Die Streuobstwiesen auf der Gemarkung von Edingen-Neckarhausen werden von Bauern bewirtschaftet. Einige von ihnen wollen mit dem Nabu zusammenarbeiten, sorgen sich aber wegen dessen Pachtplänen. Die Landwirte fürchten einen Verlust von Fläche. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Zwischen dem Nabu Edingen-Neckarhausen, der Gemeinde und Landwirten gibt es offenbar Redebedarf. Zum Hintergrund: Der Nabu will auf einer Ackerfläche ökologische Landwirtschaft betreiben, um zu zeigen, dass sich das rechnet. Einen entsprechenden Vorstoß habe die Verwaltung mit dem Hinweis abgelehnt, sie stelle Ackerflächen ausschließlich Landwirten zur Verfügung, sagt Nabu-Vorstand Stefan Brendel.
Die ortsansässige Naturschutzbund-Gruppe will nun in der Dezembersitzung des Gemeinderats öffentlich den Antrag stellen, eine Fläche pachten zu können. Zugleich erkundigt sie sich danach, welchen Anteil an ökologischer Landwirtschaft es derzeit überhaupt in Edingen-Neckarhausen gibt."Da hätten sie auch gleich uns fragen können", sagen Georg und Dennis Koch. Die beiden Landwirte aus Edingen zeigen sich im Gespräch mit der RNZ recht verwundert über die Vorgehensweise des Nabu. "Wir beide sind im Frühjahr zu einem Nabu-Treffen gegangen, um uns vorzustellen und einzubringen", schildert Georg Koch.
Am 13. November waren sie bei einem weiteren Treffen. Nabu-Mitglieder und Bauern gründeten hier die Arbeitsgruppe "Landwirtschaft". Neben dem Aspekt, Tiere wie die Feldlerche besser zu schützen oder dem Insektensterben entgegenzuwirken, gehe es auch darum, die Landwirtschaft besser verstehen zu lernen, meint Georg Koch. "Da ist viel Unwissenheit im Spiel - wir sind nicht die Bösen, die für alles verantwortlich gemacht werden können", sagt er.
Wenige Tage nach der Gründung dieser Arbeitsgemeinschaft hätten sie dann aus der Presse vom geplanten Antrag des Nabu erfahren. "Das hat uns schon überrascht, denn mit uns hat darüber keiner gesprochen", betonen die beiden Landwirte. Wenn der Nabu eine landwirtschaftliche Fläche von der Gemeinde pachte, gehe das nur über einen Verlust bei einem der Landwirte. "Ist es nicht einfacher, wenn wir so eine Fläche zur Verfügung stellen?", fragt Georg Koch. "Wir haben Maschinen, Manpower und Fachwissen. Der Nabu hat ebenfalls Knowhow - wir könnten doch voneinander profitieren", so der Landwirt. Der Nabu hätte einfach mit ihnen reden können. "Die Art und Weise, wie das jetzt angegangen wurde, ist völlig falsch. Wir sollten nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten", meint Dennis Koch.
Unabhängig von ihrer Irritation seien beide grundsätzlich bereit, auf einer Ackerfläche mit dem Nabu zusammen ökologische Landwirtschaft zu betreiben. Diese Anbauweise, die unter anderem mit dem Verzicht auf synthetischen Pflanzenschutz einhergeht, gebe es in Edingen-Neckarhausen noch nicht, erklärt Dennis Koch. "Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Landwirte sehr ernst", sagt Stefan Brendel dazu auf RNZ-Nachfrage. "Daher freuen wir uns sehr, dass Dennis und Georg Koch den Weg zur ökologischen Landwirtschaft mitgestalten möchten", so der Nabu-Vorstand. Der neu gegründete Arbeitskreis werde sich im Dezember zum ersten Mal treffen.
Klärungsbedarf gibt es auch in der Sache mit dem Pflanzbeet in der Emil-Gött-Straße in Edingen, das die Verwaltung dem Nabu zur Pflege angeboten hat. Bauamtsleiter Dominik Eberle hatte jüngst im Verwaltungsausschuss (VA) erklärt: Die Dame, die sich aktuell um das Beet kümmere, wolle nicht mehr. Der Nabu habe aber abgelehnt - was Stefan Brendel gegenüber der RNZ bestätigt.
Er erklärt, das Beet sei schön gepflegt und die Anwohner wollten das auch weiter so handhaben. Der Nabu habe sich bei diesen erkundigt. "Wir haben Mitglieder, die als Blumenpaten tätig sind", meint Brendel. Grundsätzlich seien aber nicht Gärtnerarbeiten das Ziel des Nabu, sondern eben der ökologische Anbau von Feldfrüchten. Einen weiteren Vorschlag aus der Bürgerschaft hält er jedoch für "wünschenswert und vorstellbar": Dabei geht es um ein Grundstück nebst Gebäude für die örtlichen Naturschutzverbände BUND und Nabu. "Für die neue Kindergruppe des Nabu wäre das eine schöne Sache", findet Brendel.
Offene Grüne Liste (OGL) und CDU konnten sich das in der VA-Sitzung bereits gut vorstellen. "Man könnte vielleicht günstig einen Bauwagen bekommen", sagte Rolf Stahl (OGL). Und CDU-Fraktionschef Bernd Grabinger verwies darauf, dass Ladenburg mit der Bacherlebnisstation des BUND so etwas auch habe. "Man sollte sich da zusammensetzen", meinte Grabinger. Keine schlechte Idee, wie es scheint.