Das Gemeindehaus ist als Holzbau in ökologischer Bauweise mit Holzlamellenfassade geplant. Weil es bei vielen Teilen einen hohen Vorfertigungsgrad hat, kann die Bauzeit kurz ausfallen. Visualisierung: Architektur-Büro VON M GmbH
Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. Es tut sich was in Sachen evangelisches Gemeindehaus Leutershausen, Pfarrerin Tanja Schmitt und Kirchengemeinderatsvorsitzender Uli Schulz wollen noch in dieser Woche den Bauantrag unterzeichnen, damit er mitsamt Entwässerungsgesuch Anfang nächster Woche bei der Gemeinde eingereicht werden kann. Es seien noch kleine Details bezüglich des Antrags mit Bauamt und Bürgermeister zu klären gewesen, erzählt Schulz im Gespräch mit der RNZ.
Aber nun ist es so weit und der künftige Neubau auf dem Areal gegenüber vom Rathaus einen Schritt weiter. "Eigentlich war die Einreichung deutlich früher geplant", sagt Schulz. Die Leistungsphasen eins bis drei waren beauftragt, und gerade wollte die Kirchengemeinde an die vierte, nämlich die Bauantragsplanung gehen, als die Landeskirche im Juni beschloss, alle Bauprojekte in Baden auf den Prüfstand zu stellen, weil sie merkte, dass sie finanzielle Probleme bekam.
"Das war schon eine Zitterpartie für uns", gibt der Kirchengemeinderatsvorsitzende offen zu. Bis in den August hinein dauerte die Bremse der Landeskirche an; erst dann war Aufatmen in der Evangelischen Kirchengemeinde Leutershausen angesagt. Die Planungen durften weitergehen.
Gegenüber vom Rathaus in der Großsachsener Straße wird das evangelische Gemeindehaus Leutershausen gebaut. Die Kosten hierfür sind gedeckelt und dürfen 1,5 Millionen Euro nicht überschreiten. Foto: KreutzerDas, was die Landeskirche zum Bauprojekt zu sagen hat, ist nicht unerheblich. So befindet sich die Evangelische Kirchengemeinde Leutershausen in einem Haushaltssicherungsverfahren. Das heißt, dass es für das Projekt höhere Zuschüsse gibt, aber auch dass die Landeskirche mehr Mitspracherecht hat, erläutert Schulz. Die Kosten für das Gemeindehaus sind zudem auf 1,5 Millionen Euro gedeckelt. Mehr dürfen es nicht werden.
Daher hat sich die Kirchengemeinde im vergangenen Jahr auch noch einmal zusammensetzen und an der Gebäudegröße arbeiten müssen. Aus rund 290 Quadratmetern wurden so 270. "Wir haben die Abstellflächen verkleinert und konnten somit eine Gebäudeachse herausnehmen", erläutert Schulz.
Seiner Meinung nach ist es absolut sinnvoll, auf das Geld zu schauen. Zumal die Kirchengemeinde ja auch jährlich Rücklagen für den Unterhalt des Gebäudes bilden und die Schulden abbezahlen müsse. Von den 1,5 Millionen Euro übernimmt die Landeskirche 750.000 Euro, also die Hälfte. Von der Gemeinde gibt es 100.000 Euro. Die Kirchengemeinde nimmt für das Gemeindehaus rund 450.000 Euro an Schulden auf; der Rest soll über Spenden in Höhe von gut 250.000 Euro zusammengekommen. Hierfür hat der evangelische Kirchbauverein schon gut die Werbetrommel gerührt und bisher immerhin 80.000 Euro gesammelt.
"Es ist jetzt eine schwierige Aktion. Eigentlich wollte der Kirchbauverein verschiedene Spendenaktionen starten, was aber coronabedingt nicht möglich ist", schildert Schulz. Auch die Gewerbetreibenden wollte der Verein um Unterstützung bitten, kam aber von der Idee wieder ab, weil diese derzeit eh schon Probleme hätten. Daher freuen sich Kirchengemeinde und Kirchbauverein auch über jede Unterstützung; immerhin fehlen noch 170.000 Euro an Spenden.
Sie würden oft gefragt, warum denn die Pflege Schönau das Projekt nicht finanziell unterstütze, sagt Schulz. "Aber die ist gar nicht für uns zuständig." Dass sich dies von Ort zu Ort unterscheide, sei historisch bedingt. Außerdem sei das erste Ziel der Pflege Schönau der reine Stiftungszweck. Auch bei der jüngsten Sitzung des Kirchbauvereins war dies Thema gewesen, weshalb Zweiter Vorsitzender Hans Behrendt, Pfarrer in Ruhe, noch einmal die Hintergründe erläutert hatte. Es sei daher "unsinnig", nach Unterstützung durch die Pflege Schönau zu fragen, betont Schulz. Auch dass die Kirchen Geld hätten, kann er nur bedingt unterschreiben: "Das steckt ja in den Gebäuden."
Apropos Gebäude: Bevor überhaupt die Planung starten konnte, musste erst einmal einiges rund um die Grundstücke abgewickelt werden. Denn: früher nutzte die Evangelische Kirchengemeinde den Saal unter dem evangelischen Kindergarten Leutershausen in der Fenchelstraße als Treffpunkt. Das gesamte Gebäude überließ sie der politischen Gemeinde, die den Kindergarten nun errichten lässt. Das Grundstück dort erwarb sie von der Pflege Schönau. Im neuen Kindergarten wird es keinen Gemeindesaal geben. Dafür überließ die politische Gemeinde das Areal gegenüber vom Rathaus in Erbpacht. Bis das alles geregelt und geklärt war, ging einige Zeit ins Land. Und dann muss die Kirchengemeinde die einzelnen Planungsschritte jeweils mit der Landeskirche abstimmen. "Da haben wir auch Lehrgeld bezahlt", sagt Uli Schulz.
Doch jetzt kommt wieder Schwung in die Sache. Der Kirchengemeinderatsvorsitzende rechnet damit, dass das Architekturbüro "Von M GmbH" aus Stuttgart im Januar mit der Werksplanung beginnen wird. Der Entwurf der Architekten- und Innenarchitektengemeinschaft kam im Jahr 2018, obwohl er von allen fünf eingereichten Vorschlägen am eigenwilligsten erscheint, am besten bei der Jury an.
Wie schnell es dann tatsächlich weitergeht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Allein Handwerker zu bekommen, ist derzeit gar nicht so einfach, weiß Schulz, selbst Architekt, aus Erfahrung. Denn die Baubranche boomt.
Die Ausführung an sich dürfte dann aber nicht lange dauern, schätzt der Kirchengemeinderatsvorsitzende. Denn der Holzbau hat bei vielen Teilen einen hohen Vorfertigungsgrad, was eine kurze Bauzeit und einen kostengünstigen Bauablauf mit wenigen Gewerken ermöglicht. Schulz’ Wunsch wäre, dass das Gebäude mit Gemeindesaal, Gemeinderaum, Sanitäranlagen und Pfarramt im Sommer 2022 fertig ist.
"Jetzt heißt es: Daumen drücken, dass es mit den Ausschreibungsergebnissen läuft", sagt der Kirchengemeinderatsvorsitzende. Und wenn sie über die 1,5 Millionen Euro kommen? "Dann müssen wir wohl weiter einsparen", sagt Uli Schulz.