Julius Helmstädter starb im KZ. Foto: sti
Edingen-Neckarhausen. (sti) Dass Frauen auch im Edingen-Neckarhäuser Straßenbild unterrepräsentiert sind, ist unbestritten. Und doch gibt es auch verdiente Männer, die noch keine entsprechende Würdigung erhalten haben. Einer von ihnen ist Julius Helmstädter (1879-1945). Der Edinger Sozialdemokrat, der zur Weimarer Zeit Bezirksratsmitglied, Bürgermeisterstellvertreter und ab 1932 Landtagsabgeordneter war, musste seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus im Konzentrationslager Dachau mit dem Leben bezahlen. An ihn erinnert zwar seit 1949 ein Gedenkstein auf dem Edinger Friedhof. Auch gab es beim SPD-Ortsverein, den Helmstädter 1907 mitgründete und dem er von 1919 bis 1933 vorstand, vor Jahren einen nach ihm benannten Aufsatzwettbewerb. Eine Straße, einen Platz oder ein Gebäude aber hat ihm die Gemeinde bislang nicht gewidmet.
Dass dies der gebürtige Pforzheimer Arbeitersohn, der in früher Jugend nach Edingen kam, verdient hätte, zeigt schon Ralf Fetzers Würdigung in seiner "Edingen"-Chronik. So blieb Helmstädter, obwohl von den Nazis öffentlich gedemütigt, 1933 erstmals verhaftet, ständig bespitzelt und lange Zeit auswärts bei Freunden oder Verwandten untergetaucht, bis zuletzt seiner Überzeugung treu. "Ein reaktionärer Bursche!", wie damals Edingens Gendarm geißelte: Noch nie habe Helmstädter "den Deutschen Gruß ,Heil Hitler‘...ausgesprochen".
Ergreifend sind die bei Fetzer edierten Briefe, die der 1944, obwohl herzkrank, in Dachau Inhaftierte aus dem KZ an seine Familie schrieb. Dass Helmstädter darin neben Lebensmitteln auch um Frostsalbe und "Läusebekämpfungsmittel" bittet, lässt die Haftbedingungen erahnen. Am 11. Februar 1945 starb er 65-jährig, wohl an Krankheit und Entkräftung. Tochter Hermine Hofmann, selbst nach dem Krieg eine der ersten Gemeinderätinnen des Landkreises, war überzeugt, dass ihr Vater im KZ verhungerte.
Für eine Namenswidmung, beispielsweise als "Julius-Helmstädter-Ufer", anbieten würde sich der Neckarweg zwischen "Steinernem Tisch" und Unterer Neugasse. Der Weg ist bislang unbenannt und zieht gut exponiert am Ort entlang. So auch am "Kongo", jenem Gebietsteil, in dem die Helmstädters wohnten (Hauptstraße 139). Unten am Rathausabgang ließe sich auf einer Gedenktafel auch an den 14. März 1933 erinnern, als Helmstädter und Ratskollege Simon Brecht aus einer von den Nazis gestürmten Sitzung eben über diesen Neckarweg noch mal entkommen konnten.