Ein Teil des Biergartens der „Woinemer Hausbrauerei“ wird beheizt. Foto: Dorn
Weinheim/Region. (nip/ans/stu/web) Sie sind nicht bei allen Verwaltungen und Gemeinderäten an Bergstraße und Neckar beliebt, aber angesichts der aktuellen Lage will man sie zulassen: Heizgeräte im Freien. Das ergab eine Umfrage der RNZ bei den Verwaltungen. Eine gute Nachricht für Flaneure gibt’s obendrauf: In Weinheims Innenstadt wird es dieses Jahr zwar keine Glühwein- und Bratwurstbuden geben, aber dafür viele andere vorweihnachtliche Angebote. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Ein Überblick.
> In Weinheim dürfen Gastronomen ihre Außenbereiche beheizen. "Falls es erforderlich ist, auch gleich", so Verwaltungssprecher Roland Kern. Das ist möglich, weil es in der entsprechenden Satzung nach wie vor kein Verbot von Geräten wie Heizpilzen gibt. Zwar hatten Stadträte und Fachleute in der "Task-Force Klimaschutz" (demnächst Klimaschutzkommission) eine entsprechende Regelung erörtert, sie wurde in diesem Jahr aber nicht umgesetzt – "aus bekannten Gründen".
Die Stadtverantwortlichen "hoffen und wünschen" aber, dass die Gastwirte mit den Heizungen so sorg- und sparsam wie möglich umgehen. Das Ganze sei als Kompromiss zu verstehen, so Kern. Die Ausnahme im Corona-Jahr solle der gebeutelten Gastronomie helfen, es sei zwischen wirtschaftlichen Interessen und Klimaschutz abgewogen worden: "Das darf natürlich kein Dauerzustand werden." Die Stadt ruft die Wirte nun dazu auf, die eher klimafreundliche Variante mit elektrischen Heizstrahlern zu verwenden.
Damit die Außenbewirtung auf dem Marktplatz ansehnlich und vor allem sicher bleibt, soll die Interessengemeinschaft Historischer Marktplatz in wenigen Tagen ein Konzept vorliegen. Dies beziehe sich auf die komplette Außenbewirtung, nicht nur auf die Beheizung, erklärt Kern: "Das Konzept sieht die Größe der Bewirtungsfläche vor sowie einen Windschutz, der aber noch von der Feuerwehr abgenommen werden muss."
Eine formale (Rats-)Entscheidung sei nicht erforderlich, teilt die Verwaltung mit. OB Manuel Just habe sich aber mit dem Ältestenrat des Gemeinderats abgestimmt. Die Fraktionsspitzen seien sich einig gewesen, dass die Satzung in diesem Ausnahmejahr nicht angetastet wird.
Stadt, Wirte und Einzelhändler würden zudem intensiv erörtern, wie ein Konzept für die Adventszeit und die Wintermonate aussehen könnte, so Kern. Das Ziel: Die Innenstadt attraktiv halten, auch wenn es keinen Weihnachtsmarkt im herkömmlichen Sinne gibt. Menschentrauben vor Glühwein- und Bratwurstbuden will die Stadt aus Gründen des Infektionsschutzes verhindern. Es sei unmöglich, die Gäste solcher Stände namentlich zu erfassen – was auf den Restaurantterrassen aber zwingend erforderlich ist, ergänzt Marktplatzgastronom Andrés Salazar. Letztlich solle der Spagat zwischen Attraktion und Infektionsschutz gelingen, so wiederum Stadtsprecher Kern, auch mithilfe der Wirte: "Einfach alles abzusagen, genügt unserem Anspruch nicht."
Das derzeit wahrscheinlichste Szenarion: Die Aktionen von Schaustellern, Süßwarenverkäufern, Kinomachern und Geschäftsleuten werden auf das hübsch dekorierte Stadtgebiet verteilt und gehen als "Weinheimer Winterbummel" oder "Kleiner Weihnachtsmarkt" in die Geschichte ein. Dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Gestaltung der Weihnachtsmärkte den Kommunen überlässt, sieht Weinheim-Sprecher Kern positiv. "Die Voraussetzungen sind ja von Ort zu Ort verschieden. Wir können damit umgehen."
> In Ladenburg will Bürgermeister Stefan Schmutz die Gastronomen weiter mit Sonderregelungen unterstützen. So wurde ihnen die Gebühr für die Außenbewirtung auch hier erlassen. Die Wirte konnten ihr Draußenangebot an Wochenenden sogar erweitern, weil die Hauptstraße dann für den Durchgangsverkehr gesperrt war. Auch das Thema Heizpilze habe er auf dem Schirm: Er wisse, dass die Gastronomie weiter Unterstützung benötigt, so Schmutz. Heizpilze sind in Ladenburg aber ein schwieriges Thema. In der Altstadtsatzung ist festgelegt, dass das Aufstellen von Heizstrahlern im öffentlichen Raum nicht gestattet ist. Das Verbot gilt auch laut Außenbewirtschaftungs-Regelung.
Außerhalb der Altstadt gibt es dagegen keine Verordnung, die Heizpilze verbietet, auch auf privaten Flächen sind sie erlaubt. Was die Altstadt betrifft, stehe die Verwaltung einer zeitlich begrenzten Genehmigung derartiger Geräte offen gegenüber, sagt Schmutz. Derzeit erkundigten sich Mitarbeiter des Ordnungsamts bei den Gastronomen, ob Heizstrahler in der Altstadt die Umsätze verbessern könnten.
> In Hirschberg verzeichnet die Verwaltung bisher keine Anfragen für das Aufstellen von Heizpilzen. Das teilt Hauptamtsleiterin Anna Dorothea Richter mit. "Wir könnten uns aber vorstellen, das Aufstellen von Heizpilzen in der kalten Jahreszeit zu erlauben."
> In Edingen-Neckarhausen werde die Verwaltung das Aufstellen von Heizpilzen in den Biergärten "sehr großzügig" händeln, so Stabstellenleiterin Thea-Patricia Arras. "Wir verbieten das nicht, wir wollen die örtliche Gastronomie unterstützen." Die Kommune habe sich nach der Anfrage des Pächters der Fortuna-Gaststätte mit dem Thema befasst. Rechtlich obliege es dem Ordnungs- und Gaststättenamt. Jede Kommune könne entscheiden, ob es eine Genehmigung für die Heizpilze braucht. Dabei müssten aber die Brandschutzbestimmungen eingehalten werden: "Und es wäre gut, wenn wir wissen würden, welcher Gastronom einen Heizpilz aufstellt."