Sound der Woche

Für die Kooks ist nicht alles kacke

The Kooks hauen ihr stärkstes Album seit Langem raus. Außerdem reingehört haben wir auch bei Giovanni Zarrella, I'm With Her, Liga der gewöhlichen Gentlemen und Little Feat.

07.05.2025 UPDATE: 11.05.2025 04:00 Uhr 3 Minuten, 25 Sekunden
Foto: Davis Factor

Von Steffen Rüth

Luke Pritchard könnte kaum heiterer gestimmt sein. "Mann, wir sind gerade erst aus Australien zurückgekehrt, es war herrlich dort", sagt der Sänger und Chefsongschreiber der Kooks beim Videointerview. "Wir hatten das Privileg, dass wir unsere kleine Tour mit einem Familienurlaub kombinieren und unseren Kindern Kängurus und Krokodile zeigen konnten." Der dreijährige Sohn sei beeindruckt gewesen, das einjährige Baby noch nicht so sehr.

Auch musikalisch hat das Familienglück des Engländers, der jüngst 40 wurde, auf dem neuen Album "Never/Know" Spuren hinterlassen – vor allem im glückseligen und an den Pop der Sechziger angelehnten "Sunny Baby", das Luke seinem Nachwuchs gewidmet hat. "Mir ist es wichtig, den Kindern Zuversicht mit auf den Weg zu geben. Und wie ginge das besser, als mit einem unbeschwerten Lied über das Wunder, am Leben zu sein? Mich nervt es, wenn Leute immer nur erzählen, wie kacke alles ist. Ich weigere mich, mit diesem sinkenden Schiff der vorherrschenden Meinung unterzugehen: Nicht alles ist toll, aber es gibt mehr Gutes als Schlechtes auf der Welt."

Tatsächlich hatten die Songs der Kooks seit jeher etwas Leichtfüßiges an sich. Gegründet 2004 an der Musikhochschule BIMM in Brighton hatten sie zu Zeiten des Indierock-Revivals um die Arctic Monkeys, Franz Ferdinand oder The Strokes binnen drei Monaten einen Plattenvertrag. Das erste Album "Inside In/Inside Out" wurde zum Monstertriumph, allein in Großbritannien gab es fünffaches Platin. "Wir wurden irre schnell berühmt. Heute denke ich, dass ich eigentlich ein schüchternes Kerlchen war, das noch hätte reifen und mutiger werden müssen." Nichtsdestotrotz sahen The Kooks aus wie selbstbewusste Rocker und bekamen selbst von den Stones und den Gallagher-Brüdern Lob.

Nach den fulminanten Anfangsjahren verlor die Karriere aber an Flughöhe, die Platten wurden schwächer und liefen kommerziell eher okay als überwältigend. Auch bandintern kam es zu Kabbeleien, Ausstiegen, Umbesetzungen. 2016 erkrankte Pritchard dann an Depressionen, von denen er nach eigenem Bekunden mithilfe von Therapien und täglicher Meditation genesen sei. So hielten The Kooks, neben ihm nun bestehend aus Hugh Harris, Alexis Nunez und Jonathan Harvey, durch. Und auf ihrem siebten Album finden sie sogar zur alten Güte zurück.

"Im Studio hat es sich angefühlt, als würden wir nochmal unser erstes Album aufnehmen", erzählt Pritchard. "Wir waren auf dem Land, haben viel geprobt und kamen uns wieder vor wie Teenager. Velvet Underground, David Bowie und The Police hätten auf der musikalischen Speisekarte gestanden. Letztere klingen in "Tough At The Top" durch, das stark an "Roxanne" erinnert. "Ich finde", so Pritchard abschließend, "dass wir ein Album gemacht haben, das die Leute verdient haben. Wir sind unseren Fans unheimlich dankbar, dass sie uns immer noch begleiten."


Info: "Never/Know" erscheint am Freitag. Im August spielen The Kooks in Friedrichshafen und Großpösna.








Suzanne Vega und mehr. Hier geht es zum Sound der letzten Woche.


Sound der Woche

Giovanni Zarrella

Universo

Italopop Mit-Gewinner von "Popstars" und Allein-Triumphator bei der "TV Total"-Autoball-WM, Hochzeitsmoderator von Daniela Katzenberger und Italienisch-Übersetzer alter "Wolle"-Petry-Hits: Ja, Giovanni Zarrellas Karriereverlauf liest sich einigermaßen quatschig. Übelnehmen mag man ihm das nicht. Und mit seinem neuen Soloalbum wagt sich der Sympathieträger nun sogar in ernstzunehmendere Gefilde vor. Mit 47 steuert Gio zum ersten Mal eigene Texte für ein Musikprojekt bei. Klanglich ist sein "Universo" in der Italo-Disco der Achtziger zu verorten – "fa-fa-fantastico, ritmo bombastico ..." Aber ab und an – so wie bei dem Papa Bruno gewidmeten Walzer "Italiano vero" – wird’s sogar richtig berührend. (dasch) ●●

Für Fans von: Aperol Spritz am Gardasee

Bester Song: Italiano vero


I’m With Her

Wild And Clear And Blue

Americana Ihr Debütalbum brachte ihnen den International Folk Music Award und eine Grammy-Nominierung. Jetzt legt das Trio I’m With Her nach. Mit "Ancient Light" startet das Album stark. Eine gefühlvolle Folk-Ballade, sanfte Gitarren und dreistimmiger Gesang, der unter die Haut geht. Dieser Mix gibt auch den Grundton der kommenden zehn Songs an. Ab und zu mischen sich noch eine Fiddel oder ein Banjo ein – für die echte Bluegrass-Stimmung. Nix wie raus auf die Veranda! (lex) 

Für Fans von: Wilson Philipps

Bester Song: Ancient Light


Liga der gewöhnlichen Gentlemen

Egg Benedict

Pop Da sind sie wieder, die "Gewöhnlichen Gentlemen" – und mit ihnen elf neue Lieder, denen man nicht zu genau zuhören muss. Denn wie schon beim Vorgänger "Gschichterln aus dem Park Cafe" (2021) gilt: Es ist die durchweg gute Laune, durch die diese Truppe um Sänger Carsten Friedrichs besticht. Ob es inhaltlich dann um die Comic-Helden Tim und Struppi, um Paare vorm Kino oder Erfinderin Hedy Lamarr geht, ist letztlich egal. Weil jeder Song die Laune hebt. (sös)

Für Fans von: Friska Viljor

Bester Song: Es ist immer Sommer irgendwo


Little Feat

Strike Up The Band

Rock/Fusion Die Eagles verkauften mehr Platten und Steely Dan kamen bei Intellektuellen besser an, doch die wohl kreativste amerikanische Band der Siebziger hieß Little Feat. Deren Kopf Lowell George war so brillant, dass ihn Jackson Browne einst "den Orson Welles des Rock" nannte. Aber auch ohne ihr Mastermind macht die Gruppe mit einem Mix aus Country, Jazz und Rock furios weiter. Jetzt liegt ihr elftes Album vor. Natürlich klingen die 13 Songs ein wenig aus der Zeit gefallen, aber genau das macht sie so liebenswert. Denn hier wird kein Einheitsbrei aufgetischt und dennoch eingeheizt. Besonderes Schmankerl: Beim Titeltrack greifen die Schwestern von Larkin Poe mit in die Saiten. (gol) ●●

Für Fans von: The Doobie Brothers

Bester Song: Dance A Little