Egon Müller, Helmut Ciesla, Manfred Mauerer sowie Wiebke Dau-Schmidt (von links) wiesen am Mittwoch auf die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden hin. Foto: Dorn
Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Seit 2002 gibt es den "Weltbodentag", der am 5. Dezember begangen wird. Für die Bürgerinitiative "Bürgerbegehren", die eine Erweiterung des Gewerbegebiets auf landwirtschaftlicher Flächen verhindern will, und den BUND bot der bevorstehende Weltbodentag die ideale Gelegenheit, um bei einem Pressegespräch auf die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden hinzuweisen.
"Eine Fläche von 56 Hektar wird täglich in Deutschland in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt", erläuterte Wiebke Dau-Schmidt von der BI am Rand der potenziellen Erweiterungsfläche des Hirschberger Gewerbegebiets. Dass dies nicht so weiter gehe, habe auch die Bundesregierung realisiert, die die Devise ausgegeben habe, dass bis zum Jahr 2030 nur noch 20 Hektar täglich neu verbraucht werden dürfen. Doch dies scheine in vielen Teilen Deutschlands noch nicht angekommen zu sein. So entstünden etwa entlang der Bergstraße in den letzten Jahren in vielen Gemeinden Neubau- und Gewerbegebiete, meist auf Ackerflächen. Mit der Erweiterung seines Gewerbegebiets verstärke Hirschberg diese unselige Entwicklung, denn Böden seien in vielerlei Hinsicht wichtig, sie speicherten Kohlendioxid und Wasser oder dienten als Biotop.
Der Blick von Bürgergehren-Vertrauensperson Arnulf Tröscher fiel dabei auf ein Mauseloch im Ackerboden. "Die Mäuse sind Nahrungsgrundlage der Störche", erinnerte er daran, dass viele Lebewesen auf freie Ackerflächen angewiesen seien. Deshalb würde es auch nichts bringen, Nisthilfen für Turmfalken in einem zukünftigen Gewerbegebiet anzubringen, wie dies Marcel Münderle von der Firma "Rifcon" vor einigen Wochen bei einem Pressetermin mit der FDP vorgeschlagen hatte. Dann hätten die Turmfalken zwar Nistplätze, aber ihr Jagdrevier wäre verkleinert oder fiele ganz weg.
In diesem Zusammenhang kritisierte Tröscher die Vorgehensweise bei der Kompensation der bebauten Flächen. So werde Ackerboden mit elf Ökopunkten bewertet, eine Dachflächenbegrünung aber mit 19. "Deshalb kann so viel gebaut werden", wies Tröscher auf die Auswirkung dieses seiner Ansicht nach Missverhältnisses hin. "Die Ausgleichsflächen können zudem irgendwo in Deutschland sein", ergänzte Egon Müller vom BUND. Dadurch werde es schwierig zu überprüfen, ob tatsächlich ein ökologischer Ausgleich erfolgt sei.
Zudem ging Tröscher auf den Wert des Ackerbodens südlich des heutigen Gewerbegebiets ein. Dieser sei sicherlich nicht der allerbeste Boden, aber immer noch der zweitbeste. So werde der Boden des hier gelegenen Rotthofs vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau als wertvoll eingestuft. Zudem werde durch eine ökologische Bewirtschaftung ein systematischer Humusaufbau im Boden betrieben, wusste Vertrauensperson Manfred Mauer.
"Der Flächenverbrauch steigt wegen der Konkurrenz der Gemeinden untereinander", zeigte Dau-Schmidt eine der Ursachen für den hohen Flächenverbrauch auf. So seien die Kommunen nahezu gezwungen, Flächen für den Wohnungsbau oder zur Gewerbeansiedlung auszuweisen. Ein regionales Flächenmanagement könnte dabei Abhilfe schaffen. Mit einem derartigen Management wäre es beispielsweise möglich, ein oder mehrere große Parkhäuser für die Mitarbeiter der Unternehmen in einem Gewerbegebiet zur Verfügung zu stellen, sodass nicht jedes Unternehmen auf seinem Gelände Parkflächen ausweisen muss. Damit würde den Flächenverbrauch ebenso reduziert. "Ein Umdenken muss stattfinden", forderte dementsprechend Dau-Schmidt.