Johannes Klaus reist um die Welt und hat das zum Beruf gemacht. Ob an der Mecklenburgischen Seenplatte, in Tansania oder - wie hier - bei einer Zugfahrt in Bangladesch Anfang 2015: Seine Erlebnisse gibt er in seinen Blogs im Internet weiter. Foto: privat
Von Frederick Mersi
Weinheim. Für Johannes Klaus fing das Abenteuer im Jahr 2001 an. Gerade hatte er seinen Zivildienst beendet, jetzt wollte er etwas von der Welt sehen: Über die Türkei und Indien ging es bis nach Thailand. Doch der Reisehunger des jungen Weinheimers war damit noch lange nicht gestillt. Im Alter von knapp 30 Jahren kündigte er seinen Job als Grafiker, um eine 14-monatige Weltreise zu machen. Heute ist das Reisen sein Beruf.
Dass seine Urlaubsberichte ihm sogar einen Grimme Online Award einbringen würden, hätte sich Klaus nie erhofft, als er seinen alten Job an den Nagel hängte. Schon vorher hatte er seinen gesamten Jahresurlaub immer auf einmal genommen, um auf längere Reisen gehen zu können. "Aber irgendwann hat mir das einfach nicht mehr gereicht", erinnert er sich. Also ging es 2010 hinaus in die Welt - solange das Geld (etwa 11.500 Euro) reichte: von Mannheim über Osteuropa und den Nahen Osten nach Nordafrika, dann weiter die Ostküste hinunter bis nach Tansania und schließlich nach Südostasien.
"Die Reaktionen auf diese Entscheidung waren eigentlich positiv", sagt der heute 35 Jahre alte Klaus rückblickend. Schließlich sei eine Weltreise ja "eine Sache, die viele machen wollen, sich dann aber nicht trauen". Seine Eltern legten kein Veto ein: "Ich hatte ja schon relativ viel Reiseerfahrung, da wurde mir das Vertrauen geschenkt."
Während dieser Zeit begann er, seinen Reiseblog zu schreiben, der später zu seinem Beruf werden sollte. "Ich hatte einfach Lust, von meinen Erlebnissen zu erzählen", sagt Klaus. Eigentlich waren die Berichte nur für Familie und Freunde gedacht - und für ihn selbst: "Ich habe ein schlechtes Gedächtnis. So konnte ich mich besser an das Erlebte erinnern." Doch immer mehr Leser fanden Gefallen an seinem Blog, den er "Reisedepesche" nannte. Auch die Juroren des Grimme Online Awards waren begeistert: "Insgeheim hofft die Jury, dass Johannes Klaus viel länger als nur ein Jahr unterwegs ist - oder nach seiner Rückkehr weitere Projekte in dieser Art umsetzen wird."
Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Aus dem Blog wurde zwei Jahre später die Plattform "Reisedepeschen", bei der Klaus als Herausgeber fungiert. Im Januar folgte ein Buch basierend auf dem Projekt "The Travel Episodes", Ende des Jahres erscheint ein zweiter Band. Klaus reist nach wie vor selbst, doch aus dem Freizeitabenteuer ist ein Beruf geworden. "Es ist jetzt Arbeit, aber eben eine schöne Arbeit", sagt er selbst.
Einen Vorgesetzten hat er ebenso wenig wie ein Büro. Meist arbeitet der mittlerweile in Berlin lebende Klaus von zu Hause aus oder unterwegs. Inzwischen wird er aufgrund der Bekanntheit seiner Beiträge häufig in Länder oder Regionen eingeladen, so wie andere Reisejournalisten auch. Dass seine Erlebnisse dadurch verfälscht werden könnten, befürchtet Klaus nicht: "Ich kann ja das Programm mit dem Land oder der Region erarbeiten. Ich kann also mitbestimmen, was ich sehe." Inzwischen reist Klaus meist nicht mehr allein: Seine Freundin Marianna Hillmer und seine sieben Monate alte Tochter Marlene begleiten ihn um die Welt. "Marianna macht ja das Gleiche wie ich", sagt Klaus. Und wenn die Kleine irgendwann in den Kindergarten kommt? "So weit planen wir gar nicht", sagt der Blogger. "Es gibt auch dann meistens einen Weg."
Der führt momentan häufig auf den afrikanischen und den asiatischen Kontinent - aber manchmal auch zurück zu seinen Eltern in die Zweiburgenstadt. "Sightseeing mache ich da nicht. Aber in den Exotenwald gehe ich gern, um mir die Mammutbäume anzuschauen", sagt Klaus. Seine sonstigen Reiseziele klingen meist deutlich exotischer, worüber sich wohl auch die Grimme-Jury insgeheim freuen dürfte.