Derzeit sind die Gruppen der "Neckar-Krotten" in einem Container-Provisorium untergebracht. Manche Gemeinderäte wollen, dass die Gemeinde die Anlage kauft. Foto: sti
Edingen-Neckarhausen. (mwg) Es wird zu einem Dauerbrenner: Beschlüsse des Gemeinderats, die nicht von allen Fraktionen getragen werden, stehen solange zur Diskussion, bis sie umgesetzt sind oder aufgegeben werden. Jüngstes Beispiel ist der Neubau der Kindertagesstätte "Neckar-Krotten" im Gemeindepark. Dafür sind im Haushaltsplanentwurf für dieses Jahr 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Ob das morgen Abend noch so ist, entscheidet der Gemeinderat. Der Verwaltungsausschuss (VA) hat den Posten jedenfalls unter Vorbehalt gestellt. Zunächst sollte die Verwaltung herausfinden, wie teuer es wäre, das Kita-Provisorium hinter der Pestalozzi-Schule zu kaufen.
Es war schon im Oktober ein zähes Ringen, als der 4,5 Millionen Euro teure Neubau den Gemeinderat passierte. Wie so oft in jüngster Zeit war das nur mit den Stimmen von CDU, SPD und Bürgermeister Michler möglich. Unabhängige Bürgerliste (UBL) und Offene Grüne Liste waren dagegen.
Daran hat sich bis heute ebenso wenig geändert wie an den Argumenten, die einst vorgebracht wurden. Der UBL bleibt das Projekt zu teuer, die Haushaltslage zu prekär und ohnehin könnte die Gemeinde die Container-Anlage, in der die "Neckar-Krotten" übergangsweise untergebracht sind, doch einfach weiter mieten. Stahl: "Wir nehmen lieber Mietkosten in Kauf." Die belaufen sich auf knapp 300.000 Euro im Jahr. Unverständnis bei Bernd Grabinger von der CDU: "In drei Jahren sind wir 900.000 Euro los und haben nichts."
Worauf die UBL einen Vorschlag vorbrachte, den die Offene Grüne Liste (OGL) schon im Oktober hatte: Wieso kauft man die Container nicht? Daran hatte auch die Verwaltung schon gedacht und versucht herauszufinden, wie viel Geld das Frankfurter Unternehmen "Cramo Adapteo" für die Anlage haben will. Herausgekommen ist bislang nichts: "Wir haben wirklich intensiv angefragt", sagte Horst Göhrig, Leiter des Bau- und Umweltamtes, gestern. "Cramo Adapteo" aber meldet sich schlicht nicht zurück.
Das Geschäft des Unternehmens basiert auf Miet-Modellen, hatte Marketing-Leiterin Gabriele Tertilt schon bei der offiziellen Einweihung der Anlage im Sommer vergangenen Jahres gesagt. Verkauft würden die Container nur in Ausnahmefällen. Wie diese aussehen, bleibt ebenfalls offen, denn auch auf RNZ-Anfrage war kein Vertreter des Unternehmens zu sprechen. "Wir gehen davon aus", sagte Michler jedoch in der VA-Sitzung, "dass ein Kauf nicht wirtschaftlicher wird." Ohne Zahlen lässt sich das aber nicht belegen.
Ohnehin, Zahlen sind das große Problem bei dem Projekt. Thomas Hoffmann (OGL) glaubt der Verwaltung immer noch nicht, was den Betreuungsbedarf angeht. Ohne einen Neubau der "Neckar-Krotten" gibt es momentan 537 Plätze für 448 Kinder ab drei Jahren. Die Gemeinde kann den gesetzlichen Anspruch damit erfüllen. Anders soll das von September an aussehen: Gemäß einer Auswertung gibt es dann 545 über Dreijährige, acht Plätze würden fehlen. Die Rechnung würde sich so fortsetzen.
Ein weiteres Hindernis bei einer Dauer-Anmietung oder einem Kauf der Container als Kindergarten: Wenn der Verwaltungstrakt der Pestalozzi-Schule vom Schuljahr 2019/2020 an renoviert werden soll, stellt sich die Gemeinde vor, Klassenräume und Lehrerzimmer in der Anlage unterzubringen. Auf einer Baustelle lernt es sich schließlich schlecht.
All das wird Bürgermeister Michler im Gemeinderat wohl vorbringen. Sollte sich "Cramo Adapteo" treu bleiben, wird der Bürgermeister keine Zahlen für einen Kauf der Container vorlegen können. Und sollten CDU, SPD und Michler den Haushaltsansatz für den Neubau durchsetzen: Der Dauerbrenner wird bleiben.
Info: Gemeinderatssitzung heute Abend um 18.30 Uhr, Bürgersaal des Edinger Rathauses.