Der mit einer Verkaufsfläche von 134 Quadratmetern eher kleine Markt kann mit der finanziellen Unterstützung der Gemeinde zumindest die drohende Schließung Ende Januar, beziehungsweise die Kündigung des Marktes in der Hauptstraße abwehren. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Der Gemeinderat hat dem Einkaufsmarkt "Markthaus" in Neckarhausen Luft verschafft und mit großer Mehrheit bei einer Neinstimme seitens der CDU einem Vorschlag von Bürgermeister Simon Michler zugestimmt, der den Nahversorger zeitweise retten soll. Demnach erhält der Neckarhäuser Markt 2020 und 2021 jeweils maximal 25 000 Euro von der Gemeinde nach Vorlage der Abrechnungen und im Fall, dass er weiter Verluste einfährt.
Leicht machten sich die Fraktionen die Entscheidung nicht und wollten die Summe von höchstens 50 000 Euro auch nicht leichtfertig vergeben. So erkundigte sich Thomas Zachler (SPD) vorsichtshalber, ob das Geld nicht ins Insolvenzverfahren des Mannheimer Mutterhauses "versenkt" werden und dann weg sein könnte. Bürgermeister Simon Michler sagte, in Absprache mit Insolvenzverwalter Thomas Oberle von der Kanzlei Schilling, Zutt & Anschütz werde der Zuschuss ausschließlich dem Neckarhäuser Markt zugutekommen.
Der mit einer Verkaufsfläche von 134 Quadratmetern eher kleine Markt könne mit dem "Back-Up" aus Edingen-Neckarhausen zumindest die drohende Schließung Ende Januar, beziehungsweise die Kündigung des Marktes in der Hauptstraße abwehren. Der Eigentümer des Gebäudes sei aufgeschlossen. Es gebe Überlegungen, den Markt abzureißen und neu zu bauen, wobei am Standort eine Wunschfläche von 400 bis 500 Quadratmetern trotzdem nicht zu erreichen sei.
Der für Neckarhausen wichtige Nahversorger ist von der Schieflage der gemeinnützigen Markthaus gGmbH betroffen. Neben dem sozialen Second-Hand-Kaufhaus in der Quadratestadt betreibt sie weitere Einrichtungen, darunter fünf Supermärkte mit Rewe-Konzept und Discounterpreisen.
"Wir müssen dann aber auch die Zeit nutzen, um in den kommenden Monaten eine tragfähige Lösung zu finden", mahnte Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste aus FDP und Freien Wählern (UBL). Das bestätigte Michler. Das Argument der CDU, man schaffe hier womöglich einen Präzedenzfall, müsse man im Auge behalten. Aber er sehe den Zuschuss ein stückweit als Wirtschaftsförderung. So sei es im Haushalt auch eingeplant.
Der Markt in Neckarhausen sei besonders für ältere Bürger wichtig, weil fußläufig kein anderer Nahversorger zu erreichen sei. "Wir müssen die zwei Jahre nutzen, um Konzepte auszuloten. Vielleicht auch an einem neuen Standort", so Michler. Weil die Gemeinde kein eigenes geeignetes Grundstück habe, sei man in Gesprächen mit Privatbesitzern. Was die Verwaltung im Rahmen ihrer Möglichkeiten leisten könne, um die Umsatzzahlen zu steigern, werde sie tun. Ob die Einrichtung eines Genossenschaftsladens, wie ihn UBL-Gemeinderat Dietrich Herold kürzlich beim Vor-Ort-Termin seiner Fraktion am Markthaus ins Spiel brachte, noch eine Option ist, wurde in der Sitzung nicht thematisiert.
Bernd Grabinger (CDU) erläuterte noch einmal kurz die kritische Haltung seiner Fraktion, ob die Finanzspritze etwas nutze oder nur das langsame Sterben des Marktes hinauszögere. Er betonte, jeder Einzelne sei aufgefordert, sein Einkaufsverhalten zu ändern. Letztlich sehe er aber auch die Gefahr, wenn das "Markthaus" als Glied aus der Versorgungskette falle, dass es für andere Geschäfte ebenfalls enger werden könnte.
Thomas Zachler meinte auch, im Ortsteil Neckarhausen habe man das Problem seit 2006, als damals der Netto-Markt an der Eisenbahnbrücke schloss. Dann habe man den Markt verlagert und "jetzt haben wir den gleichen Salat". Die Förderung sei ein "Tropfen auf den heißen Stein", ein Discounter im geplanten Neubaugebiet Neckarhausen-Nord, wie von der CDU erwähnt, sei aber kurzfristig keine Lösung. "Wir müssen mit Füßen und mit Geldbeuteln abstimmen und nicht nur Butter und eine Tüte Chips im Markthaus kaufen", sagte Zachler. So schnell wie möglich müsse man parallel eine Ladenfläche suchen.
"Wir haben gestern das neue Leitbild der Gemeinde vorgestellt", sagte Thomas Hoffmann (Offene Grüne Liste). Dabei gehe es auch als Leitsatz um eine bedarfsgerechte Nahversorgung in allen Ortsteilen. "Wenn wir das Ernst nehmen, bleibt uns nur die Möglichkeit, heute zuzustimmen." Zustimmung kam auch von Linken-Gemeinderätin Marion Miltz-Savidis.