Roger Schäfer ist als Vorsitzender des CDU-Gesamtstadtverbands Weinheim
zurückgetreten. Das Amt des Weinheimer Ortsverbandsvorsitzenden hatte er
schon 2015 abgegeben. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die Kommunalpolitik der Zweiburgenstadt hat in den vergangenen Jahren nicht gegeizt, was Rücktritte von Ehrenämtern anging. Doch das Aus von CDU-Stadtverbandschef Roger Schäfer hatte schon etwas Gespenstisches: Mit einigen dürren Zeilen teilte er Presse und Parteifreunden am Donnerstag mit, dass er alle politischen Ämter sofort aufgebe, aus privaten Gründen. Dazu zählt auch sein Engagement als Berater und erster Nachrückekandidat der CDU-Fraktion im Gemeinderat.
Schäfer selbst war weder am Donnerstag, noch am gestrigen Freitag für eine ausführliche Stellungnahme zu erreichen. Der CDU-Fraktionschef und Stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende, Holger Haring, ging wiederholt nicht ans Handy - und auch der Weinheimer CDU-Ortsverbandschef Hans-Peter Masuch war nicht greifbar.
Aus CDU-Kreisen war jedoch schon am Donnerstag zu hören, dass Schäfers Rücktritt ziemlich überraschend gekommen sei: "Das hat uns kalt erwischt, ich habe am Nachmittag Schäfers Mail erhalten und bin noch ziemlich schockiert", sagte die Hohensachsener CDU-Aktive Gerti Hillen. Auch andere RNZ-Gesprächspartner aus den Reihen der CDU reagierten überrascht, wiesen aber im selben Atemzug darauf hin, dass ja bekannt sei, "was in Teilen der CDU los ist".
Mit Schäfers Rücktritt könnte sich schon der nächste Streit anbahnen. Denn noch ist an der Basis völlig offen, wie es an der Spitze weitergeht. Möglich wäre wohl die Einrichtung einer kommissarischen Leitung durch einen von Schäfers bisherigen Stellvertretern - das sind Fraktionschef Haring, Stadträtin Inge Oberle und Bianca Perlado Görg. Genauso gut kann der Stadtverband einen neuen Vorsitzenden wählen, im Verlauf einer (außer-)ordentlichen Mitgliederversammlung. Unmittelbar damit ist jedoch die Frage verbunden, wie es politisch weitergeht in der CDU - welche die größte Ratsfraktion stellt: Dass es zwischen den CDU-Verbänden aus den Ortsteilen und dem CDU-Ortsverband Weinheim heftige Flügelkämpfe gibt, ist ein offenes Geheimnis.
Erst Anfang Februar sah sich der Gesamtstadtverband - unter der Führung Schäfers - zu einer Klarstellung genötigt: Man stehe hinter der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel, ließ der Gesamtverband verlauten, nachdem der Weinheimer Ortsverband die Bundesregierung scharf angegriffen hatte. "Diese Auseinandersetzungen gibt es seit den 1990ern", sagt Richard Kohl. Er hatte den Ortsverband bis 1999 geleitet. Damals sei es der Weinheimer CDU jedoch zumeist gelungen, Auseinandersetzungen intern zu führen, sagt er. Seit 2014 sind derartige Bemühungen Makulatur: So trat Richard Kohl vor zwei Jahren aus der Weinheimer CDU aus, um gegen die Ausbootung der Stadträtinnen Elke König und Christina Eitenmüller und einen "Rechtsruck" im Weinheimer Ortsverband zu protestieren. Auch Schäfer ließ sich 2015 als Vorsitzender des Ortsverbands ablösen, behielt damals aber seine Führungsrolle im Gesamtstadtverband.
Unter den aktuellen Vorstandsmitgliedern im Stadtverband äußerte sich gestern der Hohensachsener Ulf Martini (Schatzmeister). Auch er bedauert Schäfers Rücktritt. "Ich habe aber Verständnis dafür, dass er nach jahrelangen Reibereien wohl keine Kraft mehr hatte, seine Ehrenämter fortzuführen."