Das Land verbietet Neubauten von Kindergärten und Schulen – wie hier an der Breslauer Straße –, die in der Nachbarschaft sogenannter Störfallbetriebe liegen. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Gute Kinderbetreuungsangebote sind für Familien und Kommunen ein wichtiger Standortfaktor. Ladenburg hat hier in den vergangenen Jahren kräftig aufgeholt. "Wir haben erfreuliche Verbesserungen erzielt", sagte Bürgermeister Stefan Schmutz bei der Vorstellung des Kindergartenbedarfsplans im Gemeinderat.
In den vergangenen beiden Jahren seien in der Römerstadt 80 zusätzliche Ganztagesbetreuungsplätze geschaffen worden. Jeder vierte Kindergartenplatz sei ein Ganztagesplatz, rechnete Schmutz vor. Auch die Zahl der Kindergartenplätze für über Dreijährige wurde um 40 Plätze aufgestockt. Damit decke Ladenburg den Bedarf zu fast 100 Prozent ab. Ein Kraftakt war auch die Schaffung weiterer Betreuungsplätze für unter Dreijährige.
Mit einer Betreuungsquote von fast 50 Prozent stehe Ladenburg landesweit überdurchschnittlich gut da. Schmutz kündigte an, dass die U 3-Betreuungsplätze in den nächsten Jahren verdoppelt werden sollen. Die Fraktionssprecher lobten in ihren Stellungnahmen die Verbesserungen. Diese seien auch erforderlich, weil in Ladenburg einige Neubaugebiete geplant beziehungsweise bereits bezogen worden sind.
In den Stellungnahmen kristallisierte sich ein Thema heraus, über das die Verwaltung bislang noch nicht öffentlich informiert hat. Die Fraktionen wollen über den Stand eines Gutachtens unterrichtet werden, das für den neuen Kindergarten in der Weststadt erstellt wird. In der Breslauer Straße soll eine Einrichtung mit drei Gruppen entstehen, damit sich die Situation im Ladenburger Westen entspannt. Seit zwei Jahren wird bereits geplant, und Schmutz hatte sich vor Monaten bei einem Rundgang noch optimistisch gezeigt, dass der Kindergarten im Herbst 2021 eingeweiht werden könne, um gleichzeitig das Provisorium für zwei Gruppen an der Hockenwiese wieder schließen zu können.
In der Gemeinderatssitzung teilte Schmutz jetzt aber schlechte Nachrichten mit. "Wir müssen eine bittere Pille schlucken", räumte der Bürgermeister ein, der selbst nicht mehr daran glaubt, dass die Einrichtung in der Breslauer Straße gebaut wird. Der Grund: Das Land habe bereits 2013 eine Gesetzesänderung auf den Weg gebracht, wonach Kindergärten oder Schulen einen größeren Abstand zu Störfallbetrieben einhalten müssen. In Nachbarschaft des geplanten Ladenburger Baugrundstücks ist ein Chemieunternehmen ansässig.
Neubauten seien praktisch nicht mehr möglich, ergänzte Stadtbaumeister André Rehmsmeier. Gleichzeitig gab er auf Nachfragen mehrerer Stadträte Entwarnung für die dort stehende Astrid-Lindgren-Schule und den Caritas-Kindergarten St. Johannes. Beide Einrichtungen genießen Bestandsschutz und müssten daher nicht geschlossen werden. Für den Neubau müsste aber nach einem Alternativstandort in der Weststadt gesucht werden. Bürgermeister Schmutz kündigte an, dass er dem Rat im September einen Vorschlag unterbreiten wolle.