Neujahrskonzert der Heidelberger Sinfoniker

Lippen glühen, Glühwürmchen schimmern

"Feuer - con fuoco" war das Motto des Abends in der Stadthalle - Mezzo-Sopranistin Sarah Hudarew brillierte als Gesangssolistin

02.01.2018 UPDATE: 03.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Sarah Hudarew und die Heidelberger Sinfoniker unter der Leitung von Stefan Klingele in der Stadthalle. Foto: Rainer Köhl

Von Rainer Köhl

Heidelberg. Ohne Dirigent ging es nochmal so gut beim Neujahrskonzert der Heidelberger Sinfoniker in der Stadthalle: zumindest bei Haydn, einer angestammten Spezialität des Orchesters. Da wissen die Sinfoniker fast im Schlaf, wie das geht. Rasant und punktgenau wie kaum sonst an diesem Abend wurde das Finale der 59. Sinfonie "Feuer" musiziert, wie am Schnürchen. "Feuer - con fuoco" war auch das Motto des Abends.

Mit Auszügen aus Händels "Feuerwerkmusik" begann er. Feurig war das Spiel unter der Leitung von Stefan Klingele dabei schon, aber kaum punktgenau im Zusammenspiel. Sonore Kraft und Farbe brachten die Naturtrompeten und Naturhörner ins Spiel. Heiß war auch der 4.Ungarische Tanz von Brahms. Piroschka mit roten Stiefeln, Paprika und Paprikasch brachte Stefan Müller-Ruppert in seiner Moderation ins Spiel. Rote Schuhe hatten etliche Damen im Orchester an, das bewahrte aber kaum davor, dass aus dem Brahms ein Gulasch wurde mit etlichen Verwischungen und Verschleppungen zwischen den Instrumentengruppen.

Nach der Pause ging es besser im Zusammenspiel. Himmlische Gesänge in der langsamen Einleitung und lodernd rasantes Allegro beim Feuerbringer, Beethovens Ouvertüre "Die Geschöpfe des Prometheus". Jovial und entspannt, ganz nach Art und Temperament des Dirigenten ging es weiter beim Strauß-Walzer "Phönix-Schwingen", der in schwungvolle Stimmung kam. Zwei Nummern aus Manuel de Fallas Ballett "El amor brujo": die Flammen züngelten, gewannen Kraft und Temperament in den spanischen Rhythmen der "Danza ritual del fuego".

Die Gesangssolistin des Abends, Sarah Hudarew, empfahl sich in der folgenden "Cancion del fuego fatuo": Die dunkle Glut ihres Mezzosoprans war dafür schon mal richtig, die Schönheit ihrer Stimme entfaltete sie aber erst etwas später. Die junge Sängerin von der Oper Luzern hat ordentlich Hitze und volumenreiche Attacke in der Kehle, eine gute Technik sorgte für schmiegsame Registerwechsel und klangvolle Energie in allen Lagen bei Verdis Arie "Stride la vampa" aus dem "Troubadour".

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Charmant klang auch Paul Linckes "Glühwürmchen Idyll", wozu alle Orchestermusiker, die kein Blasrohr an den Lippen hatten, zum Chor einstimmten mit "Glühwürmchen, schimmre". Eine eindrucksvolle Dalilah aus Saint-Saëns’ Oper ließ die Mezzosopranistin gleichfalls hören in der Arie "Amour! Viens aider ma faiblesse", wunderschön getönt, warm strömend bis in die Tiefe. Ein krachendes Hexenspektakel gab es am Ende bei Mussorgskijs "Nacht auf dem kahlen Berge" mit klangsatt auftrumpfendem Tutti, geheimnisvollen Orchesterfarben und verklärtem Ende.

Bewährtes folgte als Zugabe: der saftig musizierte 5.Ungarische Tanz von Brahms, der Radetzkymarsch und noch einmal die Solistin mit Lehars "Meine Lippen glühen so heiß".

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