Lustwandeln bei Sonnenschein: die Besucher des Hermannshofs am Mittwoch. F.: Dorn
Weinheim. (stek) "Schön, dass der Garten wieder offen ist", freut sich eine Besucherin stellvertretend am Mittwoch beim Schlendern durch den etwas mehr als zwei Hektar großen Hermannshof. Strahlende Gesichter, wohin man blickt. Der Schau- und Sichtungsgarten am Rathaus verzaubert die Gäste wie eh und je mit seiner berauschend schönen Formen- und Blütenpracht. "Fast nirgendwo sonst kommt man so zur Ruhe wie inmitten dieser herrlichen Pflanzen", schwärmt Susanne Meinl. Für sie ist der Hermannshof "einfach der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen".
Ehe die Anlage wieder ihre Pforten öffnen konnte, mussten die Verantwortlichen einige Maßnahmen ergreifen. Am auffälligsten ist die Wegeführung, die die Besucherströme leiten und Ansammlungen verhindern soll. Das Konzept geht auf den ersten Blick auf. Der Garten ist aber auch recht groß, sodass ungewollte Nähe unwahrscheinlich ist.
Die Pflanzen im Weinheimer Hermannshof - Die FotogalerieAnders als sonst kommt man auch nur über den Haupteingang in den Hermannshof. Die Einschränkungen sind aber so gering, dass sich am Mittwoch kein Besucher daran stört. Auch nicht Stefan Süßkow. Der Fotograf kommt seit Jahren in den Garten und macht Aufnahmen. Als er von der angekündigten Öffnung hörte, habe es für ihn kein Halten mehr gegeben. "Ich habe mir frei genommen und stand schon um 10 Uhr vor der Eingangstür", berichtet er der RNZ. Für Süßkow ist der Garten neben "fotografischem Jagdgebiet" vor allem ein Ort der Ruhe und zum Krafttanken.
Das sieht Marion Bitsch ähnlich. Sie arbeitet ganz in der Nähe und sagt: "Es gibt keinen schöneren Ort für eine Pause in Weinheim als diesen Garten." Walter Fleck ist extra aus Brühl angereist. Der erste Ausflug nach einer langen Zeit des Zuhauseseins. Man kann das Glück in seinen Augen erkennen. "Das hier ist schon etwas sehr Besonderes", adelt Fleck die Anlage.
Auch Erika Pusztai freut sich über die Öffnung des Gartens. "Weil es so schön ist, hier umher zu laufen", sagt sie. Genauso wichtig sei aber, dass ihr kleiner Sohn im Hermannshof immer so gut einschlafe. Egal auf wen man am ersten Tag der Wiederöffnung trifft, die Freude der Besucher ist unübersehbar. Ein Elternpaar sitzt entspannt auf der Wiese. Die Tochter verwandelt die Fläche am kleinen Teich in eine grüne Turnhalle. Die Kleine schlägt Räder, macht Handstände und Purzelbäume ohne Ende.
"Ein Bild für Götter", sagt Cornelia Winkler, die sich von so viel unbändiger Lebenslust sichtlich beeindruckt zeigt. Genau dafür sei der Garten bekannt, meint Baumpfleger Christoph Bahner da. Er und sein Team sind gerade damit beschäftigt, den Mammutbaum von Pilzbefall zu befreien. Den Hermannshof nennt Bahner eine "Begegnungs- und Lernstätte" für Menschen inmitten einer außergewöhnlichen Pflanzenwelt.
Die Bewegung in der Anlage sorge auch dafür, dass sich die Menschen ihrer Verantwortung für Natur bewusst würden. Wer sich etwas Zeit nimmt und die Natur beobachtet, sieht, was schon der große Gelehrte Alexander von Humboldt vor 250 erkannte: dass alles mit allem zusammenhängt.