„Wir mussten sehr flexibel sein, was die Räume angeht“, sagt Einrichtungsleiterin Michaela Hikade. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Ende März 2010 feierte der katholische St.-Andreas-Kindergarten nach zweieinhalbmonatiger Sanierungsphase bei Kosten in Höhe von 240.000 Euro seine "Wiedereröffnung". Während dieser Zeit waren die noch fünf Gruppen in der Oberndorffschule und im Gemeindehaus St. Michael untergebracht. Knapp zehn Jahre später feiert der Kindergarten wieder ein Sanierungsfest: Im vergangenen Jahr erfolgte wegen gestiegener Brandschutzauflagen eine zwingend notwendig gewordene Teilsanierung in dem Gebäude, das aus zwei miteinander verbundenen Häusern in Alt- und Neubau besteht.
Die 88 Kinder liebten das Verwinkelte ihres Kindergartens, die überraschend auftauchenden kleinen Räume, zu denen Stufen hoch- oder herabführen. Dem Brandschutz waren jedoch die Räume ohne zweite Fluchttüren ein Graus. Der Kindergarten musste ab September seine fünfte Gruppe auslaufen lassen und verlor dadurch auch eineinhalb Erzieherinnen. Im Dachgeschoss wurde der Gruppenraum daher außer Betrieb genommen und stattdessen ein Pausenraum eingerichtet.
Jeder Gruppenraum mit Nebenraum erhielt einen Notfallausgang. Dafür wurden Durchbrüche geschaffen und Türen versetzt. "Der Brandschutz hatte ja bemängelt, dass es hier zu wenig Fluchtmöglichkeiten gibt", sagt Kindergartenleiterin Michaela Hikade. Teilweise wurden die Böden, Beleuchtung und Schallschutz auf den neuesten Stand gebracht und im Erdgeschoss eine neue Küche eingebaut, was auch den Essenslieferanten freut, der bis dato ins oberste Stockwerk laufen musste. Nicht zuletzt erhielten einige Räume auch einen neuen Farbanstrich.
Die Gruppenräume bieten den Kindern für viele Stunden eines Tages Möglichkeiten zur kreativen Beschäftigung, für Essen, Toben, Spielen und auch für Rückzug. Foto: zg/Repro: PilzDass Werk- und Bewegungsraum im Keller derzeit nicht genutzt werden können, liegt an einem Wasserschaden aus dem Frühsommer vergangenen Jahres. Dabei wurde der Estrich beschädigt und die Erneuerung zieht sich etwas. "Mit der ursprünglichen Renovierung hat das aber nichts zu tun", schildert Hikade beim Rundgang durchs Haus gemeinsam mit dem achtköpfigen Kinderrat, zwei aus jeder Gruppe.
Im vergangenen Mai begann die Teilsanierung, die bis auf wenige Kleinigkeiten nun abgeschlossen ist. "Wir mussten in dieser Zeit sehr flexibel sein, was die Räume angeht", schildert die Leiterin von St. Andreas. Der Umbau bei laufendem Betrieb erforderte gute Planungen, wobei Hikade den Handwerksbetrieben dankt, die sich "toll abgesprochen und immer ein offenes Ohr für die Kinder" hatten. Zwei Gruppen mussten tauschen, damit die Einrichtung der Ganztagsgruppe gerecht werden konnte, der sonst für zehn Tageskinder ein Schlafraum gefehlt hätte.
Das bedeutete letztlich für alle Umstellungen und manchmal auch der Verzicht auf einige Quadratmeter, die durch einen großen Flur oder durch einen direkten Zugang zum kleinen Garten, kompensiert wurden oder noch werden.
Für Kinder und Erzieherinnen waren die Sanierung und die damit einhergehenden Veränderungen Anlass für einen Neustart mit anderen Gruppennamen. Aus über 300 Vorschlägen sortierte der Kinderrat zunächst eine Grobauswahl und entschied sich dabei für Meerestiere. Nicht ohne Stolz führen die Kinderräte Sophia, Janne, Raphael, Alea, Mayla, Jule, Orelie und Erik durch die Gruppenräume, die ihnen und allen anderen Kindern für viele Stunden eines Tages zahlreiche Möglichkeiten zur kreativen Beschäftigung, für Essen, Toben, Spielen und auch für Rückzug unter anderem in der beliebten Wichtelburg bieten. Jeder Raum hat quasi einen eigenen Schwerpunkt, wo die Kinder basteln, Bücher anschauen oder Theater spielen können. Eineinhalb Stunden pro Tag können sie frei entscheiden, wo sie sich aufhalten wollen.
Neben dem Kinderrat, der sich regelmäßig trifft um darüber zu sprechen, was, so Jule, einem "im Kindergarten gefällt und was nicht", gibt es die teiloffenen Gruppen oder auch die Sprachfördergruppe, in der fünf bis sieben Kinder bei zwei speziell geschulten Erzieherinnen sprachliche Förderung erfahren. "Das Haus ist jetzt in Ordnung", sagt Michaela Hikade. Fit für die nächsten Jahre, nicht aber für die Ewigkeit.
Bei der Einweihungsfeier dankte Pfarrer Markus Miles auch Bürgermeister Simon Michler und der politischen Gemeinde, die sich mit einem Zuschuss in Höhe von 305.000 Euro an den Gesamtkosten der Sanierung von 425.000 Euro beteiligt.