Das sind die gefährlichsten Straßen der Region (plus Interaktive Karte)
Hier kracht es am häufigsten - Einige Umbauten zeigen schon Erfolge

Fieberhaft arbeiteten die Retter, um den Hoffenheim-Profi Boris Vukcevic im September 2012 aus seinen verunglückten Auto zu schneiden. Der Unfall des Fußballprofis auf der Bundesstraße 45 zwischen Bammental und Mauer, dem sogenannten Krähbuckel, sorgte bundesweit für Schlagzeilen und machte die Straße berüchtigt. Foto: Link
Von Manuel Reinhardt
Im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg gibt es keine gefährliche Strecken!", sagt Polizeisprecher Heiko Kranz. Zumindest nach den Kriterien der Polizei für Unfallschwerpunkte. Doch begibt man sich weg vom Kern, sieht die Sache ein wenig anders aus. Denn so schön die Natur vom Odenwald bis in den Kraichgau auch sein mag: Für Autofahrer lauert die Gefahr auf den Straßen.
■ Die Autobahn 6 zwischen Sinsheim und Heilbronn ist der Klassiker der Verkehrsunfälle in der Region. Gerade durch die zahlreichen Baustellen. So sind Auffahrunfälle am Stauende die häufigste Ursache von Crashs, dahinter rangiert mangelnder Abstand. "Das ist schon auffällig", erklärt Polizeisprecherin Yvonne Schmierer vom Polizeipräsidium Heilbronn, in dessen Zuständigkeitsgebiet es im vergangenen Jahr 573 Mal gekracht hat, 63 Menschen wurden dabei teils schwer verletzt. Oft sind dabei Lastwagen an den Unfällen beteiligt. Umso drastischer sind da die Folgen. Im März und April starben zwei Menschen bei Unfällen bei Bad Rappenau und Sinsheim.
■ Als "Todesstrecke" sorgt die Bundesstraße 292 zwischen Sinsheim und Aglasterhausen für Aufsehen. Allein im letzten halben Jahr kamen mehrere Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, hunderte schwerer Zusammenstöße sind hier seit der Jahrtausendwende registriert. Gefährliche, enge Doppelkurven im Wald, geringe Sichtweiten, dann wieder lange Strecken, die dazu einladen, das Gaspedal durchzudrücken: Die Ursachen sind vielfältig. Die Polizei versucht, mit Infotafeln - auf denen die Unfälle aufgelistet sind - an der Straße auf die Gefahr hinzuweisen, die Autofahrer dazu zu bewegen, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Gerade im Bereich des besonders heiklen Brennpunkts zwischen Waibstadt und Helmstadt-Bargen soll demnächst die Straße komplett umgebaut werden.
■ Die "schwarze Straße" wird im Volksmund die Landesstraße 524 zwischen Eberbach und Mudau genannt. Genauer gesagt der Streckenabschnitt zwischen Wagenschwend und Strümpfelbrunn. Große Schilder versuchen, mit nackten Zahlen abzuschrecken: Zwischen 2003 und 2014 hat es hier 56 Unfälle mit 32 Verletzten und neun Toten gegeben. Die Hauptunfallursache ist überhöhte Geschwindigkeit. "Wir haben straßenbauliche Veränderungen vorgenommen, Stoppstellen errichtet, eine 70er-Zone eingeführt und Gefahrenzeichen in beiden Richtungen aufgestellt", erklärt Polizeisprecherin Yvonne Schmierer. Und verstärkt Kontrollen durchgeführt. Mit Erfolg - bisher: "Seit 2015 wurde niemand getötet, die Unfälle sind zurückgegangen."
■ Der Krähbuckel zwischen Bammental und Mauer ist eine weithin berüchtigte Strecke - nicht erst seit dem schweren Unfall des ehemaligen Hoffenheimer Fußballprofis Boris Vukcevic auf der Bundesstraße 45 im September 2012. Über 25 schwere Unfälle ereigneten sich hier seit 2010. Im Juli 2012 starb ein Transportfahrer. "Wieder Schwerverletzte am Krähbuckel", "Auto überschlug sich", "B 45: Frontalzusammenstoß", lauteten einige Schreckensüberschriften in der RNZ. Überhöhte Geschwindigkeit, vor allem bei "Krähbuckel-Wetter", also Regen, war meist die Ursache. Das blieb auch Polizei und Straßenbehörde des Rhein-Neckar-Kreises nicht verborgen. Denn obwohl man die Strecke lange nicht als Unfallschwerpunkt ansehen wollte, wurden doch Maßnahmen ergriffen - Fähnchen zwischen den Fahrspuren, die Leitplanke direkt am Straßenrand, Tempo 50 bei Nässe, Abfräsen der Fahrbahn für mehr Halt. Und es scheint zu wirken: In diesem Jahr blieb es bislang ruhig am Krähbuckel.
■ Der Odenwald mit seiner atemberaubenden Natur und den prallen Wäldern ist für viele ein beliebtes Ausflugsziel. Besonders Motorradfahrer aus der ganzen Region sind hier gerne für ihre Touren unterwegs. Doch zwischen dem Grün schlängelt sich die Gefahr. Die Strecken sind der Topografie angepasst und dazu in einem erstklassigen Zustand. Lange Geraden wechseln sich mit durch den Wald führenden Serpentinen ab, die Straßen verengen sich zudem, wechseln einige Male von zwei auf eine Fahrspur. Besonders drei Strecken halten die Polizei in Atem: Die Bundesstraße 45 ab Bad König bis hinein in den vorderen Odenwald bei Erbach, die Bundesstraße 460, die von Fürth bis zur Autobahn 5 bei Heppenheim führt, sowie die Bundesstraße 47 von Lindenfels bis nach Bensheim. "Diese Strecken sind besonders auffällig", sagt Polizeisprecherin Christiane Kobus vom zuständigen Polizeipräsidium Südhessen. "Gerade die B 47 und die B 460 ziehen sich vom Odenwald bis zur Bergstraße und sind sehr gefährlich." Allein die jüngsten Zahlen belegen, dass es sich um Unfallschwerpunkte handelt: Neun schwere Zusammenstöße verzeichnet die Statistik in den letzten zwei Jahren auf der B 47 in Richtung Süden, 14 in Richtung Norden. Fünf waren es entlang der B 460. Als Erklärung für die Vielzahl an Zwischenfällen bestätigt Polizeisprecherin Kobus: "Das sind beliebte Motorradstrecken." Ähnlich sieht es entlang der B 45 aus: Allein seit August 2016 ereigneten sich sieben Unfälle, zumeist waren Motorradfahrer beteiligt. Einmal endete ein Crash tödlich. "Es waren alles Unfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit", sagt Christiane Kober. Daher: Wenn schon die Natur bei einem Ausflug genießen, dann runter vom Gas.