Der Ladenburger Wasserturm bröckelt
Das Wahrzeichen der Stadt musste zur Sicherheit mit Zaun abgesperrt werden - Investor und Kreis in der Pflicht

Das Ladenburger Wahrzeichen. Foto: Sturm
Ladenburg. (stu) Der städtische Gebäudemanager Götz Speyerer reagierte sofort, als dieser Tage ein aufgeregter Bürger in seinem Büro erschien und einen Steinbrocken auf den Tisch legte. Der Mann hatte beobachtet, wie der Stein vom Wasserturm auf den Boden krachte. Passiert war zum Glück nichts, doch Speyerer handelte sofort, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.
Der Bauhof stellte Absperrgitter auf, um die Gefahrenstelle abzusichern. Rechtlich ist die Stadt Ladenburg für den im Jahre 1903 erbauten Wasserturm nicht mehr zuständig. Das Ladenburger Wahrzeichen wurde 2003 an Investor Karlheinz Erny zum symbolischen Kaufpreis von einem Euro verkauft. Der Investor verpflichtete sich, den Wasserturm instand zu halten und ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Geplant war, ein Museum zu errichten, in dem alte Musikinstrumente und Tonträger gezeigt werden sollten. Die Planungen Ernys wurden bis heute allerdings nicht umgesetzt - was dazu führte, dass sich die Stadtverantwortlichen mehrfach in den Ausschusssitzungen über den aktuellen Stand der Entwicklungen erkundigten.
Nach dem Vorfall setzte sich Götz Speyerer mit dem Investor in Verbindung, um ihn auf die Gefahrenstelle aufmerksam zu machen. Es wurde zugesagt ein Gutachten in Auftrag zu geben, um die Ursache des Steinabgangs zu erkunden. Speyerer informierte auch die Baubehörde des Rhein-Neckar-Kreises, denn die ist für solche Angelegenheiten an Privatgebäuden zuständig. Mit im Boot sitzt auch die Denkmalbehörde, denn das Wahrzeichen der Stadt ist ein denkmalgeschütztes Gebäude.
1903 gab es die ersten Wasserleitungen in Ladenburg, die mit Wasser aus dem 42 Meter hohen Wasserturm gespeist wurden. Bis zum Jahr 1991 war der Wasserturm in Betrieb. Mit Gründung des Wassergewinnungsverbandes Lobdengau wurde das neue Wasserwerk am Hinteren Rindweg in Betrieb genommen - der Wasserturm hatte ausgedient.
Es gab allerdings auch kritische Stimmen, als sich die Stadt dazu entschloss, das Wahrzeichen Ladenburgs an einen Investor zu verkaufen. "Einen Wasserturm verkauft man nicht", sagte damals die Altstadträtin Eva-Maria Scheffel, die es lieber gesehen hätte, wenn das Wahrzeichen in städtischer Hand geblieben wäre. Die Stadtverantwortlichen gingen im Jahr 2003 jedoch davon aus, dass das vorgestellte Konzept vom Investor auch umgesetzt wird.
Wie dem auch sei: Das aktuelle Problem müsse gelöst werden, findet Gebäudemanager Götz Speyerer. Er nahm an einem Treffen vor Ort am Donnerstag mit dem Kreisbaumeister des Landratsamtes sowie Vertretern der Denkmalschutzbehörde teil.
"Der Brocken, der sich vom Wasserturm gelöst hat, hatte schon ein beträchtliches Ausmaß", sagte Silke Hartmann, Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises auf Nachfrage. Es wurde festgestellt, dass das Drahtgeflecht am Turm defekt und eine Sanierung unumgänglich ist. Man habe vereinbart, dass die Stadt Ladenburg mit dem Eigentümer in Kontakt treten wird, um einen Sanierungsplan zu erstellen. Die Verkehrssicherheit im Bereich des Wasserturms sei erst einmal gewährleistet, meinte Kreissprecherin Hartmann.
Man werde die Angelegenheit allerdings auf Wiedervorlage abspeichern, denn dass gehandelt werden muss, steht wohl auch für den Rhein-Neckar-Kreis außer Frage.