Jugendliche fördern und unterstützen: Wilhelm Schüttler. Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. Auch in der 56. Auflage des Wettbewerbs "Jugend forscht" hat die Vielfalt und Spannweite der eingereichten Arbeiten beeindruckt. Ob "Gewässerreinigung mit Blubberblasen", "Biologische Stiftfleckenentferner für Textilien", die Vorstellung eines "Evolutionssimulators", die Untersuchung zur "Belastbarkeit eines Luftballons" oder die Erfindung eines "Smarten Blumentopfs" sowie eines "Kartenmischroboters": Dem Einfallsreichtum der elf bis 21 Jahre alten Teilnehmenden waren keine Grenzen gesetzt worden.
"Lass Zukunft da!": So lautete in diesem Jahr das Motto von Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz: MINT. 71 Jugendliche mit Leidenschaft für diese Fächer präsentierten im Technologiezentrum der Firma Freudenberg vier Tage lang 36 Projekte, mit denen sie zum "Jugend forscht"-Regionalwettbewerb beitrugen. Als "Partnerin der ersten Stunde" ist die Unternehmensgruppe alle vier Jahre Gastgeberin in der Region Nordbaden.
71 Nachwuchsforscher dabei
Wermutstropfen: Wegen der Corona-Pandemie fand der Wettbewerb diesmal digital statt – was dem Ideenreichtum der 41 Jungforscher und 30 Jungforscherinnen keinen Abbruch tat. Die Ergebnisse bedeuteten einen "Ideenschub für Deutschland und Nordbaden", so Niko Reuß, Leiter der Freudenberg- Forschungsdienste im Verlauf der virtuellen Feierstunde. Kluge Köpfe, die Dinge hinterfragen und neu denken, stünden für eine gelingende Zukunft: "Bleiben Sie neugierig!"
Der Technologiekonzern wolle Jugendliche fördern und unterstützen, hatte zuvor Wilhelm Schüttler, Leiter der Technischen Ausbildung von Freudenberg, aus dem zum TV-Studio umfunktionierten Meetingraum die Zuschauer an den Bildschirmen begrüßt. Der Slogan "Lass Zukunft da!" appelliere an die Verantwortung der Jugend für die Erde, erklärte der Geschäftsführende Vorstand der "Stiftung Jugend forscht", Sven Baszio. Die Suche nach Impfstoffen gegen Covid-19 zeige, was Forschung leistet und welche gesellschaftliche Bedeutung der Wissenschaft zukommt. Bundesweit hatten Jugendliche 8998 Projekte angemeldet.
Nordbaden nehme bei Wissenschaft und Forschung seit jeher eine Spitzenposition ein, so Theresia Bauer. "Bleibt dran. Entscheidet euch für die Welt draußen, um zu verstehen, wie die Welt drinnen funktionieren könnte", sagte die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Elke Schwing von Roche Diagnostics, Viola Priesemann (Max-Planck Institut Göttingen) sowie der Comedian, ehemalige Lehrer und selbst ernannte "Korrekturen-Sohn", Johannes Schröder, pflichteten ihr bei.
Es gebe viele Gründe, warum Innovation und Kreativität gefragt sind, so Weinheims OB Manuel Just. Neben der Corona-Pandemie zählten "Megathemen" wie die Klimakrise oder die Digitalisierung dazu: "Themen, die nur mit intelligenten Ansätzen gestaltet werden können." Alle Teilnehmenden hätten "pfiffige Ideen" eingebracht. Eine Dankadresse richtete er an die Unternehmensgruppe Freudenberg, die mit der Ausrichtung des Wettbewerbs "ein positives Signal in die Region" aussende.
"Mut zum Mitmachen" machten mit den Brüdern Stadelmann zwei ehemalige "Jugend forscht"-Regional-, Landes- und Bundessieger. Durch eigene Forschungen könne jeder dazulernen: "Nicht zuletzt bringt das selbstständige wissenschaftliche Arbeiten Vorteile bei der Berufs- und Studienwahl." Ideen fänden sich vor, aber auch hinter der eigenen Haustür.
Regionalwettbewerbsleiter Heiko Stangl stellte die in sieben Fachgebieten und jeweils in zwei Alterssparten – "Schüler experimentieren" und "Jugend forscht" – ermittelten Preisträger und ihre Projekte vor. "Wie werden blinde Menschen auf Hindernisse aufmerksam, die sie nicht mit dem Taststock erfühlen?" "Hilft Lakritz bei der Entwicklung eines Antibiotikums?" sowie "Können Hunde lernen, über das Drücken von Knöpfen zu kommunizieren?", lauteten einige Fragestellungen.
Im Bereich "Arbeitswelt" sicherten sich Nemea Holme (16) und Clara Legner (16) vom Ludwig-Frank-Gymnasium in Mannheim die jeweils mit 75 Euro dotierten ersten Preise, die zur Teilnahme am Landeswettbewerb berechtigen. Weil von jährlich rund 6,5 Billionen Zigarettenkippen rund 4,5 Billionen auf der Straße oder in der Natur landen, untersuchten die Gymnasiastinnen die Auswirkung der darin enthaltenen Giftstoffe – und belegten deren Gefährlichkeit: So verringerte sich das Wachstum der versuchsweise eingesetzten Keime wie deren Standfestigkeit dramatisch.
Es gelang den Forscherinnen, Raucher an Straßenbahnhaltestellen zu sensibilisieren und eine vorübergehende Verringerung der Kippenflut zu erreichen.