Uni Heidelberg

Manisha Sinha und Carol Anderson bekamen Pennington-Award

Sie sind engagiert für die Gleichheit der Afroamerikaner.

02.06.2022 UPDATE: 03.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Markus Lautenschläger als Vertreter der Stifter kommt im HCA mit den Trägerinnen des Pennington Award, Manisha Sinha (University of Connecticut, l.) und Carol Anderson (Emory University, r.), zusammen. F.: Rothe

Von Sebastian Jutisz

Heidelberg. Für Hoffnung auf eine Gesellschaft ohne Diskriminierung und mutiges Eintreten gegen Rassismus steht der James W.C. Pennington Award der Universität Heidelberg, der nach einem Protagonisten der Anti-Sklaverei-Bewegung in den USA benannt ist. James William Charles Pennington, 1807 als Sklave in Maryland geboren, befreite sich mit 18 Jahren selbst von seinen Ketten und studierte später als erster schwarzer Student in Yale. Sein Leben lang setzte er sich für die Abschaffung der Sklaverei ein und verfasste die ersten wichtigen Werke zur Geschichte der schwarzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten. 1848 bekam der Pfarrer die Ehrendoktorwürde von der Ruperto Carola verliehen.

Der Pennington Award wird einmal im Jahr gemeinsam von der theologischen Fakultät und dem Heidelberg Center for American Studies (HCA) an Wissenschaftler vergeben, die zu Themen forschen, die mit der Lebensgeschichte Penningtons verknüpft sind: Bildung, soziale Gerechtigkeit, Bürgerrechte, Emanzipation, Anti-Rassismus. Die Manfred-Lautenschläger-Stiftung legte im Jahr 2011 zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola mit einer großzügigen Spende den Grundstock für die ersten Forschungsaufenthalte. Einen Monat dürfen die Preisträger in Heidelberg arbeiten und leben.

Nachdem die Verleihung im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste, wurden dieses Jahr die Preisträgerinnen des Jahres 2021 – Manisha Sinha – und 2022 – Carol Anderson – prämiert. Als Vertreter der Stifter nahm Manfred Lautenschlägers Sohn Markus am Mittwoch an der Preisverleihung teil und überreichte die Urkunden. Bei der Ehrung brachte der Heidelberger Professor Manfred Berg seine Freude darüber zum Ausdruck, dass es gelungen ist, zwei solch renommierte Autorinnen nach Heidelberg zu locken.

Beide Wissenschaftlerinnen gelten als führende Expertinnen der Anti-Sklaverei-Bewegung. Manisha Sinha, die Amerikanische Geschichte an der University of Connecticut lehrt, hat sowohl über die Ideologie der Sklavenhalter als auch zu den Biographien ihrer Widersacher geforscht. Carol Anderson, Professorin an der Emory-University in Atlanta, hat mehrere Werke über soziale Ungleichheit und die Diskriminierung schwarzer Wähler in den USA veröffentlicht. Zuletzt hat sie mit ihrem Buch "The Second: Race and Guns in a Fatally Unequal America", in dem sie den Zusammenhang zwischen dem Recht der Amerikaner, eine Waffe zu tragen, und der Unterdrückung der Schwarzen aufzeigt, viel Aufmerksamkeit erregt.

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Bei der Podiumsdiskussion im Anschluss an die Preisverleihung debattierten beide Preisträgerinnen über die Fortschritte und Rückschläge bei dem Versuch, nach der Aufhebung der Sklaverei eine Demokratie mit gleichen Rechten für alle aufzubauen.

Sinha wies darauf hin, dass seit Beginn der Reconstruction era, der Zeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, die Befürworter der Sklaverei immer wieder die Erfolge der Abolitionismus-Bewegung – also eine Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei – zunichte machten, statt ihre Niederlage anzuerkennen.

Bis heute gibt es die Vorstellung, die amerikanische Gesellschaft beschreite als erste Demokratie der Welt einen linearen Weg des Fortschritts hin zu Freiheit und Gleichheit. Dabei haben nicht nur rechte Terrorgruppen immer wieder die Gleichstellung der Afroamerikaner bekämpft. Carol Anderson unterstrich, dass auch heute noch versucht werde, mit allerlei Tricks die schwarze Bevölkerung von der Wahlurne fernzuhalten. Einen Hoffnungsschimmer sieht sie in den sogenannten Graswurzelbewegungen, die auf die Institutionen Druck ausüben und so gegen die systematischen Ungerechtigkeiten ankämpfen. Diese Ungerechtigkeiten hingen auch mit einem fehlenden Sozialstaat zusammen, erläuterte sie.

Manisha Sinha pflichtete ihrer Kollegin bei, dass es noch lange keine echte Gleichheit gebe. Hierfür sei nicht zuletzt eine Reform des Wahlrechts nötig. Die Zeithistorikerin schlug eine Direktwahl des Präsidenten vor und plädierte dafür, die Wahl auf einen Feiertag zu legen. Vor allem aber sei es wichtig, immer wieder an Widerständler wie Pennington zu erinnern, der sich nicht nur in Amerika als Vorbild im Kampf gegen Demokratiefeinde eigne.

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