Führung auf renoviertem Untergrund: Susanne Tröscher (l.) zeigte gestern Besuchern das Innere des Alten Zollhauses, in dessen Sanierung sie und ihr Mann Arnulf viel Geld investiert haben. Foto: Dorn
Von Stefan Zeeh
Hirschberg-Großsachsen. "Es ist erstaunlich, wie viele Leute sich immer wieder für das Anwesen interessieren", freute sich Susanne Tröscher über die vielen Gäste, die sie zum "Tag des offenen Denkmals" am gestrigen Sonntag im Alten Zollhaus in Großsachsen begrüßen durfte. Dass sich die Besucher des Zollhauses die Klinke in die Hand gaben, fand Tröscher um so bemerkenswerter, da sie und ihr Mann Arnulf das Alte Zollhaus bereits in den vergangenen Jahren zu diesem Aktionstag geöffnet hatten. "Anscheinend kennen noch nicht alle das Zollhaus, und viele sind auch daran interessiert, was sich in letzter Zeit darin getan hat", mutmaßte Susanne Tröscher.
Und da ist tatsächlich viel passiert, wurde doch nicht nur das Dach neu eingedeckt, sondern auch der Dachstuhl und die Holzböden der beiden Obergeschosse saniert. "Die alten Holzdielen waren marode", erläuterte Susanne Tröscher einer Besuchergruppe, die sie gerade durch das Haus führte. Besonders der Holzboden im ersten Obergeschoss war von der früheren Nutzung als Getreidespeicher arg angegriffen: "Die Mäuse haben auch am Holz genagt." Daher war für einige Zeit das erste Obergeschoss nicht ganz gefahrlos zu begehen.
Das hat sich nun geändert. Allerdings wurden keine neuen Holzdielen eingelegt, sondern die alten Dielen aus dem Stockwerk darüber, damit der historische Charakter des Gebäudes erhalten bleibt. Ganz reichten die alten Dielen jedoch nicht aus, in einer Ecke schaut daher eine Grobspanplatte hervor. "Wir sind noch auf der Suche nach alten Dielen", sagte Susanne Tröscher.
Im obersten Stockwerk, in dem man sich direkt unter dem spitz zulaufenden Giebeldach befindet, wurden dagegen neue Holzdielen verlegt. Neues Holz findet sich hier auch in Form der sogenannten Zangen, die als zusätzliche Verbindung von aufeinander zulaufenden Dachbalken eingebaut wurden, um die Statik des Daches zu verbessern.
"Die Sanierung des Daches hat rund 50.000 Euro gekostet", so Tröscher. Das Ehepaar will das Gebäude aber nicht nur erhalten, sondern vermietet es auch - etwa für Feste oder andere Veranstaltungen. Dementsprechend gab es auch am "Tag des offenen Denkmals" im Gebäude und den anschließenden früheren Stallungen weitere Aktivitäten. In einem der Räume bot Regina Beck, die alte Obstsorten auf einigen Grundstücken in Großsachsen anbaut, regionale Leckereien wie Marmelade oder Pesto an.
Im Raum gegenüber präsentierte Rembert Boese Fotografien von Großsachsen aus den vergangenen rund drei Jahrzehnten. "Wichtig ist dabei immer, dass sich die Leute mit dem Ort identifizieren können", sagte der Hobbyfotograf. Deshalb war fast auf jedem Bild der charakteristische Turm der evangelischen Kirche im Ort zu erkennen. Im Hof des Zollhausareals wartete Arnulf Tröscher auf "Kundschaft". Mit Kindern wollte er nageln, sägen und Zäune bauen. Alle notwendigen Utensilien für das gemeinsame Werken lagen bereit, doch bisher hatten sich noch keine Kinder in die Alte Zollstation gewagt.
Dafür fanden bei den Erwachsenen die von Patrick Lange von der "Interessengemeinschaft Nahverkehr" ausgestellten Modelle alter OEG-Züge großen Anklang. Deren Güterzüge hielten früher an der Zollstation, um getrockneten Tabak einzuladen.