Wandertipp

Von Schloss Neuburg in Obrigheim zum Finkenhof

Ein geheimnisvoller Stollen in einem engen Tal und eine versteckte Grabpyramide: Die Rundwanderung über den Finkenhof ist voller Überraschungen.

31.03.2021 UPDATE: 20.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Blick von der Hochfläche Richtung Schreckhof und Odenwald. Foto: pit

Von Klaus P. Hunzinger

Obrigheim. Schloss Neuburg am Hang oberhalb von Obrigheim war einmal eine kulinarisch gehobene Adresse. Das ist seit geraumer Zeit vorbei, das Tor zu Restaurant und Hotel geschlossen. Aber die Burg aus dem 14. Jahrhundert ist weiterhin ein guter Startpunkt für Wanderungen im Wald hinter und auf der Hochfläche über der Burg. Am Parkplatz von Schloss Neuburg führt der Neckarrandweg vorbei und von hier kann man auf eine rund zweistündige Rundwanderung über den Finkenhof starten.

Eingang zum Stollen „Brasse“ im Luttenbachtal. Foto: pit

Von Schloss Neuburg geht der Weg durch den Wald ins Luttenbachtal, in dem sich ein Kapitel dunkler deutscher Geschichte verbirgt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden 1944 unter den Tarnnamen "Goldfisch" und "Brasse" zwei vorhandene Gipsstollen zu Produktionsstätten für Flugzeugmotoren ausgebaut. Der "Goldfischpfad" erzählt auf zahlreichen Schautafeln die Geschichte von Bau und Betrieb, zu dem die Nationalsozialisten Tausende Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in Lagern in der Umgebung einquartierten. Im Luttenbachtal streift man den "Goldfischpfad" mit einem Blick in den verschlossenen Stolleneingang der "Brasse" sowie Resten einer Küchenbaracke.

Am Rande des tief eingeschnittenen Luttenbachtals führt der Weg durch einen lichten Buchenwald auf die Höhe zum Finkenhof, ein historischer Gutshof mit einer langen und wechselvollen Geschichte. Zu den früheren Eigentümern zählen unter anderem das Ritterstift Wimpfen, mit dem der Finkenhof nach der Säkularisation 1803 hessisch wurde. Erst 1945 sorgten die Besatzungsbehörden dafür, dass die hessische Exklave Baden angegliedert wurde. 1952 wurde der Finkenhof von Bad Wimpfen nach Hochhausen eingemeindet, seit der Gebietsreform 1972 gehört er zu Haßmersheim.

Rastbank beim Finkenhof. Foto: pit

Nach einer Rast auf der schönen Bank an der Einfahrt zum Finkenhof mit Ausblick ins Neckartal Richtung Burg Hornberg führt der Weg auf die Hochfläche zu einem Wäldchen. Etwas versteckt und eingewachsen entdeckt man dort eine Steinpyramide: das Grabmal von Franz Ludwig von Helmstatt, der 1752 in Hochhausen geboren wurde. Ab 1812 war er der Besitzer des Finkenhofs. Nach seinem Tod 1841 errichteten seine Enkel für ihn 1844 das pyramidenförmige Grabmal. Nicht weit davon entfernt findet sich am gegenüber liegenden Waldrand eine weitere Gedenkstätte für Ludwig von Helmstatt, geboren 1876, am 29. August 1915 in Russland gefallen.

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Bei guter Sicht genießt man auf der Hochfläche einen freien Blick bis zum Katzenbuckel. Vorbei an Wiesen, Weiden und Feldern führt der Weg zur Ortsverbindungsstraße nach Obrigheim. Nach ein paar hundert Metern auf der Straße zweigt rechts ein Forstweg ab. Schnurgerade läuft man durch den Wald, einzelne bizarre alte Eichen ziehen die Blicke auf sich. Beständig geht es abwärts, noch ein kurzes Stück auf einem Naturpfad, und über die Schlosswiese ist bald Schloss Neuburg erreicht.


Zum Finkenhof

Strecke: Mit dem "gelben R" geht es vom Parkplatz Schloss Neuburg zum Stolleneingang "Brasse" und ein kleines Stück weiter, bis rechts die "gelbe 1" am Rand des Luttenbachtals abzweigt. Dem Weg folgen, bis er auf die "gelbe 6" trifft. Mit dieser Markierung rechts weiter zum Finkenhof, dann über die Hochfläche bis zur Ortsverbindungsstraße, dort rechts Richtung Obrigheim gehen. Nach ca. 600 Metern führt rechts die "gelbe 4" auf einem schnurgeraden Weg durch den Wald. An dessen Ende links gehen, an den nächsten beiden Abzweigungen rechts halten. In einer leichten Linkskurve führt rechts ein Waldpfad nach unten. Diesem bis zur Schlosswiese folgen. Über Feldwege geht es zurück zum Schloss Neuburg.

Länge: knapp sieben Kilometer

Höhenunterschied: 163 Meter

Wanderzeit: etwa zwei Stunden ohne Pausen

Anfahrt/Parken: Von Heidelberg auf der B37 und L636 nach Obrigheim, dort der Beschilderung Schloss Neuburg folgen; Parkplatz vor der Burg.

ÖPNV: Mit der S-Bahn bis Bahnhof Neckarelz, Fußweg 10 Minuten zum Pattberg-Schulzentrum, Bus 828 Richtung Haßmersheim bis Haltestelle Gardinenfabrik Obrigheim; Fußweg zur Neuburg.

Verpflegung: selbst mitnehmen

Karte: Geo Naturpark Wanderkarte Nr. 17 Kleiner Odenwald/Kraichgau, 1:20.000.