Der 29-jährige Martin Kinzig ist beim Fußballclub unter anderem Spielausschuss-Vorsitzender. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Martin Kinzig ist einer, ohne den man sich den Fußballclub Viktoria Neckarhausen (FC) gar nicht vorstellen kann: Der 29-Jährige ist immer da, sei es sonntags auf dem Platz oder bei einer der Veranstaltungen: Immer freundlich, immer höflich, aber auch einer, der dem Gegenüber ehrlich seine Meinung sagt. Martin Kinzig, heute Teil der RNZ-Serie über "Junge übernehmen Verantwortung", kam 1993 zum FC, wobei sein Weg dorthin quasi vorbestimmt war. "Mein älterer Bruder Michael war auch Fußballer", erzählt er. Und die Freunde sowie die Eltern dieser Freunde auch, wobei die Mütter kein Fußball spielten, ansonsten aber Würstchen verkauften, Trikots wuschen oder sich um die Organisation von Veranstaltungen kümmerten.
"So kam das dann, und ich bin dabeigeblieben", erklärt Martin schlicht. Er durchlief alle Jugendmannschaften und übernahm im Alter von 16 Jahren den Posten des stellvertretenden Jugendleiters und 2009 den Vorsitz des Spielausschusses von Vorgänger Steffen Stahl. Was seine Aufgaben sind? "Alles eigentlich", sagt der junge Mann. Er führt Gespräche mit Trainern und Spielern, führt Verhandlungen und sieht eben einfach zu, dass der Spielbetrieb läuft. Er steht im Kontakt mit dem Fußballkreis und sonntags auf dem Platz, er meldet die Aufstellung der Mannschaft online und fertigt später Kurzberichte, die an die Tageszeitungen für deren Sportteile gehen.
Martin Kinzig kümmert sich zudem um die Homepage des Vereins und erstellt zusammen mit dem Ersten Vorsitzenden Tobias Hertel, der noch ein Jahr jünger als der Vorstandskollege ist, das Stadionheft. "Ich bin in alles einfach so reingewachsen. Und der Verein ist schon so eine Art Familie geworden", findet er. Es sei ein Hobby, allerdings ein sehr zeitintensives, räumt er ein. Auf die Frage, was er denn von den Vereinskameraden zurückbekomme, schüttelt er den Kopf. "Eigentlich bekommt man nichts zurück. Nicht wirklich. Oder doch: Verbesserungsvorschläge", schmunzelt er.
Doch die Stimmung im Verein sei gut: "Der Zusammenhalt ist intakt." Das ist angesichts der Widrigkeiten, die dem FC Sorgen bereiten, auch durchaus wichtig. Nur noch drei Mannschaften spielen für den Club – neben der ersten Mannschaft noch eine zweite sowie die Alten Herren. In den vergangenen Jahren gingen der Viktoria ihr Frauenfußball flöten und der Jugendbereich abhanden. Hier Aufbauarbeit zu leisten, ist unglaublich schwierig, zumal sich der Jugendfußball erfolgreich als Kooperation von Fortuna und DJK etabliert hat. Und nicht zuletzt sieht sich der Neckarhäuser Traditionsclub mit der Frage konfrontiert, was künftig aus ihm werden soll, wenn das Baugebiet Neckarhausen-Nord aus der Planung in die Umsetzung tritt. Die Vereinsmitglieder haben bereits abgestimmt: Sie wollen am liebsten vor Ort bleiben und ihr Vereinsheim behalten. Fraglich aber, ob die Gemeinde den gewünschten Kunstrasenplatz baut, der den bisherigen, kaum noch bespielbaren Hartplatz ersetzen würde.
Wenn man mit Martin Kinzig Fragen dieser Art erörtert, bleibt der junge Mann gelassen. Zunächst steht ohnehin in diesem Jahr der 110. Geburtstag des Traditionsvereins unter dem Motto "110 Jahre Leidenschaft" an. Geplant sind unter anderem eine Geburtstagsfeier im März um das Gründungsdatum herum sowie ein großer Ehrungsabend im Schloss. Alles Weitere, so erklärt es Martin Kinzig gegenüber der RNZ gewohnt unaufgeregt, werde man im Januar in einer Vorstandssitzung besprechen.