Im Informatik-Unterricht üben die Achtklässler derzeit Programmieren. Das neue Profilfach IMP soll eine Alternative sein für alle Schüler, die nicht Spanisch oder Naturwissenschaft und Technik belegen wollen. Foto: Beckmann
Von Silke Beckmann
Ladenburg. "Ich freue mich, dass es das neue Fach gibt. Auf diese Weise können wir fortsetzen, was in Klasse sieben schon verpflichtend belegt wurde", sagt Hannes Koderisch, Lehrer am Carl-Benz-Gymnasium (CBG), über IMP. Das Kürzel steht für "Informatik, Mathematik, Physik" und ist neues Profilfach, das seit diesem Schuljahr am CBG gelehrt wird und Achtklässlern eine weitere Wahl-Alternative zu Spanisch oder NwT (Naturwissenschaft und Technik) bietet.
Die Schüler intensiver auf die Herausforderungen der digitalen Gesellschaft vorzubereiten, hatte die Landesregierung vor der Einführung als Ziel genannt. IMP stand erstmals im Schuljahr 2018/19 auf dem Lehrplan von zunächst 56 Gymnasien in Baden-Württemberg, seit September wird das Profilfach auch am CBG unterrichtet. Beginnend in Klassenstufe acht stehen vier Wochenstunden im Lehrplan, wobei zwei Stunden auf Physik und Mathematik entfallen, die anderen auf Informatik.
Einblick in den Unterricht gewährten kürzlich Informatik-Lehrer Hannes Koderisch und sein für Physik und Mathematik zuständiger Kollege Markus Berberich. Ihre Schüler waren zu der Zeit im PC-Raum mit dem Thema Programmieren befasst. Unter den vielen Programmiersprachen hat sich die Klasse bereits mit Snap, Scratch und Java befasst, "im Moment benutzen wir App Inventor", erklärte die 13-jährige Hanna. Damit können die Schüler Apps programmieren, die sie auch auf dem eigenen Handy verwenden können. Die Entscheidung für IMP war Hanna nicht schwergefallen: "Spanisch wollte ich nicht machen, und IMP fand ich spannender als NwT, weil ich Mathe mag." Ähnlich argumentierte ihre Mitschülerin Amelie: "Mir macht es Spaß, mit Computern zu arbeiten und zu programmieren."
"Informatik ist heute ein wichtiger Teil der Grundbildung", führte Hannes Koderisch aus. Viele Facetten der Informatik, denen wir tagtäglich begegnen, seien von einer Art Black Box umgeben. "Und die möchte ich lüften."
IMP vereint Anteile aus allen drei Fächern. Ein Beispiel sind die Methoden zur Verschlüsselung von Daten: Mathematische Grundlagen werden im Mathematikunterricht vermittelt, einzelne Verfahren dann im Informatikunterricht analysiert. Ausgehend von der Frage, ob und inwieweit es sinnvoll ist, die eigenen Nachrichten zu verschlüsseln, steigen die Schüler tiefer in die Materie ein und überlegen sich, welche Verschlüsselung sich dafür am besten eignet: "Wir müssen Grundlagen vermitteln, sodass jeder sich die Technik erschließen kann." Bezüglich des Kurznachrichtendiensts WhatsApp etwa gibt Berberich zu bedenken: "Viele stellen sich vor, sie hätten eine direkte Verbindung. Aber dass die Nachrichten gar nicht in Deutschland bleiben, ist ihnen oft nicht klar." Zugleich wird Realitätsnähe geschaffen. Meldungen über einen Hacker etwa, der sämtliche Sicherheitssysteme lahmgelegt hat, klingen oft, als hätte sich Magisches zugetragen, findet Koderisch, der seinen Schülern zeigen möchte, dass dies nichts mit Hokuspokus zu tun hat: "Jeder von uns kann verstehen, was da passiert."
Ein anderes Beispiel für die Verzahnung der drei Fächer bietet die Glasfaserleitung für schnelle Datenübertragung: In der Physik wird vermittelt, wie Signale, zum Beispiel per Glasfaserleitung, übertragen werden, während in der Informatik gezeigt wird, wie etwa Bilder so codiert werden, dass sie überhaupt digital übertragen werden können. In der Mathematik wird die verwendete Codierung mathematisch untersucht.
Als Berufsvorbereitung versteht sich IMP jedoch nicht: "Das ist überhaupt nicht unser Ziel", unterstreicht Berberich. Vielmehr sollen Grundlagen geschaffen werden dafür, dass Schüler Entscheidungen treffen können. Nach dem Informatik-Unterricht in Klasse sieben greift IMP in den Stufen acht bis zehn. Jenen, die sich alternativ für die dritte Fremdsprache Spanisch oder aber NwT entschieden haben, bietet sich aber die Möglichkeit, in der zehnten Klasse im Rahmen einer AG wieder verstärkt in die Informatik einzusteigen.