispiel zu nehmen. Dort arbeiteten der Vorsitzende des Bauernverbandes, Steffen Linnenbach, und die Umweltschützer vorbildlich zusammen, und stellten Projekte auf die Beine.

Gut angenommen wurden zum Beispiel die "Kutschenfahrten durch die Ladenburger Felder". Bei einer Fahrt mit Kutscher Michael Lehrian hatten Interessierte ein schönes Erlebnis mit Wissenszuwachs beim Thema Artenvielfalt.

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Das dabei eingenommene Geld floss nun in das dritte Projekt "Blühstreifen fördern". Die Artenschützer kauften über 2000 Zwiebeln und Knollen im Wert von 500 Euro und setzten sie im Bereich des Lobdengau-Museums und an der Deichwiese. Zwar wird das Resultat erst in ein paar Monaten zu sehen sein, aber klar ist schon jetzt, dass mit der Aktion etwas Gutes für zahlreiche Insekten, Vögel und Kleintiere erreicht ist. Denn die Blühstreifen bieten diesen Tieren einen wichtigen Lebens- und Rückzugsraum.

"Der Herbst ist die beste Zeit, um Blumenzwiebeln zu stecken", informiert Schieder bei der Pflanzaktion. Auch auf das optische Ergebnis im Frühjahr freut sie sich schon jetzt. Viel wichtiger sei aber, dass Bienen und Insekten dadurch eine erste Nahrungsquelle bekommen.

Schieder hofft, dass möglichst viele Mitstreiter die Aktion unterstützen. Gartenbesitzer sind aufgefordert, Blumenzwiebeln zu stecken, aber Pflanzenkästen auf dem Balkon können zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen.

Schieder und ihr Mann Max Keller, der Baumschulen-Ingenieur ist, haben sich im Vorfeld Gedanken gemacht, welche Frühblüher zu Ladenburg passen. Bereits im Februar soll der Wildkrokus in den klassischen Farben gelb, lila und weiß auf der Deichwiese sprießen. Krokusse haben übrigens keine Zwiebeln, sondern Knollen, erklärt die Expertin. Sie hat hunderte Tütchen Wildkrokusse abgepackt. Am Tor der Neugasse 6 können sie gegen eine Spende abgeholt werden.

Gesteckt wurden bei der Pflanzaktion aber auch Zwiebeln des weißblühenden Milchsterns, der in Fachkreisen übrigens "Gärtnerschreck" genannt wird. Denn ist der Milchstern einmal im Garten angesiedelt, bekommt man ihn nie wieder los. Auch die bei Ameisen beliebte Traubenhyazinthe wurde in den Boden gebracht, ebenso Goldlauch-Zwiebeln. Und nicht zuletzt wird der gelbblühende Winterling die Blühstreifen verschönern. Erledigt war die Aktion am Samstagvormittag innerhalb von nur ein paar Stunden, denn es beteiligten sich auch zahlreiche BUND-Mitglieder.

Gaby Lux, die einen Teil des BUND-Bauerngartens pflegt, nahm sich gerne die Zeit, um die Aktion zu unterstützen. Die Arbeiten im Bauerngarten am Rande des Reinhold-Schulz-Waldparks sei jetzt überschaubar. "Die Blühstreifen-Aktion finden wir klasse – klar, dass wir gerne mithelfen", sagt Gaby Lux abschließend.

Die gemeinsamen Projekte von BUND, Bündnis 90/Die Grünen und Ladenburger Landwirten erzielten viel Aufmerksamkeit. Die brauche es auch für Veränderungen, sagten Schieder und Möller. Gut angenommen werde der "Weg der Artenvielfalt", der in diesem Jahr angelegt wurde. Informationstafeln weisen darauf hin, wo Schwachstellen sind, und was getan werden muss, um die Artenvielfalt zu fördern. Die Landwirte säen aktuell Winterweizen aus, der noch im Herbst grünt. Die Zwischenfrucht reduziert später den Bedarf an Pestiziden. Die Bauern leisten so einen Beitrag zur Artenvielfalt, denn die Böden werden nährstoffreicher. Das erhöht einerseits den Ertrag auf den Feldern, kommt aber auch Insekten und anderen Tieren zugute.

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