Was unser Alltagsdesign bis heute prägt
Der Stil lebt weiter - Klar, hell, schnörkellos

Von Alexander R. Wenisch
Berlin. Im Alltagsdesign lebt das Bauhaus noch heute - vor allem im skandinavischen Stil. Klar, hell, schnörkellos. Ziel der Ideenschmiede von Weimar und Dessau war es, sich von den Staubfängern der Vergangenheit zu befreien, vor allem von den Ornamenten des Jugendstil. Ein puristischer Ansatz: Die Art der Konstruktion sollte sichtbar, die Bauhaus-Objekte aber gleichzeitig alltagstauglich bleiben.
Ziel war es, die Gestaltung so weit zu reduzieren, dass Gattungstypen entstehen: der Stuhl, der Tisch, die Lampe. Sicher ist es genau diese Einfachheit, mit dem die Bauhaus-Werkstätten historische Maßstäbe gesetzt haben, die weiterhin nachhallen. Der angewandte Leitsatz "form follows function" wird heute noch reflektiert. Designer stehen vor der Aufgabe, Ästhetik und Technik bei Produktentwicklungen zu verschmelzen. Sie wählen Form und Material so, dass sie von Nutzen für den Verbraucher ist.
So ist "Bauhaus" zur Ikone, zum Label geworden. Mit der Reduktion auf das Wesentliche nahm das Bauhaus indes nur Strömungen auf, die bereits im Deutschen Werkbund oder von den Shakern in den USA gelebt, zumindest vorgedacht worden waren. Hinzu kam nun aber das Ökonomische. Die einfachen Produkte des Bauhauses kamen den technischen Anforderungen der Massenproduktion entgegen. Immer wieder gingen die Designer auch Kooperationen mit Herstellern ein - teils auch sehr erfolgreich. Beispielhaft sei die Kandem-Schreibtischlampe genannt - von Hin Bredendieck und Marianne Brandt für die Leipziger Lampenfabrik Körting & Mathiesen entworfen.
An das Bauhaus erinnernde Design sieht man heute im Wartezimmer beim Hausarzt, bei "Ikea" oder in Lifestyle-Magazinen.
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Die originalen Design-Klassiker werden heute noch hergestellt. Allerdings von meist nur einem Produzenten, der dafür hohe Lizenzgebühren zahlen muss. Das macht Originale - neben dem hochwertigen Material - sehr teuer. So kann ein Bauhaus-Loungesessel gerne 16.000 Euro kosten. Ein Extrem, das das Motto des Bauhauses "Volksbedarf statt Luxusbedarf" ins Absurde führt.
Darum hat sich längst ein veritabler Nebenmarkt etabliert, auf dem Replikas in zunehmend guter Qualität zu finden sind. Dann eben ohne Lizenz und originalen Schriftzug. Wer darauf verzichtet, muss aber wiederum wissen: Es tummeln sich auch schwarze Schafe auf diesem zweiten Markt. Und wer sein Möbelstück irgendwann wieder verkaufen will, wird für ein Möchtegern-Bauhaus sicher nur "’nen Appel und ein Ei" bekommen.



















