"Musik im Park" Schwetzingen

Ina Müller kann auch wundervoll singen (plus Fotogalerie)

Müller bot zum Abschluss des Festivals viel Witz und das eine oder andere Lied

06.08.2018 UPDATE: 07.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Die Geschlechterkampf-Nummer zieht eben immer: Ina Müller in Schwetzingen. Foto: len

Von Peter Wiest

Schwetzingen. Um die 3000 Besucher beim für dieses Jahr letzten Konzert von "Musik im Park" im Schwetzinger Schlossgarten; die meisten von ihnen im besten Alter. Aber, wie bitte? Da reckt gut die Hälfte von ihnen den Arm in die Luft und sagt deutlich vernehmbar "Jaaaa", als die Frau da vorne auf der Bühne erst fragt, ob sie ihre Partner schon mal betrogen hätten - und dann auch noch, ob sie sich vielleicht mit dem Gedanken tragen, sich scheiden zu lassen!

Wer schafft es, diesen Menschen solche Geständnisse zu entlocken - in aller Öffentlichkeit? Das kann nur Ina Müller: Gewiefte Publikums-Manipulatorin und Psychologin in einer Person; zudem aber auch realsatirische Komödiantin; dazu eine fast noch bessere Sängerin - und alles in allem eine begnadete Entertainerin.

Was sie alles kann, beweist die 53-jährige Hamburgerin mitreißend bei diesem gut zweistündigen Auftritt. Unterhaltung vom Feinsten. So laut, spontan und ausgiebig hat man die Menschen im Schlossgarten lange nicht applaudieren und noch länger nicht so intensiv und immer wieder laut lachen gehört.

Es ist die nahezu perfekte Show: musikalisch hochkarätig und originell; komödiantisch frech, rotzig, geradeheraus und unbeschreiblich weiblich. Dabei vordergründig anscheinend auch männerfeindlich; letztlich jedoch geprägt vom Wunsch, dass der immerwährende Kampf zwischen den Geschlechtern unentschieden enden möge. Na ja: Vielleicht mit einem minimalen Vorsprung für die Damen der Schöpfung. Dafür sorgt Ina Müller mit flotten Sprüchen, mit Geschichten und auch mit Floskeln - die kurioserweise dazu führen, dass die Männer im Publikum oft noch lauter lachen als die Frauen.

Das liegt vielleicht daran, dass die Entertainerin geschickt versteht, der Männerwelt zu signalisieren, wie lieb sie sie eigentlich hat - und dass die Herren sich Dinge erlauben dürfen, die sie ihren Damen andererseits nie durchgehen lassen würden. Ja, Männer dürfen auch dick sein ("Von mir aus mit einem Bauch wie ein Pulverfass, wobei dann sogar die Zündschnur unten raus hängt").

Andererseits trennen sie sich ja bekanntlich schon von ihren Frauen, wenn diese sich ein Bäuchlein zulegen. Was Ina Müller wiederum ihrerseits nicht davon abhält, auch weiterhin mit Begeisterung Nudeln zu essen: "Bis der Weg über mich rüber kürzer ist als einmal um mich rum". Und auch Sport braucht sie nicht wirklich, betont sie: "Der Kopf ist doch viel freier, wenn man einfach nur rumgammelnd auf dem Sofa liegt".

Das mit dem Rumgammeln allerdings ist nicht wirklich ihre Sache. Steht, stampft, tanzt und swingt sie doch ununterbrochen - obwohl sie ein Bein nach einem Ermüdungsbruch in Gips hat. Für eine wie sie ist das noch lange kein Grund, die Show abzusagen. Im Gegenteil: Das wird gleich geschickt ins Programm integriert und gibt Stoff für neue Gags.

Zwischen, hinter und über diesen ertönt dann immer wieder auch der eine oder andere Song: ausgereift; mal angejazzt, mal sogar ein bisschen bluesig; meist jedoch einfach nur flott und poppig - vor allem wie die Wortwitze geprägt durch originelle Texte, bei denen zumeist auch wieder der Geschlechterkampf im Blickpunkt steht.

Ob Ina dabei dann daheim auszieht, "weil ich Dich liebe", ob sie im Auto ihres potenziellen Lovers einen "Maxi-Cosi" und damit die Tatsache entdeckt, dass er Familienvater ist, oder ob sie wünscht, sie könnte "noch auf Kommando heulen" - so oder so passen die Lieder alle in dieses Programm und sind musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Ja, sie hat auch noch eine absolut wundervolle Gesangsstimme, diese unbeschreibliche Frau.

Weshalb es fast ein bisschen schade ist, dass von der nicht noch mehr zu hören ist an diesem Abend. Aber man kann ja nicht immer alles haben.

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