Kammermusikalische Tugenden: Neujahrskonzert der Heidelberger Sinfoniker

Stefan Klingele leitete zwei Auftritte in der Heidelberger Stadthalle.

02.01.2017 UPDATE: 03.01.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden

Die Heidelberger Sinfoniker wiederholten ihr Neujahrskonzert in der Stadthalle noch am gleichen Tag. Foto: Rainer Köhl

Von Rainer Köhl

Heidelberg. "Heldenhaft" ging es zu beim Neujahrskonzert der Heidelberger Sinfoniker in der Stadthalle. Das Programm, das Stefan Klingele dirigierte und Stefan Müller-Ruppert gewohnt launig moderierte, drehte sich um Helden der Geschichte. Solch einer war Titus, der als mildtätiger Kaiser in Rom galt. Die Ouvertüre zu Mozart Oper erklang so kantig, markant und schwungvoll, wie man es vom Spiel der Sinfoniker von Haus aus gewohnt war, auch wenn die Zeichengebung des Dirigenten nun eher entspannt daherkam.

Der ursprünglich vorgesehene Tenor Markus Brutscher musste krankheitshalber passen, für ihn sprang Harrie van der Plas ein. Eine kernig, schlanke und biegsame Stimme hat dieser, wobei diese nicht eben strahlend klang, sondern leicht knödelig. In der Arie des Titus "Se all’impero, amici Dei" war dies ebenso zu hören wie in der Arie des Don Ottavio "Il mio tesoro intanto" aus "Don Giovanni". Recht zurückgenommen sang er Letztere, stimmlich wie gestisch, in ritterlichem Klageton. Besser kam dem Tenor die Arie von Wagners "Rienzi", "Allmächt’ger Vater", entgegen: blühende Lyrik und schmiegsame Legatobögen verband er mit besten Registerübergängen in seinem innig lyrischen Vortrag.

Auch ohne den erkrankten Orchesterleiter Thomas Fey geht die CD-Einspielung des Haydn-Zyklus der Heidelberger Sinfoniker weiter: nun unter der Führung von Konzertmeister Benjamin Spillner. Wie gut das funktioniert, wurde deutlich mit dem Finale aus der "Militär-Sinfonie" G-Dur. Ohne Dirigent und mit Spillner am Konzertmeisterpult ging das Spiel überaus reaktionsschnell und wie am Schnürchen, stark im Umschalten der Tempi und Gesten, vom Lieblichen ins Stürmende. Impulsiv und umstandslos wurde musiziert, fanden sich kammermusikalische Tugenden orchestral ausgeweitet.

Im militärischen Marschtritt kamen drei Schlagzeuger mit Triangel, Becken und umgeschnallter großer Trommel durch den Saal auf die Bühne, um ihren Kollegen mit schwungvollem Elan und Frische beizustehen. Dunkle Energie in der Moll-Einleitung und schwungvoll federnde Fahrt im impulsiven Dur-Teil: in Schuberts "Rosamunde"-Ouvertüre wurden alle Charaktere und Klangnuancen trefflich ausgekostet.

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Einen schlanken, aber farbenreichen Klang entwickelten die Sinfoniker bei Wagners "Rienzi"-Ouvertüre, wobei zwei Natur- und zwei Ventiltrompeten eine schöne Farbmischung erzeugten und vier Schlagzeuger den prächtigen militärisch gestimmten Drall pointierten. Martialisch ging es weiter mit dem Triumphal March aus Edward Elgars "Caractacus", das blühende Farben im Cinemascope-Sound und üppige Klangpracht vereint.

Liebenswerten Charme verströmte schließlich der "Kaiserwalzer" von Johann Strauß: unter Stefan Klingele wurde dieser zu Genusssache. Lehars "Dein ist mein ganzes Herz" sang Harrie van der Plas als Zugabe, wobei seine kleine Stimme leider nicht die Emphase strömen ließ, die man gewohnt ist. Beim Radetzky-Marsch allerdings war dann schließlich alles wieder gut.

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