Blick zurück nach vorn: Heidelberer Sinfoniker mit und ohne Thomas Fey

Haydn-Serie fortgesetzt: Heidelberger Sinfoniker präsentieren Doppel-CD mit und ohne Thomas Fey

02.12.2016 UPDATE: 03.12.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Von Matthias Roth

20 Jahre lief alles wie am Schnürchen: Die Heidelberger Sinfoniker, gegründet zum Neujahrskonzert 1994, konnten große Erfolge mit Beethoven, Mozart und Haydn feiern und begannen ab 1999 sämtliche Sinfonien von Joseph Haydn für das Plattenlabel "hänssler classic" einzuspielen. In rund 15 Jahren erschienen 22 CDs: Gut die Hälfte der über 110 Haydn-Werke waren aufgenommen, als der Gründer und Dirigent des Orchesters, Thomas Fey, im Oktober 2014 plötzlich ausfiel.

Seither versuchte sich der Klangkörper selbst zu organisieren. Jetzt kam die erste Produktion der Heidelberger Sinfoniker auf den Markt, die die Haydn-Serie bei hänssler fortsetzt, und sie enthält zwei CDs: Die frühen "Tageszeiten"-Sinfonien Nr. 6-8 waren die letzten Aufnahmen, die Fey noch aufnehmen konnte, aber er ließ sie ungeschnitten zurück. Die zweite Scheibe enthält die Sinfonien Nr. 35, 46 und 51 - und es sind die ersten, die das Orchester ohne Dirigenten in Eigenverantwortung unter Konzertmeister Benjamin Spillner im Studio produzierte.

Das führungslose Spiel soll kein Dauerzustand bleiben, versicherten die Musiker kürzlich, aber in der unerwarteten Situation habe sich das angeboten. Man habe "im Geiste von Thomas Fey" musiziert und sich drei Sinfonien ausgesucht, die in der Besetzung nicht zu groß sind: ausdrucksstarke Werke aus der "Sturm- und Drang-Phase" des Komponisten.

Das Spielen ohne Dirigenten erfordert nicht nur Mut, sondern vor allem erhöhte Aufmerksamkeit von jedem Einzelnen. Das merkt man dieser CD in jedem der Sätze an. Die Musiker sitzen auf der Stuhlkante, ja geradezu auf Rasiermessern: Die Tutti der Streicher, auch die Pizzikati, haben eine Akkuratesse und rhythmisch Prägnanz, die bewundernswert ist und mitreißt. Das vibratolose Spiel erlaubt vielfältige Farben: Eine Qualität, die sich die Musiker über Jahre aneigneten. Die Bläser sind jeder für sich erlesen - das Adagio der Sinfonie 51 (Solohorn!) ist ein Beispiel, das internationalem Vergleich locker standhält. Die Heidelberger Sinfoniker zeigen sich hier auf der Höhe ihres spieltechnischen Könnens und schaffen es darüber hinaus, ihrem Stil treu zu bleiben.

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Der gewohnte Klangcharakter und musikalische Elan sind unverkennbar und bestätigen das persönliche Profil dieses Klangkörpers. Thomas Feys letzte Aufnahmen widmeten sich drei Werken, die von den Solisten des Orchesters - bis hin zum Kontrabass - geprägt sind: Die Musiker entfalteten sich unter ihrem Chef nach Herzenslust. Einige Eigenheiten ihres ehemaligen Leiters übernahmen sie nun auch in die Aufnahmen neueren Datums, etwa in den Menuetten oder bei Fermaten: Eine Verbeugung der Musiker vor ihrem leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Gründungsdirigenten.

Info: hänssler classic 16088

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