Marcus Heinze, technischer Leiter der Neckarhäuser Fähre, zeigt auf den höchsten überlieferten Pegel, den ein Hochwasser bisher in Edingen-Neckarhausen erreicht hat. Der höchste Balken zeigt den Wasserstand von 1882, der darunter von 1993. Foto: Kraus-Vierling
Von Nicoline Pilz und Katharina Schröder
Edingen-Neckarhausen/Ladenburg. Hochwasser hat in Edingen-Neckarhausen und Ladenburg schon Auswirkungen, bevor es zu Überflutungen und unter Wasser stehenden Kellern kommt. Ist ein gewisser Pegel erreicht, steht die Fähre still. Das ist auch aktuell der Fall und wird voraussichtlich noch die ganze Woche dauern, wie Marcus Heinze, technischer Leiter der Fähre, schätzt. So ist das Hochwasser heute vor allem ärgerlich für Pendler, die den Neckar dann bei Seckenheim und Ilvesheim überqueren müssen.
Im Februar 1784 kostete ein Eishochwasser 13 Menschen in Neckarhausen das Leben, darunter fünf Kinder. Nach diesem Hochwasser wandten sich Gemeinde und Bevölkerung wieder der Pflege des vernachlässigten Neckardamms zu. Wie der langjährige Hauptamtsleiter Wolfgang Ding schildert, wurde der Damm damals aufgerüstet. Mittlerweile findet jährlich eine Dammschau statt, bei der Landratsamt und Regierungspräsidium dabei sind. Sie fand das letzte Mal im vergangenen September statt.
Hochwasserszenarien lassen sich heute berechnen – auch in Edingen-Neckarhausen, wo das Flut- und Warninformationssystem FLIWAS als modernes, webbasiertes Hochwasserkrisenmanagementsystem alle verfügbaren Hochwasserinformationen des Landes und der kommunalen Ebene auf einer Plattform bündelt. Wie Rathausmitarbeiterin Tanja Ding erklärt, sind in diesem System Speyer und Gundelsheim hinterlegt. "Speyer für den Fall, dass Wasser vom Rhein zurückdrücken sollte", erklärt sie. Steigt der Neckarpegel in Gundeslheim, erhält der Krisenstab mit Bürgermeister Simon Michler eine Warnung aufs Handy. Dann bleiben noch sechs Stunden, bis das Hochwasser in Edingen-Neckarhausen ankommt. "Wir haben im System außerdem einen Alarm- und Einsatzplan hinterlegt", schildert Tanja Ding. Auf Stufe eins wird neben dem Krisenstab auch der Hausmeister der Graf-von-Oberndorff-Schule informiert. "Da haben wir am schnellsten Druckwasser", erklärt sie. Je nach Lage wird der Neckarweg gesperrt und Sandsäcke bereit gemacht. Schon am Freitag hat die Gemeinde Warnhinweise an den Abgängen zum Neckar aufgestellt.
Vom Pegelstand in Gundelsheim hängt auch die Entscheidung ab, wann die Gemeinde den Fährbetrieb einstellt. "Bei einem Pegel bis drei Meter legen wir die Fähre einfach nur hochwassersicher an", sagt Marcus Heinze. Bei einem Pegel ab vier Meter wird das Transportmittel von der im Neckar liegenden Kette getrennt. "Sonst ist die Gefahr groß, dass die Kette reißt", erklärt Heinze. Darüber hinaus wird die Fähre mit zwei Stahlseilen an Land gesichert, "damit sie nicht irgendwann in Mannheim landet."
Den aktuellen Pegel bewertet der technische Leiter als unbedenklich. Der Fährbetrieb bleibt trotzdem voraussichtlich die ganze Woche eingestellt. Aber: "Das sind Entscheidungen, die man täglich vom Pegel abhängig machen muss." Denn bei Hochwasser könne man immer nur Tendenzen angeben. Auch in Ladenburg gibt es einen Einsatz- und Ablaufplan im Fall von Hochwasser. "Je nach Höhe und Jahreszeit sieht dieser ein abgestuftes Vorgehen vor", sagt Bürgermeisterreferentin Nicole Hoffmann. "Vorrang hat die Sicherheit von Leib und Leben." Deswegen gebe es Absperrungen an den Zugängen und Zufahrten zum Neckar. Weitere Maßnahmen seien demzufolge das Aufstellen von Barrieren. Beim aktuellen Hochwasser befinde sich die Stadt noch in der Stufe, in der Absperrungen ausreichen.
"Aktuell sind wir weit weg von dem, was man als kritisch betrachtet", sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Edingen-Neckarhausen, Stephan Zimmer, zum derzeitigen Hochwasserstand. Das letzte Mal sei es 2013 problematisch gewesen. Da habe die Wehr an der Kläranlage Nachtwache gehalten und das Technische Hilfswerk hinzugerufen. "Das Problem ist bei uns nicht das Hochwasser an sich", erklärt Zimmer. "Wenn wir Hochwasser haben, drückt es das Grundwasser auf der Rückseite des Damms hoch, und dann laufen die Keller voll", führt der Kommandant aus. "Wenn das Wasser einmal über den Damm schwappt, haben wir ganz andere Probleme", sagt er. "Dann ist hier Seenplatte vom Neckar bis zum Rhein." Der Damm in Neckarhausen ist so lang, dass man nicht mit Sandsäcken arbeiten kann. Das Perfide am Hochwasser sei die Machtlosigkeit sagt Zimmer: "Man kann nichts tun, man kann nur warten, bis es weg ist."
Sein Ladenburger Kollege Harald Lange sieht es entspannter. "Bisher sind wir immer gut davongekommen", sagt er. Zwar habe man rund 20.000 Sandsäcke gelagert, zuletzt seien die aber 1993 zum Einsatz gekommen. Die Römerstadt liegt etwas höher. "Wir haben höchstens ein paar Stellen am Schwimmbad oder an der Fähre, aber das ist nicht schlimm." Auch das Industriegebiet sei dank des Hochwassersperrtors noch nie betroffen gewesen, sagt der Kommandant.