Ravina Kumar liegen Umweltthemen sehr am Herzen. Daher engagiert sie sich für den Umweltclub Hirschberg. Foto: Dorn
Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. Ravina Kumar ist erst elf Jahre alt und weiß aber schon genau, was sie will: Und das ist nicht, wie oft der Jugend unterstellt wird, pausenlos am Handy zu hängen. Sie beschäftigt vielmehr, was Menschen der Umwelt antun und wie man sie motivieren kann, sich anders zu verhalten.
Ravina gehört zum "Umweltclub Hirschberg", der in diesem Jahr als eines von acht Projekten beim "Jugend hilft!"-Wettbewerb von "Children for a better world" erfolgreich war. Eigentlich hätte vor ein paar Tagen die Preisverleihung im "Schloss Bellevue" stattgefunden, doch diese wurde Corona-bedingt auf voraussichtlich nächstes Jahr verschoben. "Das ist schon schade, aber wir hätten gar nicht alle mitfahren dürfen", erzählt die Leutershausenerin. Auch der Workshop in Berlin, den die neun Kinder des Umweltclubs neben einem Fördergeld gewannen, musste abgesagt werden. Zumindest als Präsenzveranstaltung.
Aber die Veranstalter von "Children for a better world" dachten sich ein Alternativprogramm aus und luden spontan zu einem einwöchigen Online-Workshop in den Herbstferien auf der Plattform "Zoom" ein. Und stellvertretend für die anderen Kinder des Umweltclubs nahm Ravina daran teil. Tagtäglich saß sie dafür zwischen zwei und drei Stunden am Laptop ihrer Mutter.
"Das war total cool gemacht", schwärmt die Elfjährige, die das Schriesheimer Kurpfalz-Gymnasium besucht. Sie lernte nicht nur von Profis, wie man beispielsweise Social Media macht und sein Projekt besser ins Rampenlicht setzt. Sie tauschte sich auch mit den anderen erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmern aus, die sich jeweils vorstellten. "Da waren richtig tolle Projekte dabei", ist sie begeistert. Die jeweiligen Teilnehmer bekamen dann Aufgaben, die es in virtuellen Projektgruppen zu lösen galt.
Was sie daraus mitgenommen hat? "Ich würde gerne eine eigene Internetseite für den Umweltclub aufbauen", sagt Ravina. Derzeit sind sie nur als Unterseite auf der Homepage "Hirschberg für Kids" der Gemeinde vertreten. Ravina will damit gar nicht den Umweltclub vergrößern, sondern einfach weitere Menschen für die Umweltanliegen der elf- bis zwölfjährigen Kinder begeistern. Dort könnte man auch "Challenges" veranstalten, also eine Art Wettbewerb, bei dem es darum geht, einfach mal ein paar Tage auf das Auto oder auf Plastik zu verzichten, so ihre Idee. "Das habe ich mir von meiner Mama abgeguckt", verrät die Leutershausenerin. Ihre Mutter, Ergotherapeutin Elke Kumar, die solche "Challenges" beispielsweise in Motorik online anbietet, ist mächtig stolz auf ihre Tochter.
Und das zu Recht: Denn die Umwelt ist der jungen Dame wirklich eine Herzensangelegenheit, wie man im Gespräch merkt. Ganz aufgeschlossen gibt sie sich im RNZ-Gespräch und erzählt auch, wie sie selbst auf die Idee kam, sich für Umweltthemen zu engagieren. "Ich liebe die Natur und die Tiere." Außerdem schwimme sie gerne im Meer. Sie habe angefangen, darüber nachzudenken, was eigentlich passiert, wenn das irgendwann nicht mehr möglich ist, weil das Meer voller Plastik und die Tiere darin sterben könnten. Hinzu kam ein Projekttag an der Grundschule, bei dem Basteln aus Plastik anstand. "Da waren auf einmal Unmengen von Plastik", erzählt Ravina. Also tat sie sich mit einigen Mädchen zusammen, damals teilweise noch im Grundschulalter, die 2019 den Umweltclub Hirschberg gründeten. Irgendwann kamen auch ein paar Jungen dazu; der Club hat inzwischen neun Mitglieder, alle aus Leutershausen. Der Jubel bei Ravina, Eduard, Tom, Emilia, Stella, Lea, Jamina, Clara und Nora war groß, als sie von ihrem Erfolg beim "Jugend hilft!"-Wettbewerb erfuhren. Denn mit dem Fördergeld wussten sie sofort etwas anzufangen. Die Gemeinde stellte ihnen den Garten hinter der alten Schillerschule zur Verfügung, aus dem sie eine Blühwiese machen dürfen. Das Geld investierten sie in Setzlinge, Samen, Rechen und Spaten, Müllzangen – der Umweltclub sammelt auch Müll im Wald ein – sowie einen Bollerwagen. Anfang Oktober gruben die Kinder alles um und bereiteten das Areal für die Pflanzung vor. In den nächsten Tagen sollen die Setzlinge eingebracht, die Samen im Frühjahr verteilt werden.
Ravina ist schon gespannt auf die Blühwiese; fast noch mehr als auf den Ausgang des "Deutschen Engagementpreises", für den der Umweltclub automatisch durch den Erfolg bei "Children for a better world" nominiert wurde. Für den Jurypreis hat es hier nicht gereicht, das Voting für den Publikumspreis ist seit 27. Oktober abgeschlossen. Ob der Umweltclub hier erfolgreich war, erfährt er aber erst am 5. Dezember. Die Elfjährige glaubt aber nicht, dass es für den Sieg gereicht hat. Sie findet es aber gar nicht so schlimm; das Geld ist aus ihrer Sicht "nicht so wichtig". Viel wichtiger findet sie vielmehr den Austausch, der dadurch zustande gekommen ist. Und dass der Umweltclub durch die Teilnahme am Wettbewerb bekannt geworden ist.
Was Ravina besonders wichtig ist: "Um etwas für die Umwelt zu tun, muss man nicht auf große Demos gehen." Man könne doch direkt etwas vor der Haustür tun. Beispielsweise das Auto stehen lassen oder auch mal Müll einsammeln. "Jeder kann etwas für die Umwelt tun."