Spender gesucht: Was passiert mit der Ladenburger Sebastianskapelle?

Kulturdenkmal ist seit 2006 wegen Einsturzgefahr geschlossen und steht vor ungewisser Zukunft - Rotarier luden zu Informationsveranstaltung

01.11.2016 UPDATE: 02.11.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Für eine Informationstour des Rotary Clubs wurde sie aber ausnahmsweise geöffnet.

Von Axel Sturm

Ladenburg. Die Sebastianskapelle beim Bischofshof ist nicht nur für Ladenburg ein wichtiges Kulturdenkmal, sondern auch für die gesamte Metropolregion. Das sagte zumindest der für Ladenburg zuständige Vertreter der Denkmalbehörde, Johannes Wilhelm, bei einem Rundgang durch die renovierungsbedürftige Kirche: "So eine romanische Architektur ist einmalig", meinte der Experte.

Die ehemalige bischöfliche Hofkapelle der Bischöfe von Worms bereitet der Stadt und dem heutigen Eigentümer, der Katholischen Kirchengemeinde St. Gallus, allerdings schon seit ein paar Jahren Sorgen: Schon 2006 musste die Kapelle geschlossen werden, weil Risse in den Wänden sichtbar wurden und erste Putzstücke von den Wänden fielen. In der Kapelle hatten vor der Sperrung noch Konzerte und Gottesdienste der altkatholischen Gemeinde stattgefunden. Auch als Hochzeitskapelle war sie bei Brautpaaren sehr beliebt.

St. Gallus kann nur die Hälfte der Kosten aufbringen

Da der Turm der Kirche aus der karolingischen Zeit stammt und der Zwischenbau zum Chor im 10. Jahrhundert erbaut wurde, ist das mit romanischen Blendbögen verkleidete Gebäude einzigartig. Das Dach ist aus dem 13. Jahrhundert, ein sogenannter Wormser Hut, dessen achteckige Form auf orientalische Einflüsse aus der Zeit der Kreuzzüge schließen lässt. Der barocke Hochaltar und die Wandmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind ebenfalls von hohem historischen Wert.

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Die Sebastianskapelle wurde sowohl von der katholischen als auch von der protestantischen Gemeinde für ihre Gottesdienste genutzt. Zuständig für die Verkehrssicherheit der Kirche ist der heutige Eigentümer: die Katholische Kirchengemeinde St. Gallus. Weil diese aber mit der Renovierung der Hauptkirche St. Gallus eine millionenschwere Großinvestition tätigen musste, wurde die Renovierung von St. Sebastian erst mal "hinten angestellt".

Die Erzdiözese Freiburg wollte sich gar von der Kapelle trennen und bat die Stadt Ladenburg um Hilfe. Renovierungskosten in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro standen im Raum, die von der Stadt und dem Gebäudeeigentümer gemeinsam getragen werden sollten. Da die Stadt selbst aber nach dem Einbruch der Gewerbesteuer große finanzielle Probleme hat, fand sich im Rat keine Mehrheit um das Baudenkmal in den Besitz der Stadt zu übertragen.

Wie es mit St. Sebastian weitergeht, wurde so zum Dauerthema, das trotz des großen öffentlichen Interesses jedoch meist hinter verschlossen Türen verhandelt wurde. Das Architekturbüro Salinger und Partner wurde mit der Erstellung eines Baugutachtens und eines Aktionsplans beauftragt, um die genauen Schäden zu ermitteln. Daraus geht hervor, dass der barocke Dachstuhl die größten Probleme bereitet. Er schiebt den Chor immer weiter auseinander, sodass empfohlen wurde, das Gebäude mit einem Ringanker zu sichern. Auch die Schäden am Torbogen sind beachtlich. Die Restaurierung des Innenbereichs ist zwar ebenfalls eine dringliche Angelegenheit. Johannes Wilhelm empfahl allerdings, zuerst Dachsanierung und Gebäudesicherung vorzunehmen. Der Innenbereich könne in einem zweiten Schritt restauriert werden.

Zu dem viel beachteten Rundgang durch die Kirche und einer abschließenden Diskussion hatte der Rotary Club Lobdengau eingeladen. Dabei warb Rotary-Präsident Hans Rein dafür, das Projekt Sebastianskapelle stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Er will dafür sorgen, dass sich Spender und Stiftungen beteiligen, um das Projekt erfolgreich abzuschließen.

Im Weinkeller des Lobdengau-Museums informierte Bürgermeister Rainer Ziegler über den aktuellen Stand des Projektes. Überraschend gab er bekannt, dass die Pfarrgemeinde St. Gallus 700.000 Euro aufbringen kann, um die Dachstuhl- und Ringsanierung umzusetzen. Damit sei ein erster wichtiger Schritt getan, um das Kleinod in eine gute Zukunft zu führen, so Ziegler. Für den zweiten Sanierungsschritt müssten dann rund 650.000 Euro aufgebracht werden.

Der Bürgermeister bekräftigte, dass die Stadt selbst derzeit keine Mittel zur Verfügung stellen könne und die Renovierung der Kirche keine städtische Pflichtaufgabe sei. Er sicherte aber die Unterstützung der Stadt bei der Suche nach Unterstützern zu: "Ein Pfosten allein kann ein Dach nicht tragen", sagte Ziegler metaphorisch. Auch der Heimatbund kann sich eine Beteiligung an der Restaurierung des Kleinods vorstellen. Auch wenn Vorsitzender Meinhard Georg einschränkte, dass die Kasse des Heimatbundes ebenfalls nicht mehr so gut gefüllt sei.

Info: Der Rotary Club hat für die Sebastianskapelle ein Spendenkonto eingerichtet:
ROTARY-HILFE SCHRIESHEIM-LOBDENGAU e.V.
DE 57 6709 0000 0016 1514 08 bei VR Bank Rhein-Neckar eG
Stichwort: Sebastianskapelle

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