Erst 2016 hat Metro den Real-Markt und das gesamte Einkaufszentrum aufwendig umgebaut und erweitert und nach eigenen Angaben rund 16 Millionen Euro investiert. „Da stehen die Mitbewerber Schlange“, ist sich Bürgermeister Simon Michler sicher. Foto: Kraus-Vierling
Von Stephan Kraus-Vierling und Maren Wagner
Edingen-Neckarhausen. Wackelt nach dem Markthaus ein weiterer Einkaufsmarkt in Edingen-Neckarhausen? Der Großhändler Metro plant, seine 277 Real-Märkte in Deutschland bis Ende Januar an ein Konsortium rund um den Immobilieninvestor X-Bricks zu verkaufen. Die künftigen Eigentümer wollen nach den bislang bekanntgewordenen Plänen aber nur einen kleinen Teil der Real-Filialen selbst weiter betreiben. Einige Standorte könnten offenbar sogar geschlossen werden.
Ob das auch dem Edingen-Neckarhäuser Markt im "Berlich" drohen könnte, ist derzeit nicht absehbar. Während des laufenden Verkaufsprozesses äußere man sich nicht zu einzelnen Standorten, heißt es aus der Metro-Pressestelle. Bürgermeister Simon Michler macht sich in dieser Hinsicht aber wenig Sorgen: "Für unsere Bevölkerung sind keine Nachteile zu erwarten", sagt er.
Grund für Michlers Optimismus ist ein Abschnitt am Ende der Metro-Pressemeldung. In einer mit dem Konsortium vereinbarten Absichtserklärung sei festgehalten, dass der Großteil der Real-Standorte, die nicht vom Konsortium selbst weiterbetrieben werden, an andere Händler abgegeben werden, die dann vertraglich auch zur Übernahme der Mitarbeiter verpflichtet werden soll. Konkret könnten Edeka oder Kaufland diese Real-Märkte übernehmen. Dafür sieht Bürgermeister Michler in Edingen-Neckarhausen große Chancen: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es weitergehen wird."
Schon im Oktober 1967 eröffnete an dieser Stelle im "Berlich" zunächst "Esbella" als einer der ersten Supermärkte in der Region. Den Namen Real trägt der Markt seit 1995. Die Jahre sah man dem Einkaufszentrum irgendwann an, Erscheinungsbild und Sortiment waren nicht mehr zeitgemäß, als Metro 2011 die Genehmigung erhielt, den Standort umzubauen und zu erweitern.
Lange Jahre geschah dann aber nichts, schon damals kamen Gerüchte auf, dass der Einkaufsmarkt schließen könnte. Denn Real kämpft seit geraumer Zeit mit sinkenden Umsätzen. Metro sucht deshalb schon länger nach einem Käufer für die Handelskette.
Dennoch entscheid sich der Großhändler schließlich, den Standort in Edingen-Neckarhausen zu modernisieren. Am 10. November 2016 wurde er eingeweiht. Metro hat nach eigenen Angaben rund 16 Millionen Euro in die Arbeiten investiert und den neuen Gebäudekomplex in Edingen-Neckarhäuser Einkauf Center (eec) umbenannt.
Der Real hat eine Verkaufsfläche von 4800 Quadratmetern, auf weiteren etwa 12.000 Quadratmetern finden sich Fachmärkte wie die Tierbedarfskette Fressnapf oder der Modehändler Takko Fashion und Gastronomieangebote.
Der Standort in Edingen-Neckarhausen wurde also erst vor Kurzem zukunftsfähig gemacht. "Da stehen die Mitbewerber Schlange", sagt Bürgermeister Michler. Zu beachten ist aber auch, dass im Gewerbegebiet "Edingen Nord" jenseits der Mannheimer Straße mit Lidl und Aldi zwei weitere große Discounter stehen.
Und in unmittelbarere Nähe zum Real-Markt bietet zum Beispiel Action Lebensmittel und Dinge des alltäglichen Bedarfs zu Schleuderpreisen an. Dennoch werde der Real laut Michler gut angenommen. Auch Bürger aus Friedrichsfeld würden dort einkaufen.
Überraschend kam die Nachricht vom geplanten Verkauf der Warenhauskette für den Bürgermeister ohnehin nicht. Der Geschäftsleiter sei bereits vor etwa einem Jahr zu einem Gespräch im Rathaus gewesen, um über die Zukunft des Real-Standortes zu sprechen. Seitdem habe es aber keine weiteren Treffen gegeben, sagt Michler. Auch auf Nachfrage der RNZ beteuert Geschäftsleiter Michael Thom, er könne bezüglich der Zukunft des Real-Standorts derzeit keine Angaben machen.
Real betreibt in der Region drei Märkte, neben Edingen-Neckarhausen in Brühl und Mannheim. Sabine Möller, Gewerkschaftssekretärin von Verdi Rhein-Neckar, schätzte im Gespräch mit der RNZ Anfang dieser Woche, dass hier rund 350 Mitarbeiter beschäftigt sind. Laut Thom arbeiten 94 davon im "Berlich".
Die Verunsicherung unter den Beschäftigten sei groß, sagte Gewerkschaftssekretärin Möller der RNZ. Viele von ihnen arbeiteten schon seit vielen Jahren bei Real und fühlten sich mit ihren Märkten verbunden. Möller: "Wir brauchen endlich Klarheit, was mit den Filialen und den Mitarbeitern passiert."