Jens Flammann. Foto: Kreutzer
Von Annette Steininger
Hirschberg/Mannheim. Jens Flammann nippt an seinem Tee. Er ist noch etwas heiser von den vielen Gesprächen, die er auf dem "Heisemer Straßenfest" geführt hat. Immer wieder grüßen ihn Menschen. Man merkt: Der Bürgermeisterkandidat, der am 21. Juli in Hirschberg zur Wahl antritt, ist im Mannheimer Stadtteil Lindenhof bekannt wie ein bunter Hund.
Bewusst hat sich der 53-Jährige für das "Café Meerwiesen" als Treffpunkt entschieden, liegt es doch mitten in seinem Wirkungskreis, dort, wo er schon viel erreicht hat. Für die RNZ gibt es prompt noch einen kleinen Exkurs zur Lanz-Kapelle in unmittelbarer Nähe. Für ihren Erhalt und das Versetzen an den heutigen Ort haben sich einst Bürger stark gemacht. "Daran kann man sehen, man kann alles erreichen, wenn man es nur will", sagt der Volkswirt.
Geboren ist er in Köln, mit nur vier Tagen aber zog er mit seiner Familie nach Heilbronn, wo er aufwuchs und sein Abitur machte. Später zog es ihn nach Bremen, wo er einen kombinierten Studiengang aus Betriebs- und Volkswirtschaftslehre als Diplom-Ökonom abschloss.
Er arbeitete zunächst als Selbstständiger im Bereich Personalentwicklung für Altenheime, den Strafvollzug, IT-Unternehmen und Großbanken, war in ganz Asien und Europa unterwegs. In Berlin lebte er auch eine Weile und wurde im Stadtteil Pankow Vorsitzender des dortigen Gewerbevereins. Schließlich verschlug es ihn nach Trier, weil er in Luxemburg einen Job im Bereich Managementwicklung bei einer Bank erhielt. "Die wichtigsten Gespräche habe ich mit den Vorständen beim Joggen geführt", erinnert sich Flammann schmunzelnd.
In Mannheim-Lindenhof lebt er nun seit zwölf Jahren, hat in der Quadratestadt zunächst für das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung gearbeitet, um sich dann wieder selbstständig zu machen. Nun macht er "eine Mischung aus Eventmanagement, Bildungsarbeit und Regionalentwicklung", wie er selbst sagt. Er weiß, dass man seinen beruflichen Werdegang für "unstet" halten kann, aber für ihn ist das vielmehr Beweis dafür, "dass ich eben nicht nur nach links und nach rechts schaue".
Ohne Frage, Flammann ist ein kreativer Kopf, hat den Ernährungsrat Rhein-Neckar initiiert, der an der Lebensmittelbranche Beteiligte - vom Landwirt bis zum Großhändler - zusammenbringt, zeichnet sich für die Wissensnacht Rhein-Neckar verantwortlich und organisiert das Rheinpromenadenfest, das auch seine Idee war. Und das ist nur ein kleiner Auszug der verschiedenen Bereiche, in denen der Tausendsassa wirkt.
Auch durch sein Engagement als Bürgervereinsvorsitzender ab 2013 im Lindenhof hat er Spuren hinterlassen. "Ich bin als jüngstes Vorstandsmitglied rein und nach fünf Jahren als ältestes wieder raus", erzählt er nicht ohne Stolz. Er brachte die Bürgervereinsvorsitzenden Mannheims zusammen zu einer "Vereinswerkstatt" und machte sich für eine Anlage auf dem Pfalzplatz stark, um auch älteren Kindern und Jugendlichen einen Raum zum Treffen und Sporteln zu geben.
Er selbst ist auch sportlich und unternimmt gern Radtouren mit seinem Lebensgefährten Pasquale Scarano. "Wir haben in drei Jahren fast den ganzen Rhein abgeradelt", sagt Flammann stolz. Seit fast zehn Jahren sind die beiden ein Paar und wohnen in einer Genossenschaftswohnung, wo der 53-Jährige Tomaten auf seinem Balkon züchtet, auch außergewöhnliche Sorten. Die Begeisterung hierfür hat er schon in seiner Kindheit gewonnen. So kann er sich noch gut erinnern, wie er den einmaligen Geruch eines Tomatenfeldes seines Großvaters, eines Kreisgärtnermeisters, einatmete.
Klima- und Umweltschutz ist Flammann wichtig. Seiner Meinung nach sollte man das Bewusstsein hierfür den Menschen aber nicht aufzuzwingen, sondern sie sollten vielmehr selbst dazu finden. Die Kombination aus den beiden Gedanken hat ihn dazu bewogen, kürzlich den Grün-Liberalen in der Schweiz beizutreten. Er betont jedoch nach wie vor seine parteipolitische Unabhängigkeit. Für die Mannheimer SPD saß er, ohne ihr anzugehören, ein Jahr lang im Bezirksbeirat.
Es ist nun nicht das erste Mal, dass Flammann Bürgermeister werden will: 2004 und 2012 kandidierte er schon in Weinsberg und 2017 in Salach bei Göppingen. Seine Kandidaturen seien keine Beliebigkeit gewesen, betont er. "Ich habe immer geprüft, ob es passt."
Dass er Hirschberg für sich entdeckt hat, ist übrigens auf ein kleines Missverständnis mit seinem Navi zurückzuführen, das ihn eigentlich in die Gartenstraße nach Heddesheim führen sollte. Er landete aber in der Gartenstraße in Leutershausen. Sollte Flammann zum Bürgermeister gewählt werden, steht für ihn außer Frage, dass er nach Hirschberg zieht.