Udo Lindenberg kommt zu 2 Auftritten in die SAP-Arena
In Heidelberg im Cave 54 hat für Udo Lindenberg alles angefangen. Noch heute sieht der Panikrocker die Stadt als sein "Show-Labor".



... verbreitet immer noch Panik.
Von Peter Wiest
Mannheim. Nur keine Panik: Udo Lindenberg ist mit seinem Panik-Orchester endlich wieder auf Tour. Die Kritiken überschlagen sich vor Begeisterung nach seinen bisherigen Auftritten. In einem panikartigen Revue-Streifzug geht es dabei durch über fünf Jahrzehnte, mit allen Song-Klassikern und mit einer sehenswerten Show. Am Wochenende kommt der Panik-Präsident zu zwei Auftritten nach Mannheim in die SAP-Arena.
Udo, du bist mit mittlerweile 76 Jahre alt und längst – man kann es nicht anders sagen – ein absoluter Superstar. Wie gehst du damit um, und was bedeutet dir das?
Udo Lindenberg: Alter, so heißt es, steht für Radikalität und Meisterschaft. Und für mich ist das eher so eine Zahl, von der Firma, scheiß egal. Ich bin ja mehr so ein Alien, schwebe über den Dingen, zeitlos. Manchmal muss ich schon an meiner Haut riechen, riecht das schon nach Denkmal, oder nach frischer Lindenblüte, haha … Schon el geilo, dass wir nach über 50 Jahren Karriere immer noch gut dabei sind. Und es geht ja auch immer weiter, man ist ja ein ewiges junges Talent und erster Vorliegender im Club der Hundertjährigen …in einer Person.
Deine Karriere läuft bereits seit weit über 50 Jahren, und du warst auch immer wieder in unserer Region. "Hier bei euch hat doch alles angefangen", hast du mal in einem Interview mit mir gesagt. Wie war das damals?
Damals in den späten 60ern schlichen wir durch die Clubs in Heidelberg. Das Cave 54, das war der heißeste Jazzclub, viel frequentiert von Fritz Rau, meinem späteren Impressario. Wir haben da oft gespielt, mit Fritz Rau am Bass, ich am Schlagzeug. Da haben wir damals schon überlegt, wie so eine Rockstarkarriere aussehen könnte. Überhaupt haben wir eine große Bindung an die Region. Hier in Heidelberg ist unser Showlabor, da entwickeln wir die großen Shows, Modelle 1:100, da spielen wir die ganze Show schon mal durch, verfeinern und optimieren … yeah. Meine Freunde von Epicto, Günter Jäckle & Co. sind schon seit so vielen Jahren am Start. Wir kommen also sozusagen an den Ort der Entstehung, auch der Udopium-Show.
1970 saßt du als Schlagzeuger mit Klaus Doldinger in Heidelberg auf der Stadthallen-Bühne; drei Jahre später dann zum ersten Mal mit dem Panik Orchester. Gibt es Erinnerungen daran?
Da hat sich das schüchterne Kerlchen vom Schlagzeug nach vorne bewegt, ins Rampenlicht. Wir wussten damals auch nicht so, wie das geht, also haben wir hinter der Bühne immer einen Promilletester gehabt. Keiner vom Panikorchester durfte auf die Bühne unter 1,1 Promille… Nachdem wir unseren ersten Auftritt hatten in Hamburg, haben wir in so vielen Clubs gespielt und gemerkt, das isses, die Menschen haben gewartet auf Rock’n‘Roll mit lockeren deutschen Texten. Das war ja damals das Novum
Jetzt kommst du zu gleich zwei Shows in die SAP-Arena. Wer wird dabei sein, und was wird es da geben an Musik und überhaupt?
Unser ganzes grandioses Paniktheater, Artistinnen, Tänzerinnen, Akrobaten und diese geniale Panikband, so gut wie noch nie, verstärkt auch mit den Pustefixen und neuem Spirit, Benny Young an der Gitarre. Als Gast kommt auch Otto vorbei. Wir sind ja beinahe 170 Leute auf unter und neben und über der Bühne, die stellen jeden Abend die ultimative Panikrevue auf die Beine. Dass ich da den Sänger machen kann, ist jedes Mal ein Royal Flash. Das pusht mich durch den Abend, zusammen mit der Energie unserer Panikfamilie.
Du hast über die Jahre immer wieder auch Kontakte zur Mannheimer Popakademie gehabt und bist mit Professor Udo Dahmen befreundet. Werdet Ihr euch sehen und vielleicht sogar was Musikalisches gemeinsam unternehmen?
Mit Udo Dahmen gibt es eine lange Verbundenheit. Respekt, dass er die Rock- und Popmusik hoffähig gemacht hat. Ich bin ja auch einer der Gründungspaten der Popakademie. Außerdem sitzt Udo im Kuratorium unsere Stiftung, macht mit uns den Panikpreis. Wir haben letztes Jahr in Coronazeiten den Wettbewerb durchgezogen, als virtuelle Show, und hatten mehr Bewerbungen als je zuvor. Udo Dahmen hat das moderiert, zusammen mit Arno Köster von der Stiftung, und jetzt am 30. Juli können beim Hermann Hesse Festival unsere Preisträger live spielen
Bei unserem letzten Gespräch hast du mir verraten, dass du, wenn du hier in der Gegend bist, seit vielen Jahren in Heidelberg im Hotel Europa übernachtest und dann morgens um 4 oder so an den Neckar zum Joggen gehst. Machst du das noch immer?
Ja, wir halten uns fit, haben Personal-Trainerinnen dabei, Fußballärzte, die machen uns fit für die Tournee und auch währenddessen. Ansonsten jogge ich inkognito durch die Nacht, gut getarnt, wo immer ich auch bin.
Wie lange kann und wird es denn hinterm Horizont noch weiter gehen, wenn die derzeitige Tour zu Ende ist? Kannst Du Dir vorstellen, irgendwann "too old to Rock’n’roll" zu sein?
Dafür ist man nie zu alt. Ich bin ja zeitlos, wir arbeiten nicht nach irdischer Zeitrechnung. Rock’n‘Roller gehen nie in Rente. Ist ja inzwischen auch eine Lebenseinstellung geworden. Außerdem bin ich ja im ersten Beruf Abenteurer. Da bleibe ich stets offen und neugierig für die nächsten Kicks, die noch auf mich warten.
Info: Mannheim, Sonntag, 10. Juli, 20.30 Uhr, SAP-Arena. Restkarten von 81,95 bis 87,95 Euro.