Hier wird die Draußenschule zu Hause sein. Im ehemaligen Vereinsheim der Vogelfreunde sowie im Schuppen nebenan stehen aber zunächst umfangreiche Baumaßnahmen an. Foto: skb
Ladenburg. (skb) Die geplante Draußenschule im Waldpark ist auf einem guten Weg: "Seit 2018 arbeiten wir intensiv mit verschiedenen Menschen an diesem inzwischen unglaublich vielschichtigen Projekt und sind schon wahnsinnig weit gekommen", sagte Pädagogin Carolin Rückert im Rahmen der jüngsten und gut besuchten Informationsveranstaltung. Sie dankte insbesondere auch Bürgermeister Stefan Schmutz und dem Gemeinderat für "große Unterstützung".
Ein Meilenstein war die Genehmigung des pädagogischen Konzepts seitens des Kultusministeriums im Mai, "jetzt geht’s ans Bauliche". Dafür sind umfangreiche Baumaßnahmen im und am früheren Vereinsheim der Vogelfreunde sowie dem ehemaligen Schuppen nebenan geplant. Die Gebäude werden letztlich miteinander verbunden, in der Mitte entsteht eine Art überdachtes Atrium, ein Anbau ist ebenfalls geplant. Wenn all dies ebenfalls final abgenommen ist, hat die Draußenschule den Status einer vollwertigen, staatlich genehmigten Schule, die, so die Hoffnung der Initiatoren, im Schuljahr 2021/22 als Ganztags-Grundschule Fahrt aufnehmen kann.
Ausführlich stellte Rückert, die künftige Schulleiterin, die die Kinder im ersten Jahr gemeinsam mit Biologin und Streuobst-Pädagogin Sindy Grambow unterrichtet, das Konzept vor. Gute Erfahrungen mit Unterricht im Freien macht Rückert, seit 19 Jahren im Schuldienst tätig, bereits seit fünf Jahren. In Skandinavien ist das Konzept der "Udeskole" weit verbreitet, ein Fünftel aller dänischen Schulen habe es mittlerweile adaptiert. Eine Schulstunde im Freien, betont Rückert, "ist sehr gut geplanter und methodisch und didaktisch sehr gut strukturierter Unterricht". Je nach Thema werden passende Lernorte ausgesucht, die Lerninhalte möglichst vernetzt und Kooperationspartner wie etwa Vereine dazu gebeten. Wichtig sei eigenes kreatives Denken der Schüler, denen nicht nur vor-strukturierte Experimente serviert werden sollen: "Aber dazu braucht man Zeit."
Carolin Rückert (M.) wird die Draußenschule leiten und unterrichtet mit Sindy Grambow. Martin Ziegler unterstützt das Projekt. Foto: skbEin ganz wichtiges Stichwort. Nach Rückerts Erfahrungen ist selbst in den Grundschulen inzwischen "viel Stress angekommen": Schnelle Etikettierung und permanente Vergleiche der Schüler, Abhak-Mentalität in puncto Themen, Angst der Eltern, dass ihr Kind abgehängt wird. "Jedes Kind ist anders und lernt auch anders", sagt Carolin Rückert; in der Draußenschule wird daher auch auf individuelle Lernzeit gesetzt, sodass die Kinder im eigenen Tempo arbeiten können. Was keineswegs einem Freibrief zur Vermeidung ungeliebter Inhalte gleichkommt: "Wir werden Ihre Kinder sehr gut kennen und eventuellen Förderbedarf erkennen." Sorgen dahingehend, dass Lernziele nicht erreicht werden, sind unbegründet: "Wir erfüllen den Bildungsplan – nur auf andere Weise."
Ein Schultag an der Draußenschule dauert von 8 bis 15 Uhr, beinhaltet auch ein gemeinsames Mittagessen, und der Nachmittagsunterricht ist der Generationen-Werkstatt vorbehalten, bei der sich auch Eltern einbringen können, die Inhalte von Handarbeit über Sport bis hin zu Hauswirtschaftlichem vermitteln dürfen. Mitarbeit ist auch jetzt schon ein großes Thema: Der zweite Veranstaltungsteil war dem Netzwerken vorbehalten, in dem auch Dr. Martin Ziegler, Anita Köhler und Kim Hocke über Betätigungsfelder für Interessierte informierten, etwa im Rahmen der Themen Trägerverein, Mitwirkung am Bau oder auch Sponsoring. Apropos: Konkrete Zahlen zur Höhe des Elterngeldes konnte Ziegler noch nicht nennen: "Das hängt auch von Sponsoren ab." Fest steht aber, dass es eine einkommensabhängige Staffelung geben wird, wie Rückert sagte.
Ebenfalls fest steht, dass die Draußenschule im ersten Jahr mit maximal 25 Kindern in einer jahrgangsübergreifenden gemischten Gruppe starten wird – es dürfen also auch Zweit-, Dritt- und sogar Viertklässler kommen. Im zweiten Jahr, wenn die Schule wächst, wird eine zweite Gruppe eröffnet, das absolute Maximum liegt jedoch bei 40 Kindern.