Auf der Wiese "Wingertsäcker-Wiese" gegenüber der Bäko sollen 24 Reihenhäuser gebaut werden. Foto: Pilz
Edingen-Neckarhausen. (mwg) Vielleicht steht Bürgermeister Simon Michler manchmal auf dem Balkon im dritten Stock des Rathauses und blickt über den Neckar. Und vielleicht wird er dann etwas wehmütig. Während in Ladenburg derzeit fast pausenlos zum Teil enorme Neubaugebiete entstehen, ohne dass sich in der Stadt viel Widerstand regen würde, bläst Michler selbst bei kleineren Bauvorhaben der Wind ins Gesicht.
Seit fast fünf Jahren ist er im Amt, Wirtschaftsförderung und Wohnungsbau waren zentrale Themen in seinem Wahlkampf. Nie hätte er wohl geahnt, wie viel Zündstoff das Zusammenspiel beider birgt. Als er 2016 das Mittelgewann am Ortsrand bebauen lassen wollte, unterstützte die Lipowa Polsterwarenfabrik von Beginn an das Bürgerbegehren dagegen. Das Neubaugebiet wäre in unmittelbarer Nähe zur Firma entstanden. Als es vom Tisch war, beschloss der Gemeinderat, zunächst die Lücken in der Kommune zu schließen. So wurde der Bebauungsplan "Wingertsäcker-Wiese" ausgegraben, mit dem jetzt 24 Reihenhäuser entstehen sollen.
Das wiederum passt der gegenüberliegenden Bäcker- und Konditorengenossenschaft Bäko nicht. Im Mai soll Vorstand Reiner Jung in der Gesellschafterversammlung in zum Teil rüden Worten seine Meinung über Michler ausgedrückt haben, im Juni stellte sein Kollege Jochen Früauff den Standort in Frage. Am Dienstag nun trafen sich Vertreter von Gemeinde, Fraktionen und Bäko. Und das scheint die Spannungen etwas gelockert zu haben. Wenig später sprach Früauff gegenüber der RNZ jedenfalls von "positiven Tendenzen", dieselbe Einschätzung hat Bauamtsleiter Dominik Eberle.
Dass die Reihenhäuser gebaut werden müssen, daran hält die Gemeinde fest. Edingen-Neckarhausen ist im Besitz der Grundstücke und auf das Geld angewiesen. "Wir können nicht sagen, wir lassen die Wiese grün", sagt Carola Koch von der Stabstelle des Bürgermeisters. Man hätte aber versucht, aufeinander zuzugehen. Die Bäko befürchtet, dass sich die Bewohner der Reihenhäuser über den Lärm vom Firmengelände beschweren könnten. Im schlimmsten Fall, so die Sorge, müsste das Unternehmen den Betrieb einschränken oder erneut viel Geld in den Lärmschutz investieren. Letzteres ist bereits in den vergangenen Jahren geschehen, weil die Wohnbebauung immer näher kam.
Diesen Befürchtungen will die Gemeinde entgegenwirken, indem sie im Bebauungsplan etwa den Grundriss der Häuser so festlegte, dass Schlafzimmer oder Garten nicht Richtung Bäko zeigen. Zudem sollten die Fenster der Aufenthaltsräume, zu denen auch Kinderzimmer oder Wohnzimmer zählen, nicht öffenbar sein. In vielen Fertighäusern ist das mittlerweile nicht mehr nötig, da dort Lüftungsanlagen eingebaut werden. Allerdings hat der Stadtplaner im Bebauungsplan an dieser Stelle eine Ausnahme eingefügt, die der Bäko nicht passt. Die Fenster, so erklärt es Eberle, könnten demnach dann öffenbar sein, wenn der Hausbesitzer gutachterlich selbst feststellen lässt, dass der Lärmschutz auch dann noch eingehalten wird. Die Verwaltung besteht nicht auf diese Ausnahme. Eberle: "Wenn der Gemeinderat sagt, das soll raus, dann wird der Bebauungsplan verändert."
Ohnehin spielt der Bäko in die Hände, dass die Gemeinde jeglichen Spielraum hat. Da ihr die Grundstücke gehören, kann sie nicht nur im Bebauungsplan festschreiben, wie die Häuser auszusehen haben, sie kann das auch im Vertrag mit dem Bauträger regeln, der dann verpflichtet ist, die Vorgaben einzuhalten.
Die Bäko will der Verwaltung nun ihre strittigen Punkte im Bebauungsplan noch einmal schriftlich mitteilen. Im Spätjahr dann könnte der Bebauungsplan als Satzung beschlossen werden.