Der Verein „Urwüchsig“, der die Trägerschaft für den Wald- und Wiesenkindergarten an zwei Standorten übernehmen wird, würde gern in diesem September seine Tore öffnen. Dann könnten Kindergartenkinder vielerlei naturnahe Erfahrungen machen. Foto: Kraus-Vierling
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Tiere und Pflanzen kennenlernen, im Sand spielen, mit Wasser matschen oder Ackerbau betreiben: Natur- und Waldpädagogik eröffnet Kindergartenkindern vielerlei naturnahe Erfahrungen und Erlebnisse.
Eine Elterninitiative plant derzeit die Errichtung eines Wald- und Wiesenkindergartens an zwei Standorten: im Mannheimer Dossenwald (unweit von der Rheinau) und auf einer ehemaligen Ackerfläche in Edingen-Neckarhausen. Alle zwei Tage soll autofrei gewechselt werden. "Für unsere Initiative haben sich sieben Familien aus Mannheim und Edingen-Neckarhausen zusammengetan", teilt Stefanie Celic vom Vorstand mit. Sie alle seien Eltern von Kindern, die entweder schon im Kindergartenalter sind oder es bald sein werden. "Dieser Umstand und die Liebe zur Natur sind die Grundlagen für unser ambitioniertes Vorhaben", so Celic weiter.
Die Gemeindeverwaltung unterstütze das Vorhaben sehr. Aktuell sei man im Gespräch über zwei gemeindeeigene Grundstücke, wäre aber auch für private Pachtangebote offen. Sobald die passende Fläche gefunden sei, hänge der Zeitpunkt der Eröffnung hauptsächlich davon ab, wie lange es zur Baugenehmigung dauere. "Im Idealfall öffnen wir die Tore im September 2021", informiert Celic. Geplant ist die Eröffnung von zwei Gruppen, den "Wakis" (Waldkinder) und "Wikis" (Wiesenkinder), wobei für Letztere die Zusammenarbeit mit der Gemüse-Ackerdemie e.V. angestrebt werde.
In Zeiten der Klimakrise sei eine tiefe und emotionale Beziehung zur Natur mehr denn je fundamentale Voraussetzung für einen achtsamen Umgang mit ihr, meint die Elterninitiative. Sie hat kürzlich den Verein "Urwüchsig" gegründet, der die Trägerschaft des Kindergartens übernehmen wird. Der Verein ist kürzlich als gemeinnützig anerkannt worden, im März soll der Eintrag ins Vereinsregister erfolgen. Durch ihre Mitgliedschaft bei "Urwüchsig" haben künftige Kindergarteneltern direkten Einfluss auf die Gestaltung des Kindergarten-Alltags. Das Konzept sehe ganz ausdrücklich ihre Beteiligung vor. Und im Vergleich zu einem Regelkindergarten werde es viele Möglichkeiten geben, sich einzubringen: Neben den klassischen Aufgaben wie der Organisation von Festen und Basaren gehe es auch um Vereinstätigkeiten. "Die Verwaltung muss natürlich ebenso gemacht werden, wie das Sponsoring oder die Spendenakquise", sagt Celic.
Zur Finanzierung des Projekts sind drei Quellen vorgesehen. Neben den staatlichen Zuschüssen sind das Spenden und eine Kreditaufnahme. Doch der Wald- und Wiesenkindergarten werde sich an der örtlichen Kostenstruktur orientieren, versichert der Verein.
Der Wiesenkindergarten wird voraussichtlich auf einer ehemaligen Ackerfläche errichtet. In einer Schutzhütte, gedacht ist an einen Bauwagen oder ein größeres Gartenhaus, können die Kinder Zeit verbringen, wenn es draußen gar zu ungemütlich wird. "Das wird kein Survival-Camp für Kinder", betont Stefanie Celic. Bei der Erarbeitung des pädagogischen Konzepts lasse man sich auch von den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen etwa aus der bedürfnisorientierten Forschung inspirieren.
Zielgruppe sind Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt. Geplant ist zunächst eine verlängerte Öffnungszeit von 7.30 bis 14.30 Uhr für jeweils 20 Kinder in beiden Gruppen mit einem Betreuungsschlüssel von drei zu 20. Geeignetes Fachpersonal werde man noch einstellen. Für beide Gruppen gebe es bereits jetzt rund ein Drittel Interessenten. "Das zeigt uns, wir haben einen Nerv getroffen", sagt Stefanie Celic. Nachhaltigkeit und Umweltschutz seien ein wichtiger Trend. Einen Naturkindergarten so wie in Ladenburg gibt es in Edingen-Neckarhausen noch nicht. Aber es wäre die zweite Einrichtung, die aus einer Elterninitiative geboren würde. Die Kleinkindbetreuung "Vogelnest" ist so entstanden und arbeitet seit nunmehr 17 Jahren sehr erfolgreich – ebenfalls mit hoher Beteiligung der Eltern und stets ausgebucht.
Der neue Verein "Urwüchsig" träumt von einem Idyll wie in "Bullerbü": mit Obstbäumen, Beerensträuchern, Gemüsebeeten, Sandhügel und Brunnen. Diesen Traum zu verwirklichen, könne man kaum erwarten, sagt Stefanie Celic. Traumtänzer sind die Eltern nicht: Die Homepage "urwuechsig.org" legt professionell die schrittweise Fortentwicklung des Projekts dar.