Mehrere Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrierten am Samstag im Weinheimer Schlosspark. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Ein Regenschauer unterzieht Wiesen, Bäume und Passanten einer Zwangsdusche. Dann beruhigt sich das Wetter. Einige Demonstranten, die sich unter Baumriesen Schutz gesucht haben, kehren auf die große Wiese des Schlossparks zurück. Hier haben sich am Samstagnachmittag maximal drei Dutzend Protestierende und Sympathisanten versammelt, bewacht und beschützt von anfangs neun, später noch sieben Polizeibeamten.
Der Schlosspark ist schon seit der ersten Hälfte des vergangenen Jahres Treffpunkt von Protestierenden, die die Infektionsschutzmaßnahmen von Bund und Ländern kategorisch ablehnen. Während im letzten Sommer "politische" Reden dominierten, treten am Samstag zahlreiche "Künstler" auf. Auf praktisch jede Rede folgt ein musikalischer Beitrag. Keyboard und Karaokeanlage ermöglichen eine Bandbreite, die von Klassik bis Melodic Death Metal reicht. So werden der Park und seine Umgebung von teils talentierten, teils eher schräg singenden Musikern beschallt.
Was die Inhalte der Ansprachen betrifft, hat sich seit 2020 wenig geändert. Ein großes Thema ist das Impfen, das mit großer Skepsis gesehen wird: Ein Redner zieht praktisch sämtliche Impfkampagnen der Weltgeschichte in Zweifel. Er stellt die Behauptung auf, dass neben Ernährung und Hygiene in erster Linie Zufriedenheit und Glück schützten.
Der von einem anderen Redner wahrgenommene "Krieg" der Eliten gegen die Bevölkerung wird erneut an den US-Milliardären Bill Gates und George Soros festgemacht. Darüber hinaus wird vor "Schäden" gewarnt, die das Tragen von Schutzmasken hervorrufen sollen. Dabei ist sich ein Sprecher nicht zu schade, von seiner eigenen Blutdruckuntersuchung zu "berichten". Ein anderer wirft der Politik vor, die Menschen wie Versuchstiere einzusperren und in die Aggression zu treiben.
Weitere Thesen und Einlassungen begleiten auch die unbeteiligten Parkbesucher. Wieder sieht man, wie junge Paare oder Mütter mit Kinderwagen ihre Schritte beschleunigen, sobald sie der Demonstranten gewahr werden. Auch die Stadt Weinheim sieht diese Versammlungen in ihrem "grünen Wohnzimmer" ungern. Aber die Polizei kann am Samstag kaum einschreiten: Das Grundrecht auf politischen Protest im öffentlichen Raum wiegt schwer, das zeigt auch die neue und ab Montag gültige Corona-Verordnung des Landes. Darüber hinaus halten die Demonstranten Abstand, tragen Masken oder Visiere.
Nach RNZ-Informationen könnte die Stadt derartige Veranstaltungen untersagen, sie müsste sich dann aber der Klärung vor Gericht stellen. Und dort verlieren Verwaltungsfachleute sehr ungern. Am Ende dankt ein Sprecher der Demonstranten dem Einsatzleiter der Polizei. "So kann’s weitergehen", sagt er.