Ende Februar bildete sich mittags eine lange Schlange vor der AVR-Anlage, nicht zum ersten Mal. Einmal mehr bittet das Abfallentsorgungsunternehmen darum, die Anlagen nur in dringenden Fällen und vor allem nicht gleich bei Öffnung aufzusuchen. Foto: Jörg Hauck
Von Nicoline Pilz
Hirschberg. Müll abladen in Corona-Zeiten – ganz unproblematisch ist das offenbar nicht. Die AVR-Anlage in Hirschberg sieht sich unter Pandemiebedingungen immer mal wieder – ob berechtigt oder nicht – mit Kritik konfrontiert. Hauptknackpunkt dabei: Die Wartezeiten vor der Anlage seien zu lang, die Kommunikation nicht durchlässig.
Bereits im vergangenen Juni beklagte sich ein Hirschberger bei der RNZ, er habe erst im dritten Anlauf seinen Grünschnitt abladen können. Zwei Mal sei die Schlange so lang gewesen, dass er die Schließzeit um 19 Uhr nicht mehr geschafft hätte. Die AVR teilte damals mit, man wolle trotz Personalengpässen die Müllabfuhr sicherstellen, gleichzeitig aber gebotene Abstandsregelungen auf den Anlagen einhalten und Kontakte zwischen Personal und Kunden vermeiden. Empfehlenswert sei es, nicht sofort bei Öffnung zu erscheinen, sondern erst zwei Stunden später. Da habe sich das Kundenaufkommen erfahrungsgemäß bereits deutlich reduziert.
Diesen Tipp hätte auch Jörg Hauck aus Edingen-Neckarhausen sicher beherzigt, wenn ihm die Mitarbeiter vor Ort das so gesagt hätten. Ende Februar wollte der Landwirt vormittags Sperrmüll entsorgen. Seiner Schilderung zufolge standen die Mitarbeiter der AVR-Anlage in Hirschberg "gelangweilt rum" und hätten ihm mitgeteilt, dass für Privatpersonen morgens geschlossen sei. In dieser Zeit dürften lediglich die Lastwagen der AVR abladen. Nachmittags sei von 13 bis 17 Uhr für Bürger geöffnet.
Hauck drehte um und steuerte kurz nach 13 Uhr erneut die Anlage an. "Als ich dort ankomme, stehen die Autos fast 500 Meter bis zum Kreisel. Bei sonnigen 20 Grad steigen die Fahrer auf der Zufahrtsstraße aus, rauchen und unterhalten sich, logischerweise ohne Maske beim Rauchen." Dadurch mache die AVR ihre Zufahrtsstraßen geradezu zum "Hotspot für Corona". Nach eineinhalb Stunden Wartezeit habe er sein kaputtes Waschbecken endlich abladen können. Als Privatmann habe er am anderen Ende des Betriebsgeländes abgeladen, weit weg von der Halle, wo die Müllabfuhr ablädt. Er frage sich schon, wie beide Gruppen, sprich Personal und Privatpersonen in Kontakt kommen, wo die Distanz doch so groß sei und Privatpersonen nur limitiert eingelassen würden.
Die AVR sagt, ihre Müllwerker stünden unter Zeitdruck, da die Abfuhr der AVR Kommunal bereits seit März 2020 in einem Mehrschichtsystem arbeite. Dadurch entzerre man die Kontakte der Fahrer und Lader in den Umkleide- und Duschräumen. Hierfür sei es wichtig, dass die Schichten rechtzeitig beendet seien. "Wir haben seit Wiedereröffnung unserer Anlagen im Mai 2020 mehrfach darum gebeten, die Anlagen nur in dringenden Fällen und vor allem nicht gleich bei Öffnung aufzusuchen", schreibt ein AVR-Pressesprecher auf RNZ-Anfrage. Und er betont zugleich, dass die Anlieferung von Abfällen nur in Notfällen erfolgen sollte. "Unser Regelsystem ist die Abholung. Sperrmüll kann angemeldet und direkt vor der Haustür abgeholt werden, wodurch lange Wartezeiten, hohes Verkehrsaufkommen und das Ansteckungsrisiko am besten minimiert werden", heißt es in dem Antwortschreiben.
Seit Anfang März hat die Anlage in Hirschberg nun auch vormittags wieder für Privatpersonen geöffnet. Das dürfte auch Landwirt Hauck freuen. Er mutmaßte, durch die langen Wartezeiten vor der Anlage könnte die illegale Müllentsorgung auf landwirtschaftlichen Flächen zugenommen haben. Dieses Problem beschäftige die Landwirte seit einigen Monaten sehr. Fraglich indes, ob die AVR am fehlenden Umweltbewusstsein von Menschen schuld sein könnte.
In der Zwischenzeit hat das Unternehmen seine Öffnungszeiten unter der Woche ausgeweitet: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr und von 12.45 bis 16 Uhr. Samstags bleiben die Anlagen in Hirschberg und Ketsch teils geschlossen, Infos dazu unter: www.avr-kommunal.de.