Reinhold Nann wollte eigentlich nie Bischof werden, machte es aber doch, weil er die Linie von Papst Franziskus gut fand. Foto: Kreutzer
Von Karin Katzenberger-Ruf
Hirschberg-Großsachsen. Ein Bischof, der in der Christkönigskirche eine Predigt hält, ist schon etwas Besonderes und hat mit einer neuen Partnerschaft zwischen der katholischen Pfarrgemeinde St. Jakobus und einer Gemeinde in Peru zu tun. Reinhold Nann stammt aus Breisach am Kaiserstuhl; seit fünf Monaten ist er Bischof in der Prälatur Caraveli im Südwesten des Landes, in dem er 21 Jahre als Missionar tätig war.
"Ich wollte eigentlich nie Bischof werden", sagt Nann, der zwischen Anden, Urwald und Meeresküste viele Gegenden in Peru kennenlernte und nun für 22 Pfarreien auf einem Gebiet etwa so groß wie Baden-Württemberg zuständig ist. Bischof wurde er schließlich doch, weil er die Linie von Papst Franziskus gut findet. Dieser legt bekanntlich Wert darauf, dass geistliche Würdenträger viel mit Gläubigen aus kleinen Gemeinden zu tun haben. Reinhold Nann ist da sozusagen die Idealbesetzung.
Als Bischof nahm er sich vor, zur Firmung fast alle Pfarreien in seinem Bezirk zu besuchen, und fuhr seiner Schilderung nach rund 15.000 Kilometer mit dem Geländewagen durch das Land. Immerhin: Er hat einen Fahrer, der zugleich sein Sekretär ist und wiederum sein einziger Angestellter. Auf diese "schlanke Verwaltung" ist er stolz.
Gerade hat die Fastenzeit begonnen: In der Lesung in der Christkönigskirche geht es um die Versuchung Jesu während seiner 40 Tage in der Wüste und darum, dass die Verkündigung des Evangeliums erst danach richtig begonnen hat. "Ich habe öfter selbst in Wüstenstädten gelebt, da muss man nach Wasser graben, sich auf das Elementare besinnen, also auf Sand, Sonne und sich selbst", so Reinhold Nann.
Die Pfarrgemeinde St. Jakobus wird künftig mit dem 10.000- Seelen-Ort Chala kooperieren. Wie zu erfahren war, ging die bisherige Peru-Partnerschaft in die Brüche, weil die Ansprechpartner ständig wechselten und es zuletzt keinen direkten Kontakt zur Gemeinde mehr gab. Doch bekanntlich öffnen sich neue Türen, wenn sich andere schließen.
Laut Gerhard Schrimpf, Leiter der Seelsorgeeinheit Weinheim/Hirschberg sprang der Funke bei einem Partnerschaftstreffen in Peru über. In der Christkönigskirche hieß er den Pontifex als "Brückenbauer" herzlich willkommen. "Die Welt wächst zusammen, wir sind wie Geschwister", sagte er beim Gottesdienst, zu dem das peruanische Credo gehörte, in dem es heißt: "Wir glauben an Gott, den Vater aller Menschen, der uns aufruft, geschwisterlich miteinander zu leben." Auch vom Voranschreiten ist dort die Rede: von der Gnadenlosigkeit zu einem bewussten Leben, von der Passivität zur Aktion, von der Furcht zum Vertrauen, vom Schweigen zu öffentlichem Auftreten.
Bischof Nann, der gerade auf Deutschlandreise ist, fühlte sich an der Bergstraße sehr wohl. Schließlich ist diese wie seine Heimat eine Weingegend mit weltoffenen Menschen. Die hat er allerdings auch in Peru kennengelernt, wo der Weinbau ebenfalls Tradition hat. "Ich wünsche euch, dass eure Partnerschaft gelingt", sagte er über die neue Verbindung zwischen Chala und Großsachsen. In den Fürbitten ging es um Mut und Ausdauer für jene, die in Peru für eine gerechte Gesellschaftsordnung kämpfen.
"Werdet nicht müde, von ihm zu sprechen, von seiner verborgenen Gegenwart in allem, was lebt und geschieht", hieß es über Jesus in einem der vergleichsweise modernen Kirchenlieder, die die Gemeinde beim Gottesdienst sang.
Im Gemeindehaus war derweil schon alles für das Mittagessen vorbereitet. Im großen Topf köchelten 80 Liter hausgemachtes "Chili con Carne" als für Peru typische Speise. Spaghetti mit Tomatensoße gab’s aber auch und dazu noch ein Kuchenbuffet.