Die "Krone" in der Kreuzgasse kann man kaufen. Foto: Dorn
Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. Interessiert sieht eine vorbeigehende Leutershausenerin zu, wie RNZ-Fotograf Peter Dorn Bilder vom Gebäude in der Kreuzgasse 8 macht. "Hier habe ich viele schöne Stunden verbracht", seufzt die ältere Dame wehmütig. Es handelt sich um das ehemalige Gasthaus "Zur goldenen Krone", das jetzt zum Verkauf steht.
"Da oben, im Holzbalken, ist der Name meines Ur-Ur-Ur-Opas eingeschnitzt; er hat damals beim Bau des Hauses mitgeholfen", zeigt sie auf das Gebäude. Ein Haus, das eng mit dem Leben vieler Leutershausener und den hiesigen Vereinen verbunden ist. Jahrzehntelang gingen sie hier ein und aus, feierten hier Hochzeiten oder probten, wie der MGV 1884, für ihre Konzerte.
Doch seit 2013 steht das Gebäude leer. Charlotte Egle hat sich nun zum Verkauf entschlossen. Zwischenzeitlich gab es bei Familienmitgliedern mal die Idee, dort ein Café zu betreiben, doch daraus wurde nichts. Für 900.000 Euro ist das geschichtsträchtige Fachwerkhaus jetzt zu haben. Immobilienmaklerin Eva Löweneck aus Schriesheim erhielt den Auftrag für den Verkauf und nahm die RNZ mit auf einen Rundgang.
Ein großer Gewölbekeller - hinten befindet sich noch ein weiterer Raum - gehört ebenfalls zum Anwesen. Er könnte als Lagerstätte oder auch für Events genutzt werden. Foto: Dorn
Das von alten Weinreben umrankte Fachwerkhaus wurde 1810/11 als Gastwirtschaft errichtet. Und noch heute sieht es so aus, als könnte es jederzeit wieder mit der Bewirtung losgehen. Im Gastraum stehen noch die hölzernen Tische und Stühle so da, als könnte man sich direkt hinsetzen und ein Schnitzel samt Apfelschorle bestellen. Grüne Tischdecken mit weißen Überdeckchen zieren die Möbel.
An der Wand hängt ein Bild der früheren Brauerei Förster, deren Geschichte eng mit derjenigen des Gasthauses, das zuletzt "Corona d’Oro" hieß, verbunden ist. Ebenfalls im Erdgeschoss befinden sich diverse Nebenräume und die Küche. Überhaupt ist das Anwesen riesig: 642 Quadratmeter misst das Grundstück, auf 537 Quadratmeter beläuft sich die Wohnfläche. Sage und schreibe 17 Zimmer befinden sich in diesem Haus, zu dem auch ein Innenhof gehört.
Fast sieht es aus, als könnte der Gaststätten-Betrieb gleich losgehen, aber tatsächlich sind 2013 die letzten Pächter raus. Foto: Dorn
Über eine Treppe geht es nun ins Obergeschoss. Hier befindet sich der große Tanzsaal, der für viele Feierlichkeiten genutzt wurde. Am Rande stapeln sich zahlreiche Stühle. "Ein Teil des Mobiliars kommt raus", sagt Löweneck der RNZ. "Aber letztlich ist das alles Verhandlungssache."
Nebenan, im neuen, 1990 errichteten Anbau, befindet sich eine Wohnung. Von hier führt auch eine historisch aussehende, gusseiserne Wendeltreppe Richtung Küche herab. Über dem Obergeschoss liegt dann noch der nicht ausgebaute Dachboden.
Von ganz oben nach ganz unten: Das Haus hat auch einen großen Gewölbekeller zu bieten. Hier lagern noch einige Weinflaschen, vor allem leere. Unter der dicken Staubschicht lässt sich eine beispielsweise als Müller-Thurgau der Schriesheimer Winzergenossenschaft aus den 1960er Jahren identifizieren.
Löweneck hält an dieser Stelle einen "Event-Keller" für möglich, wie den "Zehntkeller" in Schriesheim. Aus dem Gastrobereich hat sie schon Anfragen erhalten, ebenso von Privatleuten. Noch in dieser Woche hat sie weitere Besichtigungstermine.
Doch Löweneck hält in dem Gebäude vieles für machbar: ein Hotel, eine Gastwirtschaft wie bisher, Sozialwohnraum, gemeinsames Wohnen für Alt und Jung oder altersgerechtes Wohnen. Auch einen "Bürgertreff" könnte sie sich vorstellen. Der Gemeinde Hirschberg hat sie jedenfalls ein Exposé geschickt. Bürgermeister Manuel Just will nun erst einmal das Gespräch mit der Maklerin abwarten. Die Anfrage soll zudem in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung thematisiert werden, kündigt er an.
Auch die Denkmalschutzbehörde ist involviert. "Sie verhält sich sehr kollegial", freut sich Löweneck. Vielleicht findet sich nun jemand, der die Geschichte fortschreibt.