Die Aussage des Banners würde suggerieren, dass das Altstadtfest 2020 tatsächlich stattfinden wird, findet CDU-Rat Günter Bläß. Bürgermeister Stefan Schmutz kann diesen Rückschluss nicht nachvollziehen. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Weil das Ladenburger Altstadtfest (ASF) am zweiten September-Wochenende wegen der Corona-Krise nicht stattfinden wird, entgehen den teilnehmenden Vereinen wichtige Einnahmen. Daher hatte Bürgermeister Stefan Schmutz die Idee, dass die Menschen am 12. und 13. September das wichtigste Fest Ladenburgs doch zuhause feiern könnten. Für eine stilechte Feier zuhause wird eine sogenannte ASF-Rettungsbox angeboten, die Festbier, eine Altstadtfest-Broschüre, einen Altstadtfest-Getränkebecher, Süßigkeiten und die obligatorischen blau-weißen Fähnchen beinhaltet.
Der Erlös soll den 32 teilnehmenden Vereinen zugutekommen. Allerdings wird die Aktion nur umgesetzt, wenn bis zum 1. August 1000 Bestellungen aufgegeben werden. Stand 20. Juli wurden rund 500 Rettungsboxen geordert. In den letzten zehn Tagen muss das Interesse an der Rettungsaktion also deutlich gesteigert werden, ansonsten geht die Idee von Stefan Schmutz als gut gemeinter Versuch in die Stadtgeschichte ein.
Kritik an der unzureichenden Kommunikation wurde unter anderem in der jüngsten Ratssitzung aus den Reihen der Grünen und der CDU laut. Die Grünen stellten daher einen Fragekatalog zusammen, den sie an den Verwaltungschef schickten. "Die Antwort kam prompt", sagte die Sprecherin der Grünen, Jenny Zimmermann, der RNZ. Alle Fragen wurden von Stefan Schmutz zur Zufriedenheit der Fraktion beantwortet.
Gleich zu Beginn des Gesprächs betonte die Stadträtin, dass die Grünen an der Idee "Rettungsbox" nichts zu kritisieren haben. Es sei wichtig, die Vereine zu unterstützen, daher befürworten die Grünen die Aktion. Defizite sehen die Fraktionsmitglieder allerdings bei der Kommunikation.
Die zweitstärkste Kraft am Ratstisch fragt sich, warum der Gemeinderat nicht mehr in die Entscheidung beim Thema Rettungsbox einbezogen wurde. Schmutz antwortete, dass die konzeptionelle Ausgestaltung Aufgabe der Stadtverwaltung sei. Der Prozess gestaltete sich komplex und zeitlich anspruchsvoll, so dass ein Abstimmungsprozess nicht möglich gewesen sei. Die Grünen störte auch, dass die Vereine bei der Gestaltung der Rettungsbox nicht einbezogen wurden. "Dies ist bewusst nicht geschehen", meinte Schmutz. Die Vereine hätten wegen der aktuellen Corona-Situation keine Kapazitäten. Allerdings seien alle von der Verwaltung angeschrieben worden, damit sie das Konzept bewerten können.
Die Rettungsboxen gibt es in drei Preisklassen von 20,20 Euro über 30,30 Euro bis 50,50 Euro. Doch welcher Betrag je Box kommt den Vereinen zugute, wollten die Grünen von Schmutz wissen. "Der Reinerlös pro Box variiert zwischen 30 und 40 Prozent", schreibt Schmutz. 40 bis 50 Prozent seien Beschaffungskosten für den Warenkorb. Der eigentliche "Overhead" für Marketing, Verpackung und Kommissionierung liegt bei rund zehn Prozent pro Box.
Warum musste überhaupt eine Fremdfirma mit der Umsetzung beauftragt werden, gibt es in der Stadtverwaltung doch eine eigenständige Marketingabteilung, wollte die RNZ vom Bürgermeister wissen. Schmutz stellte klar, dass die Stadtverwaltung weder die technischen Voraussetzungen noch das Know-how für die Umsetzung habe. Die Ladenburger Agentur Open-Minded würde für die Leistung sowieso nur "einen Appel und ein Ei" erhalten, sagte Schmutz. Er bekräftigte gegenüber der RNZ nochmals, dass die Gewinner der Rettungsbox-Aktion die Vereine sein werden.
Kritik kam auch an der Gestaltung des Banners auf. "Ladenburger Altstadtfest 2020 – feiert mit uns ein ganz besonderes Altstadtfest", steht auf den Bannern, die überall in der Stadt zu sehen sind. Diese Botschaft sei aus marketingtechnischer Sicht doch sehr unglücklich gewählt, meinten nicht nur die Grünen, sondern auch CDU-Fraktionssprecher Günter Bläß. "Die Aussage ist ein Schuss in den Ofen, denn viele Leute denken, dass das Altstadtfest nun doch stattfinden wird", sagte Bläß der RNZ. Auch bei den Grünen gab es zahlreiche Rückfragen, wann das Fest nun steigt. Bürgermeister Schmutz kann diese Rückschlüsse nicht verstehen. "Ziel der Aktion ist es, dass Freunde des Altstadtfestes ihr eigenes privates Fest am 12. und 13. September feiern", betonte Schmutz. Die Verwaltung werde zu gegebener Zeit nochmals auf die Absage hinweisen.
Jenny Zimmermann drückt der Verwaltung die Daumen, dass tatsächlich 1000 Boxen weggehen. Sie und ihr Mann haben sich allerdings entschieden, keine Rettungsboxen zu kaufen. "Wir spenden Unterstützungsbeiträge direkt an die Vereine, die wir beim Altstadtfest besucht hätten", meinte die Stadträtin.
"Auch diese Art der Unterstützung ist hilfreich; das ist doch super", so Bürgermeister Schmutz. Er findet auch die direkte Spendenüberweisung an die Vereine "hilfreich und daher klasse". Ihm ist wichtig, dass die Rettungsbox-Aktion Spendenanstöße gibt – und dies ist dem Bürgermeister zweifelsohne schon jetzt gelungen.
Info: Weitere Informationen zur Altstadtfest-Rettungsbox gibt es unter www.ladenburg.de oder www.shop.local-buzz.de/ladenburg