Wie die SAP auch bei der Gemeinderats-Arbeit hilft
Der Hirschberger SPD-Fraktionschef Thomas Scholz ist inzwischen im Vorruhestand, denkt aber gerne an seine Zeit beim Softwarekonzern zurück.
Von Annette Steininger
Hirschberg. Thomas Scholz kam in einer Zeit zur SAP, als das Unternehmen zwar "nicht mehr, wie man heute sagen würde, ein Start-up war, aber doch noch in der Aufbauphase". Entwickler waren gefragt, allerdings gab es Anfang/Mitte der 1990er-Jahre kaum Wirtschaftsinformatik-Studiengänge. Also suchte man auch im Bereich der Naturwissenschaftler, die noch am ehesten Erfahrung im Programmieren mitbrachten, erinnert sich der 58-jährige Hirschberger.
Und da kam auch Thomas Scholz, heute SPD-Fraktionsvorsitzender im Hirschberger Gemeinderat, ins Spiel. Er hatte am Heidelberger Institut für Umweltphysik sein Physik-Diplom abgeschlossen und promoviert – und überlegte dann, was er machen könnte. Viele seiner Kommilitonen zog es zur SAP. Und was Scholz von ihnen hörte, war durchweg gut. "Eine super Firma", schwärmten sie ihm vor. Auch für das "tolle Mittagessen" in der Kantine sei SAP berühmt gewesen, erinnert sich der Hirschberger, der inzwischen im Vorruhestand ist, schmunzelnd zurück.
Also dachte Scholz bei sich: "Ich bewerbe mich auch." Zumal er durch seine Diplom- und Doktorarbeiten erste Erfahrungen im Programmieren sammeln konnte. Er fand in der Zeitung dann auch tatsächlich eine Stelle, die zu ihm zu passen schien. Dabei ging es um die Entwicklung von Programmen beispielsweise für Energieversorger. Da sah sich Scholz mit seinem Physik-Studium recht gut aufgestellt und freute sich, als er 1995 tatsächlich eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhielt.
Beim Gespräch dann die große Überraschung: Seine Bewerbung wurde innerhalb des Unternehmens offenbar weitergereicht, denn er wurde gefragt, ob er sich auch vorstellen könnte, im Bereich "Treasury" zu arbeiten. Scholz nickte eifrig. "Dabei hatte ich damals überhaupt keine Ahnung, was das eigentlich ist", sagt er heute lachend. Zuhause musste er erst einmal nachschlagen. Letztlich geht es hier um Software zum Finanzmanagement von Firmen. Scholz "landete" bei den Darlehen und schrieb dort als Entwickler verschiedene Programme, später dann für den Finanzdienstleistungsbereich, also Banken und Versicherungen. "Es war schon eine Umgewöhnung", erinnert er sich an die ersten Kundenbesuche zurück, als dann plötzlich Anzüge gefragt waren. Als Physikstudent war er eher T-Shirt, Jeans und Schlappen gewohnt, erzählt er. "Aber man wächst da rein."
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Scholz wuchs so gut rein, dass er zunächst Teilprojektleiter, später Projekt- und Programmleiter wurde. "Ich verstehe also was von Projektsteuerung", meint er mit einem Augenzwinkern im Hinblick auf seine ehrenamtliche Tätigkeit als Gemeinderat. Zuletzt hatte er ein großes Kundenprojekt betreut, an dem mehrere Entwicklungsteams beteiligt waren.
In der Zeit bei SAP habe er viele wertvolle Erfahrungen gemacht. So absolvierte er beispielsweise ein vierwöchiges "Social Sabbatical" in Äthiopien, bei dem er mit einer Gruppe in einem Unternehmen half, das Behinderte dabei unterstützte, in Lohn und Brot zu kommen. Überhaupt sammelte der Hirschberger viele internationale Erfahrungen, auch in der Zusammenarbeit mit Kollegen in den USA und Bangalore (Indien), wohin er ein paar Mal reiste.
Unvergessen sind für ihn "die legendären Weihnachtsansprachen" von den Gründern Dietmar Hopp und Hasso Plattner. Legendär findet Scholz sie auch deshalb, weil sie so ganz unterschiedlich waren. Während Hopp eher ruhig und sachlich ausführte, was gut oder weniger gut lief, "konnte Plattner auch mal poltern", erinnert sich der Hirschberger. Als Bill McDermott 2010 Vorstandsvorsitzender der SAP SE wurde, änderten sich auch die Ansprachen. "Plötzlich war alles ,amazing’", erinnert sich Scholz schmunzelnd. Daran musste man sich erst mal gewöhnen.
Auch wenn der Hirschberger nicht das Wort "außergewöhnlich" für seine Zeit bei SAP verwendet, so ist sie ihm in bester Erinnerung geblieben. Vor allem die gute Atmosphäre und die tollen Kollegen. Mit einigen von ihnen hat er bis heute Kontakt. Auch mit den Physiker-Kollegen, die heute ebenfalls nicht mehr in T-Shirt, Jeans und Schlappen unterwegs sind.