FW-Vorsitzender Volker Barzyk (l.) begrüßte die Teilnehmer der Flurbegehung. Hans Mayer (4.v.l.) erklärte, warum sich die Bauern nicht nur über das Volksbegehren ärgern. Foto: Dorn
Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Die in den vergangenen Wochen nicht nur in Hirschberg errichteten "Grünen Kreuze", mit denen die Landwirte auf ihre Bedenken zum Volksbegehren "Rettet die Bienen" aufmerksam machen wollen, haben für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Daher wollten sich die Hirschberger Freien Wähler am Sonntag genauer über die Gründe des Protests der Landwirte und des von den landwirtschaftlichen Verbänden initiierten Volksantrags "Gemeinsam unsere Umwelt schützen" bei einem Spaziergang durch die Felder der Gemeinde informieren.
"Das Wetter ist genauso mies wie die Stimmung der Bauern", brachte der Vorsitzende des Bauernverbands Großsachsen, Hans Mayer, auf seinem Hof sogleich die Situation auf den Punkt. Denn nicht nur durch das Volksbegehren fühlten sich die Landwirte "an den Pranger gestellt". Auch bei Themen wie Tierwohl oder Nitrat im Grundwasser würden einzig und allein die Landwirte verantwortlich gemacht. Dabei würden die Vorschriften in der Landwirtschaft immer weiter verschärft.
"Trotz höchster Standards haben wir mit die niedrigsten Preise für landwirtschaftliche Produkte", betonte Mayer. Die Anstrengungen der Bauern würden sich finanziell nicht auszahlen.
Sollte das Volksbegehren "Rettet die Bienen" die notwendige Zahl an Unterschriften erhalten, wäre zudem der Einsatz von Insektiziden für die Hirschberger Landwirte im Bereich östlich der B 3 nicht mehr möglich. Dabei seien die Spritzmittel nicht der einzige Grund, warum es weniger Insekten gibt.
Die Versiegelung der Böden oder die Lichtverschmutzung nannte Mayer als weitere Faktoren, die für eine Abnahme der Insektenzahl sorgen. Und die Bio-Landwirte würden ebenso gegen Schädlinge vorgehen, gab er zu bedenken. Mit dem Anbau sogenannter Zwischenfrüchte, die zum Blühen kommen, würden die Landwirte zudem für Nahrung für die Bienen sorgen. "Wir sind die, die die Bienen brauchen", betonte Mayer.
Wie schwierig es geworden ist, beispielsweise Obst zu ernten und zu vermarkten, zeigte sich im Büttemer Weg, wo Obstbauer Walter Stein erst kürzlich eine Reihe von Kirschbäumen gefällt hatte. "In den letzten 15 Jahren haben wir sie höchstens zwei Mal abgeerntet", erläuterte er. Die Kirschessigfliege habe meist die Ernte vernichtet.
Zudem habe er verschiedene Kirschsorten hier angepflanzt, die zu unterschiedlichen Zeiten reif wurden. Eigentlich eine gute Idee, aber das brachte Probleme bei der Ernte und wegen der relativ geringen Menge bei der Vermarktung mit sich. Nun soll hier zunächst eine Blühwiese angelegt werden. "Die Landwirte haben eine Hemmschwelle zu investieren, denn keiner weiß, was als nächstes kommt", erläuterte Mayer.
Am Obsthof Volk in Leutershausen verdeutlichte der Arbeitskreisvorsitzende Erwerbsobstbau Heidelberg-Bergstraße, Karl-Otto Jäck aus Schriesheim, warum das Volksbegehren "Rettet die Bienen" irreführend sei. "Es geht eigentlich um die Insekten", sagte er. Schuld daran, dass deren Zahl zurückgeht, seien alle und nicht nur die Landwirte. So werde der Lebensraum der Insekten immer weiter verringert. Als Beispiel nannte er die Pläne der Schriesheimer Stadtverwaltung, ein 18 Hektar großes Baugebiet auszuweisen, wo sich heute landwirtschaftlich genutzte Flächen befinden. Mit dem Volksantrag "Gemeinsam unsere Umwelt schützen" wolle man erreichen, dass sich der Landtag mit dem Thema befasst, was allerdings jetzt bereits geschehe. Zudem hätten die landwirtschaftlichen Verbände mit dem Antrag Vorschläge eingebracht, wie der Lebensraum der Insekten verbessert werden kann.
Von den Freien Wählern kam dabei auch die Frage, was der Einzelne für die Insekten tun könne. "Den Mähroboter abschaffen", antwortete Jäck kurz und knapp. Denn der Mähroboter benötige kurzes Gras, und dadurch käme dieses nie zum Blühen. Außerdem könne man spezielle Saatmischungen einsäen, die besonders viele Blütenpflanzen enthalten.