Bürgermeister Stefan Schmutz und der städtische Gebäudemanager Götz Speyerer (v.l.) erklärten beim Ortstermin im Wasserturm, was alles renoviert worden ist, und wie eine künftige Nutzung des historischen Gebäudes aussehen könnte. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. "Ladenburg kann stolz auf diesen Wasserturm sein, der in wenigen Wochen von der Stadt übernommen werden kann", sagte Bürgermeister Stefan Schmutz bei der Präsentation des Wahrzeichens am Mittwoch. Bis es so weit kam, hatte der 1903 erbaute Wasserturm eine regelrechte Odyssee hinter sich gebracht.
Er wurde 2003 an den Mannheimer Architekten Karl Heinz Erny zum symbolischen Preis von einem Euro verkauft. Erny wollte den Wasserturm zu einem Museum für alte Tonträger machen. Die Planungen wurden aber nie verwirklicht. Baulich ging es mit dem Turm bergab, und als erste Putzstücke auf den Boden krachten, musste die Stadt aus Sicherheitsgründen handeln. Um den Turm musste eine Sicherheitszone errichtet werden, sodass die Verkehrssicherheit erst einmal hergestellt war. Zufrieden war Bürgermeister Stefan Schmutz mit dieser Lösung aber nicht.
Es gelang ihm sogar, einen Gönner zu finden, der den Wasserturm von Erny zurückkaufte und die erforderliche Renovierung bezahlte. Wer der edle Spender ist, wollte Schmutz auch beim Pressetermin am Mittwoch nicht verraten. "Der Eigentümer wird in wenigen Wochen den Wasserturm an die Stadt zurückgeben", sagte Schmutz. Die Schenkung sei mit dem Kommunalrechtsamt abgeklärt. Sie darf von der Stadt Ladenburg angenommen werden und es sei nicht erforderlich, dass der Stifter seinen Namen preisgeben muss.
Ob sich der Sponsor, der wohl einige Hunderttausend Euro, wenn nicht gar eine siebenstellige Summe in das Projekt gesteckt hat, beim offiziellen Einweihungsfest des Wasserturms outen wird, weiß Schmutz nicht. Er sprach nur von der Vorgabe des Stifters, dass der Wasserturm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. In diesem Zusammenhang erläuterte Schmutz, dass es wohl keine geregelten Öffnungszeiten geben wird, an den Führungen angeboten werden können.
Ihm schwebt vielmehr vor, dass sich engagierte Bürger in einem noch zu gründenden Förderverein "Wasserturm" einbringen, ähnlich wie bei der Fähre im benachbarten Neckarhausen. Dort gründete sich ein Förderverein, nachdem das Transportmittel in kommunale Hand übergegangen war. Der Stifter machte außerdem zur Bedingung, dass der Wasserturm innen und außen in seinem Erscheinungsbild nicht verändert werden darf. Er soll als technischer Zeitzeuge dienen, um aufzuzeigen, wie man um 1903 die Wasserversorgung in Ladenburg sicherstellte.
Deswegen wurde die Technik wie die Anordnung der Pumpen und Wasserrohre nicht verändert. Sogar die damalige Lichttechnik wurde rekonstruiert. Der größte technische Aufwand war wohl die Erneuerung der Fugen des 42 Meter hohen Turms aus roten Backsteinen. Das alte Fugenmaterial des Turms wurde händisch herausgekratzt und durch eine neue Fugenmasse ersetzt. Allein damit waren sechs Handwerker sechs Monate beschäftigt. Insgesamt wurden neun Kilometer Fugen erneuert. Die Innenwände des Turms mussten statisch neu berechnet werden, denn es hatten sich bereits Risse gezeigt, die sich 40 Meter lang von unten nach oben zogen. Die Standsicherheit war aber nicht beeinträchtigt.
So konnten die Risse einfach verschlossen werden. Die Innenwände bekamen einen Anstrich mit weißer Kalkfarbe. Die im Laufe der Jahre eingerostete Wetterfahne an der Turmspitze wurde erneuert, die Fenster in den Originalzustand rückversetzt – alles in enger Absprache mit dem Landesdenkmalamt. Auch dem Naturschutz wurde Rechnung getragen. Vögel und Kleintiere werden nicht durch Lichtsmog gestört und für die Mauersegler wurden Nistkästen an der Fassade angebracht.
Schmutz rechnet damit, dass die Renovierung Ende März abgeschlossen sein wird. Auf der Turmspitze wird noch eine Kamera installiert, sodass die Besucher der Stadt-Homepage immer einen aktuellen Blick auf die Stadt haben. In den nächsten Tagen wird der Treppenaufgang erneuert, danach wird die neue Eingangstür angeschlagen. Im Frühjahr geht es an den Außenbereich. Der soll "ein Ort mit einer hohen Aufenthaltsqualität sein", sagte der Bürgermeister. Ein Einweihungsfest ist auch geplant – vorausgesetzt, Corona lässt das zu.
Für Veranstaltungen könne höchstens das Erdgeschoss genutzt werden. "Lesungen oder kleinere Konzert sollten hier machbar sein", so Schmutz. Auf den drei Plattformen des Turms sind keine Veranstaltungen möglich. Der Brandschutz schreibt einen zweiten Fluchtweg vor, und das sei finanziell und technisch nicht möglich. Schmutz und Gebäudemanager Götz Speyerer finden, dass der wichtigste Aspekt die Präsentation der alten Technik ist. Kleine Gruppen und Schulklassen sollen bald die Möglichkeit bekommen, sich das Bauwerk anzuschauen. Der Förderverein könnte Führungen anbieten.