Die neue Kita für sechs Gruppen in eingeschossiger Bungalowbauweise entsteht in der südwestlichen Ecke des Gemeindeparks, wo einst die vorhandene Kiesgrube als Müllabladestelle missbraucht worden war. Foto: sti
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Es war ein zähes Ringen, doch eine dünne Gemeinderatsmehrheit entschied: Die neue Kindertagesstätte im Gemeindepark in Edingen wird gebaut. Damit ist das 4,5 Millionen Euro teure Projekt auf dem weiteren Weg, das beauftragte Stuttgarter Büro MGF Architekten kann die nächsten Leistungsphasen in Angriff nehmen. Jan Kliebe stellte dem Gremium und den Zuhörern noch einmal die Planung vor, mit der die Stuttgarter aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen waren.
Demnach entsteht die neue Kita für sechs Gruppen in eingeschossiger Bungalowbauweise in der südwestlichen Ecke des Gemeindeparks, wo einst die vorhandene Kiesgrube als Müllabladestelle missbraucht worden war. Ein Umweltgutachten ergab in diesem Bereich Belastungen mit Arsen über den geltenden Grenzwerten. Das bedeutet, dass hier auf 35 Zentimeter Tiefe Material abgetragen und entsorgt werden muss. Anschließend wird der Bereich neu verfüllt und verpresst.
OGL zweifelt Zahlen für benötigte Kita-Plätze an
Thomas Hoffmann von der Offenen Grünen Liste sah das kritisch und äußerte die Vermutung, dass hier Gase und Gifte zutage treten könnten. Zudem habe das Verfahren, also gleichzeitig den von Christopher Strauß vom Büro Fischer in Mannheim vorgestellten Bebauungsplan zu genehmigen und zur selben Zeit bereits den Neubau zu beantragen, einen "Makel auf der Stirn". Ferner sei er nach einem Vergleich von Soll und Haben der Bedarfszahlen im Betreuungsbereich zu einem anderen Ergebnis als die Verwaltung gekommen.
Bürgermeister Simon Michler hatte eingangs dargelegt, dass die zuletzt im Kinder- und Jugendausschuss präsentierten Zahlen zum Handeln zwingen würden, da die Gemeinde sonst den Rechtsanspruch von Eltern auf einen Betreuungsplatz für ab Zweijährige nicht erfüllen könnte. Allerdings sagte er auch, dass man heute nicht wisse, was in zehn Jahren sei: "Aber egal, wie sich die Zahlen entwickeln, wir glauben nicht, dass es günstiger wird." Und bei den älteren Kindergärten könne es sein, dass man wegen ihres Zustands Gruppen verliere.
Es sei richtig, dass in der neuen Kita "Martin-Luther", sowie im Provisorium der "Neckar-Krotten" noch Platz sei. Doch "tückisch" sei eben, dass Kinder heute unterjährig ständig aufgenommen würden und der Bedarf nach Ganztagsplätzen steige, ebenso die Geburtenrate. Auch für die noch zu erwartenden Kinder aus Flüchtlingsfamilien brauche man Plätze. Und Michler sagte auch, dass die im Vergleich mit 3,4 Millionen Euro deutlich günstigere "Martin-Luther"-Kita heute angesichts der Baupreisentwicklung teurer gekommen wäre.
In der über eineinhalbstündigen Debatte warfen die Gegner der Sofortbeauftragung noch einmal alle Argumente in die Waagschale: Hans Stahl (Unabhängige Bürgerliste) verwies auf die prekäre Haushaltslage und appellierte an die Kollegen, noch zwei, drei Monate zu warten, um ein Kindergartenkonzept auf die Beine zu stellen. Denn auch die katholische Seelsorgeeinheit habe für ihre bestehenden Kindergärten Sankt Andreas in Neckarhausen und Sankt Martin in Edingen Finanzierungsbedarf in Höhe von über einer Million Euro angemeldet. "Wir müssen uns überlegen, ob wir einen Neubau erteilen, wenn wir bei den bestehenden Kindergärten sanieren müssen", sagte er.
Irene Daners (SPD) entgegnete leicht ungehalten, man solle jetzt zügig "durchbauen", damit man nicht noch mehr Geld verliere. Allerdings sollte man tatsächlich ein Kindergartenkonzept erstellen und ihre Fraktion habe dazu auch Ideen: Sankt Andreas müsste weg vom bisherigen Standort, eine neue Einrichtung sehe sie dann in "Neckarhausen-Nord".
UBL zweifelt an, dass Bäume erhalten bleiben können
Zuvor hatte Stephan Kraus-Vierling (UBL) erhebliche Zweifel am Erhalt der Bäume angemeldet und auf den Amselweg verwiesen, wo im Zuge des Kita-Neubaus eben doch nahezu alle Bäume gefällt worden seien. Architekt Jens Kliebe versicherte, er werde alles tun, um den Baumbestand im Bereich der Kita zu schonen. "Da gibt es Fachleute, die können so etwas." Zwei, drei kranke Bäume müssten aber weichen.
Die CDU-Fraktion reagierte mit Unverständnis auf die Bedenken von UBL und OGL. Der Standort sei von allen Kollegen einstimmig befürwortet worden, betonte Bernd Grabinger. Auf den Verbleib der Containeranlage zu setzen, wie von der UBL vorgeschlagen, sei der falsche Weg. Für die Anlage bezahlt die Kommune jeden Monat 24.000 Euro an Miete. Der Entwurf der Architekten bilde ein "luftiges Konzept" ab, Architektur und Natur stellten eine Einheit dar. Allerdings forderte Grabinger rechtzeitig ein Verkehrskonzept für das Gebiet um die Kita. Anwohner fürchten einen Kollaps der ohnehin belasteten Grenzhöfer Straße.
Die OGL äußerte die Idee, die Container-Anlage der "Neckar-Krotten" zu kaufen. Tatsächlich ist es so: Auch wenn die neue Kita im Gemeindepark Ende 2019 fertiggestellt wäre, müsste die Anlage noch stehen bleiben, denn die Kommune braucht sie, um für die Pestalozzi-Schule in der Sanierungszeit des Verwaltungstrakts ein Ausweichquartier zu haben. Der Vorschlag wurde nicht weiter diskutiert.
Am Ende ergab sich folgendes Abstimmungsergebnis: CDU, UBL und SPD befürworteten den vorgestellten Bebauungsplan, die OGL stimmte dagegen. Für die Ausführungsplanung und den Bauantrag zum Neubau der Kita votierten die CDU bei einer Enthaltung, die SPD und Bürgermeister Simon Michler. Also elfmal Ja, siebenmal Nein und eine Enthaltung.