Nicola Lutzmann (2.v.r.) verglich bei seinem Vortrag an der Alten Villa Europa mit einem Rührei. Foto: Dorn
Hirschberg. (kaz) Eigentlich sollte die Feierstunde von Bündnis 90/Die Grünen zum Europatag im Garten der Alten Villa unter freiem Himmel stattfinden. Witterungsbedingt mussten die Mitglieder und Gäste dann aber unterm Zeltdach feiern. Vorsitzende Claudia Schmiedeberg wollte von den Anwesenden zunächst mal wissen, was am 9. Mai seit 1985 überhaupt gefeiert wird, erklärte es aber selbst nochmals.
Erinnert wird an den französischen Außenminister Robert Schumann, der an dem Tag im Jahr 1950 eine europäische Produktionsgemeinschaft von Kohle und Stahl ins Gespräch brachte, weil er sich davon ein friedliches Miteinander versprach. Aus dieser Idee entstanden die "Montan-Union", dann die EG und die EU.
Aber kann man Europa mit einem Rührei vergleichen, bei dem die Schale zerbrochen ist und bei man das Gelbe vom Ei nicht mehr vom Eiweiß trennen kann? Für den Biologen Nicola Lutzmann, der für das Europaparlament auf Platz 30 der Bundesliste kandidiert und für den Heidelberger Gemeinderat auf Platz zehn, hinkt der Vergleich überhaupt nicht. Seiner Einschätzung nach lässt sich Europa eben nicht mehr trennen, sondern ist der Erhalt der Gemeinschaft gerade "das größte Friedensprojekt weltweit". Demnach wäre die Wiedereinführung von Grenzkontrollen der falsche Weg.
Nicola Lutzmann war jahrelang im Heidelberger Stadtjugendring aktiv und oft mit Gästen aus der israelischen Partnerstadt Rehovot in der Region unterwegs. Die konnten kaum glauben, dass es eigentlich keine deutsch-französische Grenze mehr gab und sie bei der Einreise ins Nachbarland keinen Pass vorzeigen mussten. Der Kandidat, der inzwischen als Fachbereichsleiter für Politik und Kultur bei der "Akademie für Ältere" in Heidelberg tätig ist, weiß auch, welche Entscheidungen im Europaparlament eine "grüne Handschrift" haben. Die Datenschutzgrundverordnung gehört dazu. Weil Klimaschutz seinen Worten nach keine Grenzen kennt, ist er ein Verfechter des Vorhabens, endlich in ganz Europa eine Steuer auf das Flugzeugkraftstoff Kerosin zu erheben.
Für Nicola Lutzmann gab es am Europatag ein Geburtstagsständchen zum 44. Wiegenfest. Der grüne Landtagsabgeordnete Uli Sckerl kann ihn für seinen Einsatz als Kandidat für das Europaparlament nur bewundern. Zumindest weiß er, dass Baden-Württemberg im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern "europäisch orientiert" ist. Dennoch wird die Wahl seinen Worten nach "eine Riesen-Herausforderung" für die Demokratie werden. Und in Sachsen Wahlbeteiligung. Sckerl hofft, dass jeder Einzelne mittels Mundpropaganda vielleicht doch noch ein bisschen am Schräubchen drehen kann.