Karl Morast vom Sängerkreis Weinheim (rechts) und Liederkranz-Vorsitzender Jörg Boguslawski (hinten) ehrten Sängerinnen und Sänger im Kaiserkeller. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Der Ehrungsbeauftragte des Sängerkreises Weinheim, Karl Morast aus Schriesheim, erlebte am Samstag im Kaiserkeller eine Premiere. "Ich habe schon viele Ehrungsfeiern besucht, aber so viele junge Menschen habe ich noch nicht gesehen", sagte er. Es gebe immer noch Chöre, die vor einer guten Zukunft stünden, so Morast.
Während in der vergangenen Woche bekannt geworden war, dass der Arbeitersängerbund Frauenchor aus Edingen-Neckarhausen aufgeben muss, weil die Sängerinnen fehlen, geht es dem Liederkranz wieder gut. Der Sängerkreis Weinheim stehe insgesamt nicht schlecht da, meinte Morast, der sogar über einen Zuwachs von zwei Chören berichten konnte. Er weiß aber auch, dass nicht wenige Vereine überaltert sind und vor einer schwierigen Zeit stünden.
Damit ein Chor überleben kann, so Morast, seien vor allem zwei Kriterien ausschlaggebend: Die Führungsverantwortlichen müssten Tradition und Moderne in Einklang bringen. "Dies ist dem Liederkranz offensichtlich gelungen." Und man müsse eine musikalische Leitung gewinnen, die neuem Liedgut aufgeschlossen gegenübersteht, ohne das traditionelle Liedgut zu vergessen.
Es scheint, als habe der Liederkranz alles richtig gemacht. Mit Chorleiterin Sabine Dietenberger hat der Verein einen Glücksfall in den eigenen Reihen. Sie kann Sängerinnen und Sänger aller Generationen für die Chormusik begeistern. Und dennoch: Die Zeiten, als noch über 100 Sänger auf der Konzertbühne standen, die zuvor eine "Aufnahmeprüfung" bestehen mussten, sind vorbei.
Persönlichkeiten wie Gustav Schneckenburger, Karl und Ernst Höflein, Bruno Dieskau, Werner Konetzny, Walter Zahner, Hermann Gärtner oder Heinz Detmer haben sie noch erlebt, heute ist jedoch die nächste Generation an der Reihe, um den Verein zu führen. Bei der Ehrungsfeier war es jedoch eine schöne Geste, dass Vizedirigent Andreas Lange an die Leistungen dieser Liederkranz-Urgesteine erinnerte.
Auch ein moderner Verein, der gut dastehe, sollte wissen, wo seine Wurzeln sind, meinte Lange, der an diesem Abend selbst eine besondere Ehrung erfuhr. Er wurde vom Badischen Sängerbund für seine 25-jährige Chorleiterschaft mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.
Lange ist eine Stütze des Vereins. Seine Kreativität ist eine Bereicherung für das Vereinsleben, er ist nicht nur Vizedirigent, sondern auch Motor der Altstadtmusikanten, die beim Altstadtfest für Stimmung sorgen, und das Bindeglied zur Partnerstadt Paternion in Österreich. Dem Liederkranz ist es wichtig, die Freundschaft mit dem dortigen Männergesangverein aufrechtzuerhalten. Eine Erfolgsgeschichte ist auch der Chor "FrauenTerz", der im abgelaufenen Sängerjahr zehnjähriges Jubiläum feierte und einer der Gründe ist, warum dem Liederkranz vor der Zukunft nicht bange sein muss.
"Euer Jubiläumskonzert im Glashaus war für mich der bisherige musikalische Höhepunkt", lobte Vorsitzender Jörg Boguslawski, der auch das Engagement der Frauen im Vereinsalltag würdigte. Bei der Ausrichtung der Feste seien sie immer vertreten und übernähmen zudem Verantwortung in der Vorstandschaft. "Ihr bereichert den Liederkranz ungemein", sagte Boguslawski, der die Gründungsmitglieder Sabine Haneke, Ute Hellwig, Helma Kaindl, Barbara Oswald, Angelika Schifferdecker, Claudia Schmitt, Carola Sturm, Annette Wiemer und Hanne Zuber mit einer Urkunde auszeichnete.
Boguslawski dankte in seiner Rede auch Chorleiterin Sabine Dietenberger, die den Liederkranz musikalisch mit viel Hingabe und Kreativität leite. "Wir können uns keine bessere Chorleiterin vorstellen."
Folgende Mitglieder wurden beim Liederkranz für ihre langjährige Treue mit der Vereinsnadel ausgezeichnet:
20 Jahre: Jürgen Breusch
30 Jahre: Axel Hundsdörfer, Karl-Peter Meister, Franz-Josef Kasper, Herbert Weik
40 Jahre: Helmut Freund
50 Jahre: Erich Schwaner
65 Jahre: Ludwig Müller, Erwin Schmich, Karl Klumb